Lebenstraum Polarforschung

Roald Engelbregt Gravning Amundsen wurde am 16. Juli 1872 in Norwegen geboren. Seine großen Vorbilder waren John Franklin, ein britischer Polarforscher, der bei der Suche nach der Nordwestpassage ums Leben kam, und Fridtjof Nansen, ein Landsmann, der als erster Grönland durchquert hatte. Nansen wurde später auch Förderer des ehrgeizigen Roald Amundsen. Bis zur ersten eigenen Expedition musste Amundsen aber noch viel lernen. Er machte das Steuermannspatent und heuerte auf einer Reihe von Frachtern an, die die Polarmeere befuhren. Auf Empfehlung Nansens konnte Amundsen 1897 auf einer ersten Expedition ins Südpolarmeer teilnehmen – als Steuermann. Die "Belgica" bliebt jedoch im Eis stecken und die Mannschaft musste in der langen eisigen Südpolarnacht überwintern.

Amundsen: erste eigene Expedition im Polargebiet

Nach seiner Rückkehr machte Amundsen das Kapitänspatent und kaufte von seiner Erbschaft ein eigenes Schiff, die "Gjöa". 1903 bricht er damit in Kanada zur Erforschung der Nordwestpassage auf. Fast zwei Jahre lang galt Amundsen als verschollen. Für ihn war es jedoch eine lehrreiche Zeit, die er bei den Inuit verbrachte. Er lernte von den Eskimos den Umgang mit ihren Schlittenhunden, den Huskys, und das Überleben in der Eiswüste. Im August 1905, zwei Jahre nach seinem Aufbruch, traf Amundsen auf ein amerikanisches Schiff, das aus Westen kam. Die Nordwestpassage war gefunden. Bei seiner Rückkehr nach Norwegen wurde Amundsen als Held gefeiert. Aber er plante bereits seine nächste Expedition.

Bild: Amundsen im Eis, Wikimedia Commons

Der Wettlauf zum Südpol: Scott gegen Amundsen

Sein nächstes Ziel sollte der Nordpol sein. Die norwegische Regierung stellte Geld und das Forschungsschiff von Nansen, die "Fram", zur Verfügung. Als jedoch die Meldung um die Welt ging wonach zwei Amerikaner (Robert Peary und Frederick Cook) unabhängig voneinander den Nordpol bereits erreicht hätten, änderte Amundsen kurzfristig seine Pläne und brach zur Antarktis auf.

Der Südpol war damals ebenfalls heiß umkämpft. Amundsen erreichte am 14. Dezember 1911 den Südpol nur einen Monat vor seinem britischen Konkurrenten Robert Scott. Scott kam auf dem Rückweg ins Basislager kurz vor dem Ziel ums Leben. Der Triumph über die erfolgreiche Südpolexpedition gehörte Amundsen.

Die Luftfahrt erobert die Polarforschung

Die Wirren des ersten Weltkrieges und die Entdeckung der Luftfahrt für die Polarforschung gingen nicht spurlos an Amundsen vorüber. Seine nächste Expedition zur Erforschung der Beringstraße fand kaum Beachtung in der Welt und Konkurrenten brachen in der Zwischenzeit mit Flugzeugen zum Pol auf. Amundsen verstand die Zeichen der Zeit und sattelte von Hundeschlitten auf Luftfahrzeuge um. Er machte selbst den Pilotenschein. Zwei Versuche den Nordpol mit einem Flugzeug zu erreichen, scheiterten jedoch. Erst mit dem Zeppelin "Norge", geführt von dem italienischen Konstrukteur und Kapitän, Umberto Nobile, erreichte Amundsen den Nordpol. Allerdings wurde er in diesem Wettlauf nur zweiter hinter dem Amerikaner Byrd, der den Nordpol mit einem Flugzeug überflogen hatte. Zum Beweis hatte Byrd ein Sternenbanner über dem Pol abgeworfen. Noch etwas trübte Amundsens Erfolg: Nobile hatte den Zeppelin gesteuert und Nobile heimste den ganzen Ruhm für die Expedition ein. Der an Erfolg und Ruhm gewöhnte Amundsen war darüber sehr verbittert und schimpfte Nobile öffentlich "einen Vertreter einer halbtropischen Rasse, die für die Polarforschung ungeeignet wäre". Die nächsten Jahre verbrachte er zurückgezogen in seinem Haus in Norwegen. Sein ganzes Vermögen hatte er in seine Expeditionen gesteckt und nun stand er vor dem finanziellen Nichts.

Amundsen bricht zur Rettung von Widersacher Umberto Nobile auf - ... und kehrt nicht mehr zurück

Während sich Amundsen von der Welt zurückzog, plante Erzrivale Nobile, inzwischen von Mussolini zum General befördert, eine neuerliche Luftschiff-Expedition in die Arktis. Das Unternehmen scheiterte jedoch. Das Luftschiff musste in der weißen Eiswüste notlanden. Amundsen beteiligte sich an der internationalen Suchaktion, um den Feind zu retten – vielleicht, weil er noch einmal den Ruhm genießen wollte der Erste zu sein. Er charterte ein Flugboot und startete Richtung Spitzbergen. Dort sollte er jedoch nie ankommen. Ironie des Schicksals: Umberto Nobile und 7 weitere Überlebende aus seiner Expeditionsmannschaft konnten einige Tage später gerettet werden.

Das eisige Polarmeer hütet bis heute die Stelle, an der das Flugzeug mit Amundsen ins Meer stürzte. Das Wrack wurde nie gefunden. Im Jahre 2009 fand die bisher letzte Expedition statt, die mit einem unbemannten Tauchroboter nach dem Flugzeugwrack von Amundsen suchte.

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