Wilder Krokus gegen Garten-Krokus

wilder Krokus (Bild: adele sansone)

Botanische Informationen über den Krokus

  • 1. Der Krokus ist eine einkeimblättrige Pflanze, ein mehrjähriger Knollen-Geophyt (=Erdpflanzen: die austreibenden Organe überdauern im Erdboden) und gehört als Gattung zu der Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Sein Speicherorgan ist eine Knolle und diese schiebt unmittelbar nach der Schneeschmelze 2 bis 4 grasartige intensivgrüne BlätterKrokus im Schnee mit dem typischen hellen Mittelstreifen hoch. Stängel braucht er nicht, ihm genügt der lange Blütenstiel. Die Blüte reicht von weiß über hellviolett bis zu dunklem Lila. Er ist besonders Nektar- und pollenreich, für die Insekten nach dem langen Winter also besonders kostbar. Der Nektar wird an der Basis der schlanken Röhre abgesondert und steigt von da hoch, sodass er auch für Hummeln oder sogar Schmetterlinge (etwa erwachende Zitronenfalter) zugänglich ist.
  • Auch auf den Bergen blüht er als einer der Ersten.
  • 2. Es gibt etwa 80 Arten. Dabei unterscheidet man Frühjahrs- und Herbstblüher. Der Safrankrokus etwa ist ein Herbstblüher. Nicht verwechseln: die lila blühende Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist kein Krokus, sie stammt aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae).
  • 3. Etwa 30 Krokus-Arten stammen von der Balkan-Halbinsel. Dort und bis Anatolien gibt es die größte Artenvielfalt. Natürlich kommt der Krokus von Europa bis Nordafrika und bis in die gemäßigten Zonen Asiens vor. Heimisch in Europa ist der weiße oder zart lila blühende Alpenkrokus (Crocus vernus subsp. albiflorus). Er steigt bis in die Höhe von 2.800 m.

Crocus albiflorus (Bild: adele sansone)

Der Krokus, ein Energie-Genie

  • 4. Ist sein Stoffwechsel mithilfe der Nährstoffe in der Blumenzwiebel einmal in Gang gekommen, produziert er, wie das Schneeglöckchen, eigene Biowärme. Damit bringt der Sprössling beim Austreiben den umliegenden Schnee zum Schmelzen und kann so selbst durch eine dünne Schneedecke ungehindert an die Oberfläche gelangen. Die Zwiebeln produzieren beim Austreiben eine Wärme von acht bis zehn Grad (Thermogenese). Diese "Schneeschmelze" dient auch noch der Bewässerung und kann dann auch von den Wurzeln als kostbares Wasser wieder aufgenommen werden.
  • Blütezeit: Februar, März.
  • 5. Der Krokus hat keine Energie zu verschwenden, deshalb öffnet und schließt sich seine Blüte je nach Temperatur. Die Blüten reagieren bereits auf Unterschiede von weniger als 1° C. Ist das Vorfrühlingswetter eher ein kaltes, nasses "Schietwetter", lässt er die Blüte geschlossen und befruchtet sich selbst. Bei so einem Wetter kommt ja doch kein Insekt vorbei.
Der Krokus und sein Wettkampf mit dem Schnee

Krokus - voll eingeschneit (Bild: adele sansone)

Safran, Krokus, in der Antike nachgeforscht

  • 6. Safran (Crocus sativus) - ein Herbstkrokus - ist eine der kostbarsten Gewürzpflanzen der Welt. Er ist eine reine Kulturpflanze. Stammpflanze vermutlich Crocus cartwrightianus Herb. Wertvoll an ihm sind die stark färbenden orangeroten Griffel mit ihren Narben (Safranfäden). Safran wird und wurde für medizinische, färbereitechnische und kosmetische Zwecke verwendet. Polychroit nennt sich der goldgelbe Farbstoff. Man benutzte ihn auch zum Färben von allerlei Zuckerwerk, Kuchen und Likören. Safran im Übermaß hat narkotisierende Wirkung, die saponinhaltige Zwiebel ist giftig, kann aber durch Abkochen (siehe Tulpe) bekömmlich gemacht werden. 
  • 7. Das griechische Wort "kroke” heißt "Faden” (Safranfäden). Safran "Zarafan" wiederum stammt aus dem Arabischen und bedeutet gelb.
  • 8. In der griech. Mythologie gibt es den Jüngling Krokus, in den sich Gott Hermes verguckt hatte. Versehentlich oder aus Eifersucht tötete er ihn – aus diesem wurde die zarte Blume. Kochen kann man mit dieser auch noch - eines der besten Rezepte, der Risotto giallo!

Huch, wie schrecklich. Ein Krokus als Neophyt!

  • 9. Was in unseren Gärten angepflanzt wird, sind vorwiegend Krokus-Kreuzungen (Hybriden) und keine natürlichen Arten. Die meisten stammen von Crocus chrysanthus, Herkunft Türkei, ab.
  • 10. Der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) ist in jüngster Zeit zu einem der beliebtesten Frühblüher in Gärten und Parks geworden. Allerdings schlägt er über die Stränge. Denn Crocus tommasinianus wächst nicht brav auf den für ihn seitens der Gärtner vorgesehenen Rasenflächen, sondern er überschreitet Grenzen und breitet sich munter aus. Ob er bald als ungeliebte Invasionspflanze angesehen wird, muss sich erst zeigen. Noch rufen alle entzückt: "Schön!" Allerdings haben sie das bei Goldrute, Indischem Springkraut und Riesenbärenklau anfänglich auch gerufen.
Elfenkrokusse

Elfenkrokus in meinem Garten (Bild: a.sansone)

Amseln - wahre Streithähne

Amsel (Bild: adele sansone)

Last but not least - Der gelbe Krokus und der Amselmann - eine Tragödie

  • 11. Gelber Krokus kann wahre Tragödien hervorrufen. Erst in der Vogelwelt und anschließend beim Gärtner. Wer gelben Krokus anbaut, lebt gefährlich, denn - Wer gelben Krokus sät, kann Streithähne ernten. Vogelkundler haben es herausgefunden. Aufblühende dottergelbe Krokusse gleichen dem gelborangefarbenen Schnabel von männlichen Amseln. So schön und gut. Leider sehen Amselhähne im zeitigen Frühjahr, in der Balzzeit bei den gelben Krokussen rot und es kommt zu schauerlichen Revierkämpfen. Ist ja auch leichter einer ruhig stehenden Blume den Kopf zu zerrupfen, als einem flatternden Gegner. Typisch männlich. Wer also schon einmal ein zerzaustes Frühlingsbeet mit Krokussen vorgefunden hat und sich über die angerichtete Zerstörung empört hat, muss sich nun bei der zu Unrecht verdächtigten Nachbarskatze entschuldigen.

  • Die Amsel war's und nicht die Lerche! Frei nach William Shakespeare.

Ähem, räusper. Nur der Vollständigkeit halber. Krokus, also nicht die Pflanze, gibt es auch noch in Form einer Band. Krokus, eine schweizerische Hard-Rock-Band.

 

 

Mein persönliches Krokusfest

... findet nicht in Husum, sondern in Nordtirol statt. Wo es neben den alpinen Standortkrokussen sowohl im Garten als auch ein paar hundert Höhenmeter hinauf in den nahen Bergwiesen üppig blüht.

Ein kleiner Beitrag dazu findet sich auf meinem naturblog: Krokus

Nach 11 kommt 12

Wo können Sie in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz wunderbare natürliche Vorkommen noch bestaunen?
Ein paar Plätze habe ich gefunden:
Ö: Niederösterreich Krokuswiesen (Crocus purpureus) in Gresten. Dort blüht der Neapel-Krokus / Adriatischer Krokus (Crocus purpureus).

D: Im Nordschwarzwald, Zavelstein bei Bad Teinach, blüht zu Tausenden wiederum der Crocus neglectus

CH: Krokusblüte auf der Alp Sigel 1769 m

Das ist zwar kein natürliches Vorkommen, aber spektakulär; das Husumer Krokusblütenfest. Krokuszauber an der Nordsee:

Quellen

  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust, Nikol Verlag, 2012 HamburgB
  • Botanica, Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler, Geiser, Zuber, Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz, Haupt Verlag, 2008 Bern

Blaustern, Primel und Winterling

... diese hübschen Pflanzen 

übernehmen den Staffelstab für einen blüten- und artenreichen Vorfrühling.
Machen Sie mit, pflanzen Sie diese Frühlingsblumen.

Adele_Sansone, am 31.08.2013
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Bildquelle:
a.sansone (Spezielle Ideen für einen Frühlingsgarten)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Frühlingsblüher Primeln, Blaustern und Winterling)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wie halte ich blühende Primeln im Topf richtig?)
Tourismus und Stadtmarketing Husum GmbH (Das Krokusblütenfest in Husum ist ein Publikumsmagnet)

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