Der konventionelle Anbau von Christbäumen

Während früher die Fichte, ein normaler Waldbaum, in war, wird heute die Nordmanntanne klar bevorzugt, da sie sehr viel später anfängt zu nadeln. Ein Vorteil, den man gerne nutzt. Wer saugt gern zweimal am Tag. Damit der Bedarf an Nordmanntannen jedoch gedeckt werden kann, braucht man jede Menge Bäume. Nur gut (oder auch nicht), dass sich die Nordmanntanne wunderbar im großen Stil in Monokulturen anbauen lässt. Was früher Wiese oder Ackerland war, dient jetzt der Christbaumgewinnung, dazu noch für einen Baum, der bei uns gar nicht heimisch ist. Kein Gewinn für das Landschaftsbild.

Wie wir mittlerweile schon lange wissen, bergen Monokulturen auch große Gefahren. Kommt es z.B. zum Schädlingsbefall, kann die Arbeit von vielen Jahren ganz schnell zunichte und riesige Mengen von Bäumen unbrauchbar sein. Der vorbeugende Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und Fungiziden ist dabei Standard. Oft genug werden auch Mittel bei Kontrollen gefunden, die gar nicht mehr zulässig sind. Zwar essen wir die Bäume ja schließlich nicht, doch ist der Einsatz chemischer Mittel grundsätzlich kritisch zu sehen. Gefährliche Stoffe können ins Grundwasser gelangen, und nahe gelegene Anwohner bekommen auch noch ihre Dosis Pestizide über die Luft ab. Die so behandelten Bäume stellen wir dann in unsere Wohnzimmer und verdampfen das ganze Gift dann als Zugabe zu den festlichen Gerüchen.

Durch die Monokulturen werden die Böden ausgelaugt und müssen massiv gedüngt werden. Der Dünger sorgt zusätzlich auch für einen schnellen Wuchs und intensiv grüne Nadeln (helle Nadeln mögen wir schließlich nicht). Der perfekte Baum also. Nein, stimmt nicht. Es geht noch perfekter: Klonen ist angesagt, damit man möglichst wenig dem Zufall überlassen muss.

Zu guter Letzt werden die Bäume dann noch durchs ganze Land gekarrt. Die Ökobilanz sieht nicht gut aus. So ganz schwachsinnig finde ich die Idee vom Bio-Christbaum nun doch nicht mehr! Mal schauen, was hier anders gemacht wird.

(Bild: pixabay.com)

Was bedeutet Bio beim Christbaum?

Zwar werden auch Bio-Christbäume zum Teil in Kulturen, jedoch in Mischkulturen, gezüchtet. Der vorbeugende Einsatz von Chemikalien ist aufgrund unterschiedlicher Maßnahmen nicht erforderlich. Bei Bio-Bäumen wird auf einen größeren Pflanzabstand geachtet. Dies sorgt dafür, dass die Nadeln der Bäume schneller trocknen und es Pilze somit schwerer haben die Nadeln zu befallen und diese gelb zu färben. Der Grasbewuchs am Boden, der wiederum zur Pilzbildung an den Stämmen führt, wird nicht mit Gift weggespritzt, sondern von Schafen abgeweidet. Der Schafdung dient gleich wieder als zusätzliche Düngung. Umweltverbände raten dazu, auf die Siegel "BIO", "DEMETER", NATURLAND", BIOLAND" zu achten. Der Einsatz von Mineraldüngern und Giften ist dort ausgeschlossen. Naturland hat von allen Siegeln die strengsten Richtlinien. Hier verpflichtet man sich zusätzlich zur Schaffung eines naturnahen Waldbildes. Die Bäume werden im Zuge der Durchforstung entnommen und wachsen im Wald auf Sondernutzungsflächen.

Soweit, sogut. Ein Biobaum muss also her. Leider ist die Liste der Bio-Christbaum Versorger in Deutschland recht überschaubar (Robin Wood 2012). Nur wer Glück hat, bekommt in der Nähe einen richtigen Öko-Baum zu kaufen. Auf folgender Seite wird zur Weihnachtszeit eine aktuelle Liste erscheinen: Robin Wood - Wo kaufen?

Kein Bio-Baum in der Nähe - was tun?

Ist es nicht möglich, einen wirklichen Ökobaum zu bekommen, kann man immer noch Kompromisse eingehen:

  • Das internationale FSC-Gütezeichen (Zertifikat des Forest Stewardship Council) garantiert ebenfalls Schadstofffreiheit. Die Waldnutzung ist umweltgerecht, sozial verträglich und wirtschaftlich tragfähig. Die Bäume aus deutschen FSC-Betrieben stammen entweder aus dem Wald oder den Weihnachtsbaumkulturen der Forstbetriebe.
  • Selten werden in regionalen Forstbetrieben und bei Waldbauern Pestizide angewendet, darum macht auch die Anschaffung eines ganz frischen, einheimischen Baumes aus dem Wald nebenan Sinn, auch wenn er keine Siegel oder Zertifikate aufweist. Wenn Bäume im Zuge der Durchforstung eh gefällt werden, ist auch die Nutzung als Weihnachtsbaum nicht verwerflich.  Schon allein der Umweltschutz durch Einsparung der Transportkosten ist es wert. Nebenbei sind diese Bäume wirklich frisch geschlagen und nadeln auch nicht so bald.

Plastik oder im Topf - macht es Sinn?

Manch einer meint nun, dass er mit einem Plastikbaum oder dem auspflanzbaren Baum im Topf besser dasteht, als die ganzen durchgeknallten Baumtöter, die nicht auf ihren geschlagenen, echten Baum verzichten wollen. Nun, die Wirklichkeit sieht etwas anders aus:

Fakt ist, dass die meisten Bäume in Töpfen dennoch sterben, da sie nicht erfolgreich wieder eingepflanzt werden können. Oft werden diese zu frisch und zu nah am Wurzelballen ausgestochen, als dass sie jemals wieder anwachsen könnten. Größere Chancen bestehen bei Bäumen aus Baumschulen, die schon in Töpfen gewachsen sind. Diese sind natürlich etwas teurer. Aber auch hier ist das Durchbringen eine Kunst. Der Wechsel von kalt nach warm (und wieder zurück), wenn der Baum in der Wohnung steht, stört die Winterruhe und sorgt für Stress. Der Wechsel muss sehr schonend stattfinden. Sie brauchen einen windgeschützten Platz und müssen vor Frost geschützt sein. Der Baum kann dann frühestens im März/ April eingepflanzt werden und muss bis dahin regelmäßig gegossen und besprüht werden.

Bei der Ökobilanz kommen Plastikbäume noch schlechter weg. Bei der Produktion eines Plastikbaumes entstehen soviel umweltbelastende Emissionen, dass man sich dafür 17 Jahre lang jedes Jahr einen frischen Baum holen kann. Wenn er kaputt geht, muss man ihn zusätzlich im Müll entsorgen. Die Tanne kann dagegen umweltfreundlich verheizt werden,

 

Weihnachten ohne Baum?

Ich persönlich bräuchte sicherlich nicht zwingend einen Baum und hatte auch lange keinen. Aber Weihnachten mit Kindern ohne Baum? Nein, das geht nun gar nicht. Die Freude der Kinder, wenn sie beim Schmücken helfen dürfen und der Stolz auf sich, wenn dabei keine Kugel zu Bruch geht. Von den Geschenken ganz zu schweigen, die schlichtweg unter einen richtigen Baum gehören. Jedoch werde auch ich dieses Jahr schauen, einen möglichst umweltschonenden Baum zu bekommen.

Außerdem: Wo soll ich sonst meinen selbstgemachten Christbaumschmuck, die Weihnachtsmänner aus Salzteig, hinhängen?

SusanneEdele, am 21.10.2013
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Bildquelle:
Kerstin Schuster (Weihnachten Dresden besinnlich - Die schoenste Weihnachtsstadt Europas)

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