Autofreie Tage

09-09-13 © tuk69tukIn den 1970er Jahren erzwang die Ölkrise die ersten autofreien Sonntage in Deutschland. Am 25. November 1973 zog es Millionen Deutsche an die Autobahnen - der Anblick der leeren Asphalt-Piste bzw. die vielen Radfahrer und Fußgänger darauf waren ein so exotischer Anblick, dass ihn keiner verpassen wollte.

 

Wer das Geschehen nicht live erleben konnte, wurde von den Medien reich mit geisterhaften Bildern versorgt. Die Tristesse des Herbstwetters und die ungewohnte Ruhe wirkten auf die meisten Deutschen wie ein Schock.

 (Bild: 09-09-13 © tuk69tuk) 

Kaum einer kam damals auf die Idee, das Symbol der leeren Autobahn als Startschuss für eine neue Epoche der Energiepolitik zu nehmen. Entsprechend siegte auch die Verdrängung über die ungewohnten Gefühle. Bis zum 16. Dezember 1973, dem letzten der gesetzlich verordneten autofreien Sonntage, galten schon wieder so viele Ausnahmegenehmigungen, dass es endlich wieder Staus gab. Das Energiesicherungsgesetz der sozial-liberalen Koalition, dass auch ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen beinhaltete, wurde nach dem Ende der ersten Ölkrise zügig wieder abgeschafft.

 

Und doch haben diese autofreien Tage die Welt verändert. Zum ersten Mal nahmen die Menschen in den westlichen Industrienationen sinnfällig wahr, dass Ressourcen und Wachstum begrenzt sind. Die Vorstellung eines verantwortlichen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen erhielt einen entscheidenden Impuls.

 

Autofreie Tage - Bewusstsein vs. Zwang

Während der gesamten Ölkrise bestand kein realer Benzinmangel, trotzdem kamen die Einsparmaßnahmen der Regierung unter ökonomischem Zwang zustande.

Für die ökologische Betrachtung des Ressourcen-Problems brauchte es noch zweieinhalb Jahrzehnte der Entwicklung. Der neue Impuls kam aus Frankreich - 1998 erklärte Paris die inneren Arrondissements am 22. September für einige Stunden zur autofreien Zone. Skaten auf der Avenue de Champs-Élysées, kostenlose Fahrräder an den Metro-Stationen, eine Vielzahl von Aktionen und Street-Performances - zum ersten Mal stand die Lust an der autofreien Stadt im Mittelpunkt des Interesses, und nicht der gesetzliche Zwang.

 

Ein Jahr später beteiligten 66 Städte - und das nicht nur in Frankreich. Italien und die Schweiz schlossen sich an. Das Verkehrschaos von Neapel war auf einmal nur noch halb so groß, in Rom war die Innenstadt sogar für die beliebten Mopeds gesperrt. Salerno kutschierte seine Kinder mit Ponys zur Schule. Der Bürgermeister von Palermo sprach von einem "europäischen Referendum". Tatsächlich ist aus der Dreiländer-Aktion mittlerweile ein weltumspannendes Ereignis geworden.

 

Als Europaweiter Autofreier Tag wurde der 22. September von der damaligen EU-Umweltkommissarin Margot Wallström im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es die European Mobility Week, in der Städte für umweltfreundliche Mobilität werben und eigene Maßnahmen vorstellen. 2011 beteiligten sich über 2.000 Städte an der Aktion - die Spitzenreiter sind inzwischen Spanien und Österreich.

 

Unabhängig von der EU-Vorgabe gestalten viele Städte und Gemeinden mittlerweile ihre eigenen autofreien Tage - ein Zugpferd bei der Steigerung der Touristenzahlen. Das Entdecken wirtschaftlicher Effekte bedeutet keine Absage an den ideellen Gehalt des Tages. Es ist lediglich so, dass die Bürger immer weitere Vorteile erkennen, wenn der Blick für weniger Verkehrsbelastung erst einmal frei gemacht worden ist.

Das ist der Sinn des autofreien Tages, und so verändert er die Welt eben Stück für Stück.

 

Autofreier Tag - die Vorteile

 

04-12-11 © EduardHarkonen(Bild: 04-12-11 © EduardHarkonen)

Ein autofreier Tag bringt eine erhebliche Verringerung von Kohlendioxid-Emissionen und anderer Schadstoffe, verursacht weniger Lärm und wirkt sich damit positiv auf die Gesundheit und das Lebensgefühl der Anwohner aus. 

Der positive Effekt besteht jedoch nur zum geringsten Teil in der Verringerung der Schadstoffe, die mit der Vermeidung von Autoverkehr in den jeweiligen Städten erzielt werden. Denn dieser Effekt multipliziert sich. Wenn nur 400 Menschen von einem autofreien Tag den Gedanken mitnehmen, auf die Nutzung Ihres Autos einen Tag im Jahr bewusst zu verzichten, werden 500 kg Kohlendioxid-Emission eingespart.

 

Diese Rechnung lässt sich wie eine Kettenreaktion fortsetzen. Und sie lässt sich weiter ausbauen.

Schon eine Sprit sparende Fahrweise kann bis zu 10 % weniger Abgase erzeugen. Dann können nur 20 Autofahrer bereits eine Tonne Kohlendioxid-Emission vermeiden. Wenn Navigationssysteme genutzt werden, sinkt die gefahrene Kilometerleistung - unnütze Wege werden vermieden und damit ebenso umweltschädliche Abgase.

 

Navigationssysteme sollten bei der Anschaffung auch auf ihren Nutzen beim Spritsparen hin gesehen werden. Allein dadurch rentiert sich der Preis eines Navigationssystems innerhalb weniger Jahre, ganz abgesehen vom Komfort, den ein solches Gerät bietet.  

Den größten Effekt rufen natürlich individuelle Neuorientierungen in der Mobilität hervor. Wege bis zu 10 Kilometern können auch problemlos mit dem Fahrrad zurückgelegt werden - wer diese beherzigt, kann in der Regel seine Autokilometer in der Stadt halbieren.

 

Im Übrigen sind auch Outdoor-Aktivitäten, mit denen die Autofahrer in die freie Natur aufbrechen, keine Sünde. Wer das Fahrrad auf dem Autodach mitnimmt und für den Ausflug nutzt, kommt zu einem echten Erlebnis, das auch der eigenen Gesundheit zuträglich ist.

 

Im Übrigen leisten mobile Navigationsgeräte auch beim Biken und Wandern sehr gute Dienste. Vieles von dem, was am Auto Spaß macht, lässt sich auch in andere Bereiche "mitnehmen". Autofreie Tage wollen den Individualverkehr nicht abschaffen, sondern begrenzen.

 

Autofreier Tag - das Beispiel Taipeh

 

Taiwan hat wie alle asiatischen Millionenmetropolen mit einer hohen Schadstoff-Belastung der Luft zu kämpfen. Im Gegensatz zum großen Nachbarn China ist das Fahrradfahren in der 3-Millionen-Stadt Taipeh viel weniger verbreitet - und der "Carfree Day" ist ein wirkungsvoller Anlass, diese Variante der umweltbewussten Mobilität intensiv zu propagieren.

 

Wenn in Taipeh am 22. September der Platz vor dem Rathaus zur autofreien Zone erklärt wird, ist auch das örtliche Fahrradverleihsystem "Youbike" mit von der Partie. Innerhalb eines Jahres haben die knall-orangenen Fahrräder schon 30.000 Nutzer gefunden. Regelmäßig sind etwa 6.000 Menschen in der Metropole Taipeh mit Youbike-Fahrrädern unterwegs. Das schafft eine spürbare Entlastung in der Verkehrsdichte wie bei der Luftqualität.

 

In Deutschland sorgt das Car-Sharing-Modell für Furore. Es beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die großen Städte wie Berlin oder München. 2012 nutzten bereits fast eine halbe Million Autofahrer den Service. In Deutschland gibt es jetzt 343 Städte und Gemeinden mit stationsbasiertem Carsharing, bei dem die Autos an einem festen Punkt abgeholt und wieder abgeben werden. Dazu kommen die "Free Floating"-Dienste, bei denen das Auto beliebig in der Stadt abgestellt werden kann. Diesen Service nutzten 2012 fast 200.000 Menschen.

 

International liegt Deutschland beim Carsharing hinter den USA auf Platz 2 in der Pro-Kopf-Rechnung. Die Ideen zur Verminderung von CO2-Emissionen sind längst in der Autobranche selbst angekommen. Von autofreien Tagen wird letztendlich jeder inspiriert.

 

Weitere Informationen zum Thema Fahrzeugortung und Sprit sparen finden Sie auf www.fahrzeugortung.com

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