Im Jahre 9 nach Christus stieß das Römische Reich erstmals an seine Grenzen. Sie gaben das Gebiet Germanien auf. Das erste Mal in der Geschichte des römischen Imperiums wurde auf eine Provinz verzichtet. Grund hierfür war die verheerende Niederlage in der Varusschlacht, in deren Verlauf etwa 5.000 einfache Germanen 200.000 römische Soldaten besiegten.

Nach dieser Schlacht wurden von Rom noch hin und wieder Kämpfe gegen Germanen geführt, die allerdings wenig Auswirkungen hatten. Die Reichsgrenze stand praktisch fest und wurde eher von den Germanen überschritten, die plünderten. 

Der Limes - Entstehung und Fall

Unter Kaiser Trajan, der 98 bis 117 regierte, wurde im Jahre 100 ein Patrouillenweg angelegt, der dem Verlauf des späteren Limes folgte. Auch entlang des späteren Hadrianswalls wurde ein solcher Weg eingerichtet.

Zwanzig Jahre später, unter Kaiser Hadrian, wird der Limes palisade errichtet. Die Grenze wird also nicht nur durch Wachtürme und Patrouille festgesetzt, sondern durch eine Holzwand, die bei der Mitte des Rheins beginnt und diesen mit der Donau bei Regensburg verbindet. Dafür wird Raetien, ein Gebiet, dass eigentlich zu Germanien gehörte von den Römern übernommen.

So steht der Limes fest, bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts. Zu dieser Zeit sind die Römer durch Pest und schwere Winter geschwächt; die Germanen dagegen besser organisiert. Bei einem Angriff durch die Alamannen hält der Grenzwall nicht mehr stand. Das genaue Datum ist umstritten, aber es wird wohl zwischen 253 und 260 gewesen sein, als der Limes aufgegeben wurde. Und sich die Römer an die Grenzen Donau, Rhein und Iller zurückziehen.

Verlauf des Limes

limes (Bild: maps-for-free.com)

Sicherung der Grenzen

Die Flussgrenzen zu sichern war dank ihrer Baukunst kein Problem für die Römer. Sie bauten Boote, die sehr wendig und schnell waren und von Soldaten gerudert wurden. Dadurch konnten sie die Flussgrenzen ohne Probleme absichern und bei Bedarf an Land gehen. So wurden Römerstädte wie Köln, Mainz oder Regensburg vor den Germanen geschützt.

Die Architektur des Limes

Bei Rheinbrohl steht der Erste von insgesamt 900 Wachtürmen entlang des Limes. Diese Türme hatten alle Sichtkontakt zueinander und sahen gut auf das feindliche Land. 

Das Bauwerk verläuft Schnurgerade durch die Landschaft ist oft direkt auf Hügeln platziert. Somit können die Wachposten sowohl das eigene als auch das Land der Germanen überwachen.

Römerturm bei Rheinbrohl (Bild: pixelio.de)

Germanen und Römer als Handelspartner

Stolz verkündet der römische Chronist Tacitus in einer seiner Schriften: "Wir haben sie schon dazu gebracht Geld anzunehmen." Gemeint sind die Germanen, die mit der Zeit beginnen Geld als Zahlungsmittel zu akzeptieren und regen Handel mit den Römern zu treiben. Denn das Römische Reich braucht dringend Holz und Germanien ist zu dieser Zeit fast komplett mit Wald bedeckt. Die Germanen verkaufen Holz, Stein und fördern Metall; dafür nehmen sie römische Münzen oder Schmuck.

Doch nicht alle waren romfreundlich. Es gab auch Germanen, die Gold oder Schmuck von den Römern rauben. Die Beute wird, unabhängig davon ob es sich um Kunst handelte, aufgeteilt und dabei viele Kunstwerke zerstört. Es zählte nur der Materialwert. Von diesen Germanen ging tatsächlich eine Gefahr für das Römische Reich aus.

Die Saalburg am Limes (Bild: pixelio.de)

Funktionen des Limes

Welche Funktionen der Limes erfüllte, ist unklar. Die genaue, schnurgerade Bauweise deutet darauf hin, dass die Römer den Germanen ihre Bildung, ihre Möglichkeiten verdeutlichen wollten. Doch auch ihre Macht wollten sie ihnen unter die Nase reiben, denn nur ein wirklich mächtiger Kaiser kann veranlassen ein solches Bauwerk zu errichten.

Der Limes könnte natürlich auch zur Verteidigung gedient haben und zur Sicherung der Grenze. Dass er aber rein diesem Zweck diente, ist eher unwahrscheinlich. Auf jeden Fall aber sollten die großen Römerstädte vor der Barbarei, den Raubzügen der Stämme geschützt werden, die immer wieder die Grenze überschritten um Beute zu machen.

Von sehr großem Nutzen war der Limes auch für die Informationspolitik der Römer. Da die Wachtürme alle Sichtkontakt hatten, konnten Nachrichten und Meldungen innerhalb von Sekunden durch Feuerzeichen oder Töne weitergegeben werden und gelangten so schnell zu ihrem Bestimmungsort.

Durch den regen Handel, der sich zwischen Römern und Germanen entwickelte, könnte der Limes auch als eine Art Zollstelle gedient haben. Darauf deuten die etwa zehn Meter breiten Grenzübergänge hin, die bei Ausgrabungen gefunden wurden. 

Der Hadrianswall - Eine Mauer gegen dünn besiedeltes Land?

Auch am nördlichsten Punkt des Römischen Reiches, Britannien, mussten die Römer einsehen, dass sich das Imperium nicht unendlich vergrößern kann. Unter Kaiser Hadrian wurde im Jahre 122 der Hadrianswall errichtet, der das Römische Reich von den Barbaren im Norden trennen sollte.

Die Funktion des Walls zu erklären ist schwierig. Zwar lebten nördlich des Hadrianswalls die Krieger aus den Highlands, doch das Gebiet war sehr dünn besiedelt. Von den Römern wurden die schottischen Stämme der Highlands als Pikten bezeichnet. Was "die Bemalten" bedeutet, da sie sich tätowiert haben sollen. Genau wie die Germanen waren die Pikten kein eigenes Volk, sondern bestanden aus verschiedenen Stämmen, die auch unterschiedliche Kultur hatten.

Alle zeichneten sich aber durch ihren Stolz und vor allem ihren Drang nach Freiheit aus, weshalb sie sich gegen die Römer, die sie ihrer Freiheit berauben wollten, zusammenschlossen. Nur in solchen Kriegszeiten wurde ein Anführer, ein sogenannter Warlord von den Clans akzeptiert.

Bilder des Hadrianswall

Looking East to Kings Hill and Sewingshields Crag, Hadrians Wall, England (Bild: James Emmerson)

Geniale Verteidigungsstrategie

Der Hadrianswall war durchlässig. Alle 1,3 Kilometer gab es befestigte Übergänge. Doch wozu baut man eine Mauer, wenn man dann Durchgänge einbaut?

Die Überlegenheit der römischen Armee konnte nur in Feldschlachten ausgeschöpft werden. Da störte eine Mauer nur. Wenn Barbaren einen Übergang angriffen, konnten die Römer aus den benachbarten Übergängen herauskommen und die Angreifer noch vor dem Wall, auf freiem Feld überraschen, während auch von innen Soldaten die Grenze verteidigten. 

Verlauf von Hadrianswall und Antoninuswall

Hadrianswall (Bild: maps-for-free.com)

Im Jahre 140 wurde unter Kaiser Antoninus Pius die Grenze nach Norden verschoben und dort der Antoninuswall gebaut. Dieser Wall bestand aus riesigen Erdwällen, wurde aber vermutlich nicht fertig gebaut. Vor dem Antoninuswall wurden Fallgruben gegraben. Offensichtlich hatte der Kaiser Angst vor der Gruppierung der Barbaren. 160 gaben die Römer den neuen Wall allerdings auf und zogen sich wieder an den Hadrianswall zurück.

Funktion des Hadrianswalls

Es liegt die Vermutung nahe, dass das gigantische Bauwerk die Macht von Kaiser Hadrian unterstreichen und verdeutlichen sollte. Denn rein zur Verteidigung hätten auch weniger überwältigende Mittel gereicht. Doch der Kaiser wollte damit mit großer Wahrscheinlichkeit ein Zeichen setzen, wie groß seine Macht und sein Einfluss sind.

Trotz allem bleiben die Grenzbauten ein Rätsel. Es könnte durchaus sein, dass sie wirklich zur Verteidigung gebaut wurden. Das Römische Reich war ständig von allen Außengrenzen bedroht, wobei die Germanen oder Pikten noch die geringere Gefahr darstellten. Vielleicht hatte Rom Angst vor den Barbaren, da sie nicht kontrolliert werden konnten. Aber vielleicht auch nicht.

Fakt ist, dass ohne den Limes Großstädte wie Köln, Regensburg, Mainz oder Bonn, nie so groß geworden wäre, wenn dort nicht die Militärlager der Römer gewesen wären.

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