Die Wabe als Teil des Superorganismus Biene

Eine einzelne Biene kann nicht lange überleben. Sie braucht ihr Volk und dieses Volk kann nur als Ganzes überleben. Dazu baut es sich in Baumhöhlen oder anderen Hohlräumen oder in den Behausungen, die der Imker ihnen anbietet, Waben aus unzähligen kleinen sechseckigen Zellen. Ihre sicher wichtigsten Funktionen bestehen darin, dass die Bienen in den Zellen ihre Nahrung lagern und ihren Nachwuchs heranziehen. Die Königin legt in jede Zelle ein Ei, in dem dann die Biene heranwächst. Sie wird zunächst als Larve gefüttert, verpuppt sich in der Wachszelle und schlüpft später als fertiges Insekt. Die nun wieder leere Zelle, wird nach einer gründlichen Reinigung durch die Putzbienen im Bau von der Königin erneut gestiftet. Schon allein die Größe der einzelnen Zelle enthält dabei eine wichtige Information. Ungefähr 90 Prozent der Zellen haben einen Durchmesser von 5,2 bis 5,4 Millimeter. Bei den restlichen Zellen am Rand sind es ungefähr 6,2 bis 6,4 Millimeter. Die Königin ertastet die Größe und legt in die kleinen ein befruchtetes Ei, aus denen sich die weiblichen Arbeiterinnen entwickeln, und in die großen Zellen ein unbefruchtetes Ei, aus denen die männlichen Drohnen schlüpfen. Die Waben sind also nicht nur Kinderstube, sondern auch Informationsträger für die Königin. 

Bienenwachs für die Waben, wo kommt es her?

Faszinierend am Bienenstock ist, dass sich die Bienen die erforderliche Umgebung, die ihr Nachwuchs benötigt, selbst schaffen. Dabei sind sie nicht auf fremdes Material aus ihrer Umwelt angewiesen. Sie produzieren das Wachs für ihren Bau selbst und gestalten diesen so, wie es die Situation im Volk erfordert. Wachs wird also nicht gesammelt, wie früher vermutet, sondern selbst produziert. Auf der Bauchseite der Biene befinden sich die Wachsdrüsen, die bei einer Arbeitsbiene zwischen dem 12. und dem 18. Lebenstag am leistungsfähigsten sind. In dieser Zeit leben sie im Bau als sogenannte Baubienen. Wenn ein Volk z.B. nach dem Schwärmen nicht mehr genug Baubienen hat, werden auch bei älteren Bienen die Wachsdrüsen wieder aktiv. Eine Arbeiterin kann sich also den Erfordernissen im Volk anpassen. 

Wie viel Wachs produziert ein Volk?

Das Wachs wird aus den Wachsdrüsen gepresst, anschließend mit den Mundwerkzeugen ca. 4 Minuten lang geknetet und mit Sekret vermischt und dann als sechseckige Zelle verbaut. 
Ungefähr 100 Gramm werden für cirka 8.000 Zellen benötigt, das sind rund 125.000 Wachsplättchen. Besonders für einen Schwarm, der sich in einer neuen Behausung einnistet, bedeutet das eine enorme Leistung. Er braucht für 1200 Gramm Wachs die Energie von etwa 7,5 Kilogramm Honig. Aus diesem Wachs entstehen im Laufe der Zeit ungefähr 100.000 Zellen. Das entspricht der Größe eines mittleren Bienenvolkes.

Dieses Buch diente als Quelle für die verwendeten Zahlen.
Phänomen Honigbiene

Bienenwaben sind ein sechseckiges Wunder der Baukunst

Schon Galileo Galilei wollte den Bienen mathematischen Verstand zusprechen. Betrachtet man ihren exakten Wabenbau, erscheint dieser wie ein unbegreifliches Wunder. Die Zellwände einer Wabe sind auf der gesamten Länge genau 0,07 Millimeter dick. Alle Winkel zwischen den Wänden der Zellen betragen 120 Grad. Die einzelnen Waben hängen genau senkrecht im Bau, wobei die Zelle aber nicht genau waagerecht liegt, sondern leicht zum Zellboden, also nach unten abfällt. Der Abstand zwischen zwei Waben beträgt 8 bis 10 Millimeter. Dabei müssen zwei Waben nicht immer ganz eben sein, sie verlaufen aber immer parallel zueinander.

Exakter Wabenbau - eine Zelle wie die andere (Bild: Heike Nedo)

Wie bauen Bienen das exakte Sechseck ihrer Zellen?

Die Lösung ist etwas enttäuschend. Mathematischer Verstand ist nicht im Spiel, eher physikalische Eigenschaften des Wachses und einige erstaunliche Sinnesleistungen der Bienen. Beim Bau der Zellen nutzen die Bienen zunächst ihren Körper als Schablone. Sie bauen um sich herum eine Röhre aus Wachs. Da Wachs bei Temperaturen zwischen 37 und 40 Grad weich wird, erhitzen die Baubienen dieses mit ihrer eigenen Körpertemperatur. Stoßen runde Röhren mit weicher Zellwand aneinander, so wird die gemeinsame Wand durch innere mechanische Spannung bretteben. Dies kann man auch bei Seifenblasen beobachten, die Wand zwischen zwei sich berührenden Seifenblasen ist eben. Auf diese Art entstehen aus den dicht gebauten zunächst runden Wachsröhren exakte sechseckige Zellen. Voraussetzung ist, dass die Bienen ihre Körpertemperatur selbst beeinflussen können, und diese natürlich auch exakt messen. Die Sinneszellen zur Temperaturmessung liegen in den Antennen der Bienen. Wenn man diese amputiert, entstehen fehlerhafte Zellen. Neben der Fähigkeit, die eigene Körpertemperatur genau zu messen und zu beeinflussen, besitzen Bienen an den Gelenken ihrer Beine Sinneshaarpolster, mit deren Hilfe sie die Schwerkraft fühlen und so die Richtung ihrer Bautätigkeit auch im stockdunklen Bau richtig ermitteln. Daher bauen sie ihre Waben genau senkrecht.

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