Die Geschichte von Aigues-Mortes - Und was bedeutet der seltsame Name?

Der französische König Ludwig IX führte gerne Kriege - Kreuzzüge. Deswegen erhielt er auch den Beinamen "Der Heilige" (und natürlich auch aus anderen Gründen). Er besaß jedoch keinen direkten Zugang zum Mittelmeer, was die kriegerischen Aktivitäten sehr beeinträchtigte, denn so war er auf die provenzalischen und italienischen Häfen angewiesen. Um diesen Missstand zu beheben, kaufte der König im Jahr 1246 ein kleines Stück Land im Mündungsgebiet der Petit Rhône von einem Kloster.

Es war auf den ersten Blick kein besonders guter Kauf: Das Gebiet bestand aus unangenehmen Sümpfen und war daher wenig attraktiv für andere Zwecke als für einen Militärstützpunkt. An diesen Zustand des Landes erinnert der Name "Aigues-Mortes", "Tote Wasser", denn die Sümpfe und deren Ausdünstungen waren der Gesundheit der Menschen und Tiere nicht gerade zuträglich.

Die Sümpfe konnte ein normaler Mensch natürlich nicht gebrauchen, aber aus militärischer Sicht, war der Ort gut geeignet für einen Stützpunkt: Wegen der engen Zugänge war die Stadt sowohl von Land- wie auch von der Seeseite aus schwer anzugreifen. Leider hörte er nicht auf die Ratschläge berühmter Architekten seiner Zeit: sie rieten ihm von der Wahl dieses Ortes unbedingt ab. Doch Ludwig ließ die Stadt hier erbauen - im Mündungsgebiet eines Flusses, der in ein gezeitenloses Meer fließt. Der Hafen begann zu versanden, als das Meer sich zurückzog.

Der Bau der Stadt war zum Ende des 13. Jahrhunderts endgültig abgeschlossen; im 14. Jahrhundert begann der Hafen unbenutzbar zu werden und der Handel schlief ein. Als 1481 die Provence an Frankreich fiel, wurde Aigues-Mortes auch nicht mehr als Militärstützpunkt benötigt, denn nun hatte Frankreich genug Häfen am Mittelmeer. Aus heutiger Sicht konnte nicht viel besseres passieren, denn so blieb die Stadt vor Angriffen verschont. Aus diesem Grund können wir sie heute in ihrem spätmittelalterlichem Aussehen bewundern.

Als der Handel wegen des versandeten Hafens zum erliegen kam, mussten sich die Bewohner etwas anderes einfallen lassen: Weinbau und Herstellung von Salz, das im Mittelalter als Konservierungsmittel äußerst wichtig war. Auch heute wird außerhalb der Stadt immer noch Salz gewonnen, besonders das Fleur de Sel.

Der große Turm Tour de Constance wurde im 17. Jahrhundert in ein Gefängnis umfunktioniert. in dem politische und religiöse Gegner des Königs eingekerkert wurden. Hauptsächtlich hatte man hier französische Protestanten (Hugenotten) eingesperrt wie z.B. Marie Durand, die als 15-jährige in das Verließ geworfen wurde und erst 38 Jahre später wieder freigelassen wurde. Sie soll das Wort "recicter" (resister = widerstehen) in die Mauern geritzt haben. Lange konnte Marie Durand die Freiheit nicht mehr genießen, denn wegen der Entkräftung durch die lange Gefangenschaft starb sie zwei Jahre später.

Ein Tor in die Vergangenheit (Bild: Selbst aufgenommen)

Treten wir ins Mittelalter ein (Bild: Selbst aufgenommen)

Stadtmauern (Bild: Selbst aufgenommen)

Eine Kirche wie aus einem Western

Tour de Contance aus der Ferne

Sehenswürdigkeiten in Aigues-Mortes

Die gesamte Altstadt von Aigues-Mortes ist eine einzige Sehenswürdigkeit. Wenn man sich der Stadt nähert, sich man den beeindruckenden Tour de Contance. Dieser mächtige Turm lässt die Stadt noch wesentlich beeindruckender wirken, als es die Mauern schon tun. Die gesamte Altstadt ist eingefasst in diese mittelalterlichen Stadtmauern; es handelt sich um ein Festungsviereck mit einem umlaufenden Wehrgang und zehn Toren.

Der Tour de Constance ist 40 m hoch und seine Mauern sind 6 m dick. Er diente zuerst als Bastion, Wohn- und Leuchtturm und ist in erster Linie natürlich unter militärischen Gesichtspunkten errichtet worden und enthält im Innern ein Gewirr aus Gängen und Treppen. Vom Turm aus kann man heute gegen eine Eintrittsgebühr von 7 Euro einen wunderbaren Ausblick auf das Umland und die Stadt genießen. Zusätzlich kann man für diesen Preis auch auf der Stadtmauern herumlaufen und sich wie ein Ritter fühlen.

Im Folgenden sollen einige Höhepunkte bei der Besichtigung von Aigues-Mortes erwähnt werden:

  1. Die Befestigungsanlagen, die von 15 Türmen unterbrochen werden, können wie bereits erwähnt gegen 7 Euro zumindest teilweise betreten werden. Die Mauern sind elf hoch ud bilden ein Viereck mit Längsseiten von 567 m und Schmalseiten von 301 m. Sie umschließen ein schönes, kleines Städtchen.
  2. Der Tour Carbonnière ist ein Verteidigungsturm, urkundlich zum ersten Mal 1346 erwähnt, der zwei Kilometer außerhalb der Stadtmauern steht. Er beschützte den einzigen Zugang durch den Sumpf zur Stadt, den es im Mittelalter gegeben hat.
  3. Vor den Mauern der Altstadt starten Boote zu einer Tour durch die Petit-Carmague. Die Fahrten von unterschiedlicher Dauer kosten entweder 7 oder 15 Euro, je nach Länge der Tour und nach Anbieter. Manchmal gehört ein Mittagessen mit zu der Fahrt und die Ziele, die bei Zwischenstopps besucht werden, können sich unterscheiden. Die meisten Touren halten an einer Stierfarm und bieten die Möglichkeit, Flamingos und die weißen Pferde der Carmague zu sehen, manchmal mit einer Pferdeshow.

Natürlich ist das längst nicht alles, was die Stadt zu bieten hat. Sobald Sie das erste Tor durchschreiten, werden Sie ins Mittelalter entführt. Zwar fahren hier Autos und es gibt einige moderne Häuser, aber man kann das Mittelalter in dieser Stadt immer noch spüren, dank der Stadtmauer und des hoch emporragenden Tour de Constance. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass zwischen den Restaurants und Touristenlädchen ein Kreuzritter um die Ecke biegt.

In den kleinen Gasse findet man - typisch für Frankreich - Feinschmeckerläden, Restaurants, Cafés. Überall kann man einheimische Spezialitäten essen wie z.B. Muscheln oder Gardianne de taureau - einem Gulasch aus Stierfleisch. Und das alles bekommt man innerhalb original mittelalterlicher Mauern.

Tour de Contance in seiner ganzen Pracht

Statue von König Ludwig IX (Bild: Selbst aufgenommen)

Noch mehr Stadtmauern

Tour de Contance thront über dem bunten Treiben in der Altstadt

Eines der Sträßchen in Aigues-Mortes

Zusammenfassung

Aigues-Mortes hat in beeindruckender Art und Weise das Mittelalter bewahrt. Man kann auch hier durchaus einen Tag verbringen, wenn man gemütlich durch die Stadt schlendert, etwas isst, die Atmosphäre genießt und eine Bootsfahrt unternimmt. Von der Menge der Sehenswürdigkeiten kann Aigues-Mortes es natürlich nicht mit Städten wie Nîmes aufnehmen, man kann die Stadt aber durchaus als ein kleines Carcasonne bezeichnen. Aigues-Mortes liegt in der Nähe von Autobahnen und Landstraßen, ungefähr sieben Kilometer von Le-Grau-Du-Rois entfernt und 30 Kilometer von Montpellier.

Wenn man gerade in Montpellier oder in der näheren Umgebung weilt, gehört Aigues-Mortes unbedingt zum Pflichtprogramm, sofern man sich für mittelalterliche Städte interessiert.

Autor seit 12 Jahren
68 Seiten
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