Zielgruppenklatsche - Auto der Zukunft - Ein Mechaniker klagt an

Kollegen, reicht euch die Hände und haltet euch gut fest! Es scheint unausweichlich: Der Elektroantrieb wird kommen. Das Auto der Zukunft wird einen Elektromotor haben. Auf unseren Straßen in Deutschland. In nicht allzu ferner Zukunft.

 

Schon jetzt sind Elektromotoren serienmäßig in Hybridfahrzeugen eingebaut. Dort unterstützen sie den Verbrennungsmotor oder überbrücken kurze Strecken, zum Beispiel zwischen zwei Ampeln.

Zielgruppenklatsche - Auto der Zukunft

Auto der Zukunft - Sackgasse Verbrennungsmotor

Aber das ist erst der Anfang. Die Technik funktioniert. Die ersten ernstzunehmenden, rein elektrisch betriebenen Autos stehen kurz vor der Einführung. Es klingt nach Hohn, vom Auto der Zukunft zu sprechen - es könnte schon morgen eingeführt werden. Was bedeutet das für uns Schrauber, Tüftler, Mechaniker? Unsere Jobs sind bedroht, so sieht es aus!

 

In den vergangenen Jahren waren die Autohersteller gut zu uns. Die Motoren wurden immer komplizierter. Der Platz unter der Motorhaube wurde immer besser ausgenutzt. Bastler, die in den 80er Jahren noch in ihrer Freizeit am Auto schraubten und sich so den Besuch einer Werkstatt ersparten, konnten ab den frühen Neunzigern an ihren Neuwagen nicht einmal mehr eine Glühlampe austauschen. Dazu war dann Spezialwerkzeug erforderlich. Und bei so manchem Kleinwagen musste der halbe Motor ausgebaut werden, um den dafür nötigen Platz zu schaffen. Das waren goldene Zeiten für die Männer unseres Fachs!

 

Aber damit wird schon bald endgültig Schluss sein! Nicht, dass die Bastler am Auto der Zukunft und am Elektromotor wieder selbst schrauben könnten, so ist es nicht. Stattdessen gibt es gar keinen Grund mehr, an einem Elektromotor zu schrauben!

 

Was, liebe Mechanikerkollegn, treibt denn die Leute in unsere Werkstätten? Ruckelnde Motoren, der kaputte Auspuff, verschlissene Getriebe, Öl im Kühlwasser... Alles, was an einem Verbrennungsmotor eben kaputt gehen kann. Das war aufwendig, das wurde teuer. Beim Auto der Zukunft ist Schluss damit!

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Wenn schon nach dem Ölzeitalter die Wasserstoffära anbrechen soll, dann sollte das Auto der Zukunft den Wasserstoff doch bitte in einem Verbrennungsmotor verbrennen und nicht per Brennstoffzelle Strom daraus herstellen. Das ist auch umweltfreundlich: Es entsteht kein Abgas, reines Wasser ist die einzige Emission. Aber auch ein Wasserstoffkolbenmotor will geschmiert sein und braucht ein Getriebe. Das heißt, es gibt in einem solchen Auto der Zukunft genug Verschleißteile, die regelmäßig einen Werkstattbesuch rechtfertigen. Und wenn es nur zum Ölwechsel ist. Wenigstens dafür sollte eine Fachwerkstatt besucht werden müssen.

Was bleibt uns denn sonst noch, wenn das Auto der Zukunft Realität geworden ist? Winterreifen gegen Sommerreifen tauschen? Frontscheiben bei Steinschlag ausbessern? Das Blech ausbeulen und Kratzer beseitigen? Dafür gibt es schon viele billige Konkurrenten, die diese Rosinen heraus gepickt haben. Die brauchen für einfache Dienstleistungen kein Fachwissen und schon gar keinen Meistertitel.

 

Die haben alles standardisiert und deren Mitarbeiter können nur die nötigsten Handgriffe. Wofür also wird man das Auto der Zukunft zu uns bringen? Für Reparaturen? Wenn wirklich ernsthaft etwas kaputt ist, dann handelt es sich schnell um einen wirtschaftlichen Totalschaden und niemand wird einen Reparaturauftrag vergeben. Liebe Hersteller, stattet also bitte jedes Auto der Zukunft mit einem Verbrennungsmotor aus! Wir Mechaniker lieben Verbrennungsmotoren mit all ihren Macken, denn der Verbrennungsmotor garantiert uns, dass wir auch am Auto der Zukunft noch etwas zu reparieren haben. Damit wir zukünftig überhaupt noch etwas zu tun haben! Sonst wäre ja nicht einmal mehr der regelmäßige Ölwechsel fällig!

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Hat das Auto der Zukunft einen Elektromotor, in dem Magnete für Antrieb sorgen, ohne sich dabei zu berühren, dann geht kaum noch etwas kaputt. Selbst der Tuningfachhandel wird Einbußen verbuchen. Denn der Elektromotor bringt ab der ersten Sekunde volle Leistung. Da braucht es keine scharfe Nockenwelle oder gar einen Sportauspuff. Ein Ampelsieger von heute wird schon morgen ganz blöde aus seiner aufgemotzten Karre dem Auto der Zukunft hinterher gucken, wenn so ein Serienelektroauto wie am Gummiband gezogen davon surrt.

 

In diesem Sinne, liebe Politiker, liebe Ölmultis, liebe Automobilhersteller: Lasst das mit den Elektroautos bleiben. Es hat doch schon seit den 70er Jahren ganz gut geklappt, dass trotz vorhandener Technologie kein Elektroauto den serienmäßigen Weg auf die Straße gefunden hat. Macht weiter so. Und wenn schon Wasserstoff der Kraftstoff der Zukunft sein soll, dann doch bitte ohne Elektromotor und ohne Brennstoffzelle. Bitte schön störanfällig und mit einem Motor, der so schön verschleißt wie die aktuellen Diesel und Benziner.

Anmerkungen zum Auto der Zukunft

Wenn trotz vieler Versprechen und Ankündigungen der Politiker und Automobilhersteller auch in naher Zukunft keine bemerkenswerte Anzahl von reinen Elektrofahrzeugen auf unseren Straßen zu finden ist, dann wissen wir, welche Interessen sich durchgesetzt haben: Die der Mechanikermeister und Vertragswerkstätten. Von denen der Ölförderstaaten ganz zu schweigen.

Nichts neues: Das Elektroauto

Elektroauto bezeichnet ein durch elektrische Energie angetriebenes Automobil. In den letzten Jahren erfährt das Elektroauto wieder gesteigerte Aufmerksamkeit. Es entstand mit diesem Thema der Begriff Elektromobilität, der von Politik und Medien nun häufig gebraucht wird, um den Einsatz und die Rahmenbedingungen für Elektrofahrzeuge zu beschreiben. Elektroautos werden vor allem nach dem Konzept kategorisiert und benannt, wie dem Elektroantrieb die notwendige elektrische Energie...

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es immer wieder Umwälzungen, oft ausgelöst von neuen Technologien. Es ist absehbar, dass eine Verlagerung hin zu elektrisch angetriebener Mobilität Berufsbilder verändern wird.

Aber es gibt mehr als 50 Millionen zugelassene Pkw mit Verbrennungsmotor auf den Straßen. Wer sich mit dieser Technik auskennt, wird über Jahrzehnte damit beschäftigt sein, diese Flotte am Laufen zu halten.

Berufseinsteiger sollten allerdings schon heute darauf achten, dass sie sich ausreichend mit der Elektrotechnik auseinandersetzten. Sie sollten sich nicht nur mit den elektrischen und elektronischen Hilfs- und Unterstützungssystemen wie Fensterheber, Servomotoren usw. auskennen, sondern sich schon jetzt in der Elektromotorentechnik qualifizieren. Das schließt auch Kenntnisse in Akkukunde und Brennstoffzellen ein. Leute mit diesem Fachwissen werden gefragt sein.

Das Auto der Zukunft sollte ein Elektroauto mit Brennstoffzelle sein. Liebe Mechaniker, bitte überwindet eure Ängste und stellt euch nicht gegen diese Technologie, die den höchsten Wirkungsgrad hat und somit am umweltfreundlichsten und wirtschaftlichsten ist. Nur dann wird eine bessere Zukunft für uns alle möglich.

Auch wenn sich der Kreis der Menschen, die sich heute sorgen, um diejenigen erweitern lässt, die Autoersatzteile vertreiben, Kraftstoffe vertickern und darauf setzen, dass es auch in Zukunft genug Gebrauchtwagen mit Motorschaden gibt, um den Autofahrern frisch hergestellte Neuwagen zu verkaufen.

textpressi, am 28.01.2011
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