Die Handlung von "Biosphere"

"Big Brother" weg von der Mattscheibe

Was als harmlose, ganz normal dümmliche Unterhaltungssendung auf hoher See beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung. Die Crew des Luxusliners "Trident", auf dem eine maritime Ausgabe von "Big Brother" gedreht und live in die ganze Welt ausgestrahlt wird, empfängt ein SOS-Signal. Voll hoffender Erwartung auf eine sensationelle Rettungsaktion wird das Schiff zu jener Insel geschickt, von der das Signal aus gesendet wurde. Doch bereits kurz nach dem Landgang der Crew kommt es zur Katastrophe: Das Team wird von unbekannten Lebensformen angegriffen und förmlich in Stücke gerissen. Nur die Biologin Nell kann dem Inferno entfliehen.

Ein Fall für die US-Navy!

Die schockierenden Live-Bilder des Blutbads werden rasch von der US-Regierung heruntergespielt: Es habe sich lediglich um einen makabren Fake zur Steigerung der TV-Quoten gehandelt. Aber hinter den Kulissen wird fieberhaft ein Team führender Wissenschaftler zusammengstellt, die den Ort des Grauens, "Henders Island", genau studieren und feststellen soll, ob die Ökosphäre der Insel eine potenzielle Gefahr darstellen könnte.

Die Untersuchungsergebnisse stellen selbst die düstersten Befürchtungen weit in den Schatten: Selbst zähe und anpassungsfähige Tierarten werden binnen kürzester Zeit Opfer der unglaublich aggressiven einheimischen Lebensformen. Der Grund hierfür liegt in der Abgeschiedenheit der Insel, auf der sich über viele Millionen Jahre hinweg ein komplett fremdes Ökosystem entwickelte, in der allein Aggressivität und Schnelligkeit zählen.

Sollte auch nur einer einzigen Spezies die Flucht von der Insel gelingen, wäre die ganze Welt in höchster Gefahr. Um dies zu verhindern errichtet die US-Navy eine totale Sperre rund um die Insel. Was niemand ahnt: Gerade dadurch bietet sich einigen der bizarren Lebensarten erstmals die Möglichkeit, die Insel zu verlassen...

Rezension

In Michael Crichtons Fußstapfen

Wahrscheinlich kann Autor Warren Fahy selber den Vergleich schon nicht mehr hören. Aber die Parallelen zu Michael Chrichtons "Jurassic Park"-Romanen sind einfach zu naheliegend, um sie ignorieren zu können. Eine abgelegene Insel mit furchterregenden Kreaturen, Wissenschaftler, die diese studieren, und schließlich der verzweifelte Kampf gegen eben jene Lebewesen um zu verhindern, dass sie in ein fremdes Ökosystem eindringen.

Dabei ist das Szenario von "Biosphere", obwohl es sich um einen lupenreinen Science-Thriller handelt, gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Natürlich entspringen die beschriebenen Lebewesen, etwa eine Kreuzung aus Tiger, Katze, Krebs und Spinne, der Phantasie des Autors. Doch hält sich Fahy stets an plausible Konzepte und unterstreicht den seriösen Ansatz mit Bestimmungsblättern der monströsen Kreaturen, die dem Buch beiliegen. Die Existenz einer uns völlig fremden Ökosphäre ist weniger Science, als vielmehr Fakt. Beispielsweise werden immer wieder Höhlensysteme entdeckt, die lange Zeit komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren und somit eine eigene Evolution durchlebten.

Aufs Tempo gedrückt

Dem Leser am Fremdartigsten, wie auch am Furchteinflößendsten, dürfte die rasante Geschwindigkeit erscheinen, mit der auf Hender's Island gelebt und getötet wird. Binnen kürzester Zeit erblühen und vergehen ganze Generationen seltsamer Kreaturen. Mit dem gemächlichen Zyklus des Lebens, wie wir es kennen, hat das Leben auf diesem Eiland kaum etwas gemeinsam.

Aber nicht nur die fremden Lebensformen, auch Autor Warren Fahy selbst drückt ordentlich aufs Gaspedal und legt enormes Tempo vor. Rasante Action, detaillierte Beschreibungen des meist blutigen Geschehens und allerlei Wendungen kennzeichnen seinen Stil. Diesem Tempo fallen die Charakterisierungen zum Opfer, die den bekannten Klischees weichen müssen: Soldaten mit integriertem Kadavergehorsam, hier der gute, da der böse Wissenschaftler, die hübsche Biologin, deren Herz endlich vom richtigen Mann in ihrem Leben erweicht wird, und so weiter.

Meister der Zerstörung: Der Mensch!

Wenngleich viele prinzipielle Fragen der Ökosphäre auf Hender's Island seitenweise geklärt werden, wird die wichtigste und entscheidende Frage nur sehr grob angerissen und die Antwort dem Leser selbst überlassen: Darf der Mensch in dieses einzigartige Ökosystem eingreifen und es zerstören, weil er eine potenzielle Gefahr für sich darin zu erkennen glaubt? Ob vom Autor beabsichtigt oder nicht: Im Laufe der Handlung ergreift man als Leser fast unwillkürlich Partei für die einzigartigen Kreaturen und kann sich eine gewisse Häme nicht verkneifen, wenn überhebliche Soldaten feststellen müssen, dass sie selbst ausgefeilte Technik nicht vor sämtlichen Gefahren beschützen kann.

Unnötige Wendung in "Biosphere"

Leider baut Fahy in "Biosphere" gegen Ende des Romans hin eine Wendung ein, die eher an ein Jugendbuch, als einen ernsthaften Science-Thriller erinnern lässt. Konsequenterweise endet das Werk höchst unbefriedigend, da die Handlung vorhersehbar und angesichts des zuvor präsentierten Schreckens geradezu versöhnlich ausklingt. Andererseits: Was wäre ein Debütroman ohne kleinere Schwächen?

Fazit

"Biosphere" ist eines der beeindruckendsten Debütwerke der Science-Fiction-Literatur der jüngeren Vergangenheit. Das Szenario ist schlichtweg atemberaubend originell und etwa zwei Drittel des Buches sind an Spannung nur schwer zu toppen. Natürlich enttäuscht das unpassende Ende umso mehr. Trotzdem: Über weite Strecken hinweg liefert Warren Fahy mit "Biosphere" einen furiosen wissenschaftlichen Thriller ab, den nicht nur jeder Fan von Michael Crichtons Romanen, sondern jeder an Science Thrillern Interessierte einfach gelesen haben muss!

Daten & Fakten

Originaltitel: "Fragment"

Autor: Warren Fahy

Veröffentlichungsjahr: 2010 (auf Deutsch)

Seitenanzahl: 496 Seiten

Verlag: rororo

Autorenwebsite:www.warrenfahy.com

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