Die Beschneidung der Frau gilt längst als umstrittene Tradition zahlreicher Kulturen. Hierbei werden Teile oder aber auch gesamte Bereiche der weiblichen Geschlechtsteile entfernt. Die Prozedur erfolgt zum größten Teil altersunabhängig. So sind bereits Säuglinge betroffen, ebenso aber auch erwachsene Frauen. Überwiegend erfolgt die Durchführung der Beschneidung jedoch während der Pupertät.

Warum erfolgt die Beschneidung der Frau?

Die Gründe für eine Beschneidung der Frau sind recht unterschiedlich. Reichen von Traditionsdenken, über ästhetische Vorstellungen bis hin zu medizinischen Mythen und der Unterdrückung der weiblichen Sexualität.

 

Die Beschneidung der Frau aus Tradition

Der wohl am häufigsten vorzufindende Grund für eine Beschneidung der Frau ist die Tradition. Menschen bestimmter Kulturen, in denen die Prozedur Gang und Gäbe ist, sind auf Grund der jahrelangen Durchführungen der Ansicht, dass es sich bei der Beschneidung der Frau um eine absolut notwendige Sache handelt. So erfolgt die Beschneidung nicht einfach so, sondern zum größten Teil mit hochgelobten Feierlichkeiten als Ritual. Während solcher "Veranstaltungen" stehen die Mädchen im Mittelpunkt. Im Anschluss daran gelten sie als erwachsene Frau.

 

Ästhetische Vorstellungen

Andere Kulturen wiederum betrachten eine Nichtveränderung als unästhetisch. So ist der wesentliche Grund für die Beschneidung der Frau, die Umgestaltung der Genitalien, entsprechend des vorherrschenden Schönheitsideals. Wobei die Vorstellungen eines entsprechenden Schönheitsideals von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind. Als Beispiel gibt es einige Kulturen, welche die Klitoris der Frau als Rest des männlichen Penis betrachten. Durch die Beschneidung der Frau soll diese mehr Weiblichkeit ausstrahlen.

Medizinische Mythen

In ganz seltenen Fällen sind auch medizinische Mythen Auslöser für die Durchführung des Rituals. Die jeweiligen Kulturen gehen davon aus, dass eine nichtdurchgeführte Beschneidung der Frau zu gesundheitlichen Problemen bei der Frau, sowie bei dem Geschlechtspartner und schlussendlich auch zu Fruchbarkeitsproblemen führen würde. Diesen Vorstellungen zufolge ist die Klitoris ein Organ, welches den Ehemann oder das ungeborene Kind sogar töten kann.

 

Beschneidung der Frau um die weibliche Sexualität zu unterdrücken

Kritiker der weiblichen Beschneidung sehen in der Unterdrückung der weiblichen Sexualität den wohl größten Grund für die Durchführung. Da es bei der Beschneidung der Frau einige unterschiedliche Vorgehensweisen gibt, existizieren auch solche, die die Lust der Frau extrem einschränken und sogar dazu beitragen können, dass die Frau keinen Orgasmus mehr spüren kann. Über dies führt die Beschneidung der Frau auch dazu, dass diese während des Geschlechtsverkehrs extreme Schmerzen verspürt. Diese Folge soll dazu beitragen, dass Frauen bis zur Ehe ihre Jungfräulichkeit behalten und in der Ehe nicht in Versuchung kommen, den Mann zu betrügen.

Welche Komplikationen können durch eine Beschneidung der Frau auftreten?

Es gibt zahlreiche Komplikationen, die während oder infolge von einer Beschneidung auftreten können. Damit ist nicht nur die eingeschränkte Sexualität gemeint, sondern ebenso akute, lebensgefährliche Zustände, die aufgrund der zumeist unhygenischen Bedingungen auch tödlich enden.

Akute Komplikationen

Zu den akuten Komplikationen zählt unter anderem der hohe Blutverlust, welcher schlussendlich bis zum Tod führen kann. Daneben aber auch Infektionen aufgrund der schlechten hygischen Bedingungen, die ebenfalls, bis zum Tod führen können.

Unfruchtbarkeit

Laut einer Studie von 2003 und 2004 liegt das Risiko einer Unfruchtbarkeit bei einer beschnittenen Frau wesentlich höher, als bei einer unbeschnittenen Frau.

Komplikationen während einer Geburt

Einer Studie aus dem Jahr 2006 kann entnommen werden, dass sich die Beschneidung der Frau auf spätere Geburten auswirkt und infolge dessen zu Komplikationen führt. Die Komplikationen wirken sich dabei nicht nur auf die Mutter, sondern ebenso auf das Kind auf.

Einschränkung der Sexualität

Nicht zu Letzt führt die Beschneidung der Frau zu einer Einschränkung der Sexualität. So kommt es zur eingeschränkten Fähigkeit einen Orgasmus zu empfinden, in einigen Fällen ist es auch gar nicht möglich. Daneben führt die Beschneidung auch zur Überempfindlichkeit und zu Schmerzen während des Sexualaktes.

Die Beschneidung der Frau bei vollem Bewusstsein

"Dies ist ein Nachtrag"

Die Beschneidung der Frau erfolgt bei vollem Bewusstsein und wird in der Regel durch andere Frauen, nicht selten der Familie angehörig (Mutter, Tante, etc.) durchgeführt. Die Mädchen oder Frauen erleben das volle Prozedere mit - was die Thematik "Beschneidung der Frau" noch einmal deutlich verschärft!

Initiativen gegen die Beschneidung bei Frauen

Betroffenen Frauen und Mädchen nützen alle Informationen zum Thema "Beschneidung bei Frauen" nichts. Viel wichtiger sind Hilfen, die in Anspruch genommen werden können. Beratungen und Initiativen. Darum nochfolgend ein paar wenige, weiterführende Links. Sowohl betroffene Frauen und Mädchen, als auch diejenigen die helfen wollen, können sich an entsprechende Adresse wenden.

stop-mutilation e.V.
Initiative gegen die Beschneidung von Mädchen in Europa und Afrika. Beratungsstellen, medizinische Sprechstunden und diverse Projekte

(I)NTACT e.V
Internationale Aktion gegen die Beschneidung von Frauen und Mädchen. Unterschiedliche Projekte, Möglichkeiten zu unterstützen

Auch zu erwähnen: Die Beschneidung des Mannes

"Auch dies ist ein Nachtrag"

Die Beschneidung der Frau sorgt zumeist für mehr Aufsehen als solche des Mannes. Warum? Die meisten von uns kennen nur die operativ und unter Schmerzmitteln erfolgende Vorhautbeschneidung. Alle die sich bereits damit auseinander gesetzt haben wissen, dass diese einige Vorteile haben kann. Damit ist nicht nur das verbesserte Sexualleben, sondern auch die besseren hygenischen Bedingungen gemeint, welche vor allem in unterentwickelten Ländern eine große Rolle spielen. Ebenso erfolgt die Vorhautentfernung bei Männern aus Notwendigkeit.

Dennoch gilt an dieser Stelle zu erwähnen, dass es nicht immer so ist! Es gibt ebenso Kulturen, bei denen die Männer/Jungs unter der Beschneidung zu leiden haben!!!

So gibt es noch heute einige Kulturen, die sogenannte Initationsriten durchführen, bei denen die Jungs bewusst den Schmerz über sich ergehen lassen müssen. Ziel dieser Riten ist die Aufnahme des Mannes in die Gemeinschaft. Für diese Aufnahme muss er sich bewusst Krisensituationen aussetzen und sich bewähren, um ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu werden. Nicht selten müssen dabei schmerzhafte und demütigende Prüfungen abgelegt werden, die wie folgt aussehen können:

  • die Bambaren und Dogen im westafrikanischen Mali beschneiden die Jungs bei vollen Bewusstsein!
  • bei einigen Kulturen ist es Brauch, den Männern wenige Wochen nach der Beschneidung den Penis in der Mitte aufzuschlitzen und die Harnröhre vollständig oder partiell zu spalten!
  • In Indonesien werden den Jungs zu Beginn der Pubertät Bambus- oder Metallkugeln in den Penisschaft oder in die Eichel eingesetzt!

Daneben gibt es mit Sicherheit noch viele weitere Riten, die entsprechend schmerzhaft für die Jungs/Männer sind.

Bildquellenangabe: VorschaubildDetlev Beutler  / pixelio.de

Autor seit 13 Jahren
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