Bossing - Wenn der Arbeitnehmer vom Vorgesetzten schikaniert wird

Unter Bossing versteht man das Mobbing eines Vorgesetzten gegenüber einem Mitarbeiter durch das Ausüben psychischer Aggression. Bossing ist leider ein Phänomen, das in vielen Unternehmen praktiziert wird. An dieser Form des Mobbings ist besonders schlimm, dass der Vorgesetzte seine Machtposition ausnutzt, um Mitarbeiter fertig zu machen.

Formen von Bossing

Es gibt verschiedene Formen von Bossing, die allerdings alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich den Mitarbeiter zu schikanieren und so zur Kündigung zu bewegen. Wie aber äußert sich Bossing? Diese Form der Schikane zeigt sich etwa durch:

  • öffentliches Lächerlichmachen des Mitarbeiters
  • zuteilen von Arbeiten, die nicht bewältigt werden können
  • den Entzug von Privilegien
  • öffentliche Schikanen und Demütigungen
  • öffentliche Zurechtweisungen
  • unberechtigt unterstellte Fehler
  • das Vorenthalten notwendiger Informationen

Durch solche Verhaltensweisen des Vorgesetzten signalisiert der Chef auch anderen Mitarbeitern, dass der schikanierte Kollege sozusagen zum "Freiwild" erklärt ist. Ein solches Signal wird nicht selten von Kollegen ausgenutzt und sie schließen sich dem Chef an.

Gründe für Bossing

Warum mobben Vorgesetzte ihre Mitarbeiter? Dafür gibt es verschiedene Gründe, die fast nie im Verhalten des Opfers liegen, sondern ausschließlich in der Verfasstheit des Chefs. Gründe für ein solches Verhalten können sein:

Bossing und seine Folgen für den Mitarbeiter

Wer Opfer solcher Anfeindungen durch den eigenen Chef wird, bekommt früher oder später Probleme, denn der aufgebaute Druck geht auf Dauer nicht spurlos an einem Menschen vorbei. Sicher kann man das Bossing über einen gewissen Zeitraum ignorieren oder in sich hineinfressen, irgendwann werden sich aber physische und auch psychische Folgen einer solchen Behandlung bemerkbar machen. Durch den ungerechten Umgang des Vorgesetzten geht früher oder später die Selbstsicherheit mehr und mehr verloren und die Situation am Arbeitsplatz kratzt natürlich auch am Selbstbewusstsein. Zudem führt Bossing auch zu gesundheitlichen Problemen. Anzeichen können beispielsweise Reizbarkeit, Bluthochdruck, Herzbeschwerden oder Magenprobleme sein. Besonders alarmierende Symptome sind Depressionen, Angstzustände oder sogar ein Burnout-Syndrom. Spätestens beim Auftreten solcher Beschwerden ist es notwendig zu reagieren. Bei massiven Gesundheitsproblemen sollte sich der Betroffene unbedingt vom Hausarzt oder vom Psychologen behandeln und ein Gutachten ausstellen lassen, um die Folgen der Schikanen nachweisen zu können.

Bossing und was man dagegen tun kann?

Viele Betroffene halten dem Druck einer solchen Situation nicht sehr lange stand und geben irgendwann auf. Immerhin scheint der Chef am längeren Hebel zu sitzen und er ist in einer Machtposition, gegen die man nicht anzukommen scheint. Deshalb lassen sie sich (wenn dies möglich ist) in eine andere Abteilung versetzen oder sie kündigen ihr Arbeitsverhältnis ganz. Diesen Erfolg sollte man dem Chef aber nicht gönnen. Viel wichtiger wäre es, sich zu informieren, welche Möglichkeiten man hat, sich zu wehren und die gibt es. Immer mehr Bossingvorwürfe werden vor dem Arbeitsgericht verhandelt. Deshalb sollte man sich um eine gute Rechtsschutzversicherung bemühen, damit man nicht auf den oftmals hohen Gerichts- und Anwaltskosten sitzen bleibt. Um eine Veränderung herbeizuführen ist es unbedingt notwendig, alle Vorfälle detailliert zu dokumentieren, seien sie auch noch so unbedeutend. Die Dokumentation gewährleistet, dass man das Verhalten des Chefs später nachweisen kann. Ein wichtiger Schritt ist das Sichern von Zeugen. Sie können bei einem eventuellen Gerichtsverfahren die eigenen Aussagen bestätigen und damit das Bossing bezeugen.

Instanzenweg einhalten

Um wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen und den offiziellen Instanzenweg nicht zu umgehen, sollte man immer zuerst versuchen, mit dem Chef, der einen schikaniert, ins Gespräch zu kommen und die Situation im Guten zu klären. So besteht die Chance, eventuelle Mißverständnisse zu klären. Wenn dies nicht gelingt, so sollte man den Betriebsrat informieren und ihn um Hilfe und Unterstützung bitten. Zudem wäre es wichtig, sich an den Vorgesetzten des Täters wenden. Ein solches Gespräch ist allerdings oft nicht ganz einfach, da die vorgebrachten Anschuldigungen schwerwiegend sind. Auch im Gespräch mit dem nächst höheren Vorgesetzten ist es von Vorteil, wenn man das Verhalten des Täters genau belegen kann.

Letzter Schritt Arbeitsgericht

Konnte man innerhalb des Unternehmens keine Veränderung der Situation erreichen, ist es an der Zeit, sich Rechtsbeistand bei einem Fachanwalt für Arbeitsrecht zu holen. Er kann auf Grundlage der gesammelten Beweismittel beurteilen, ob ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht aussichtsreich ist oder nicht. Viele Unternehmen reagieren spätestens, wenn sie durch ein anwaltliches Schreiben über ein drohendes Verfahren informiert werden. Denn ein Gerichtsverfahren ist fast immer langwierig und für das Image des Unternehmens schädlich, so dass viele Unternehmensleitungen auf eine außergerichtliche Einigung hinwirken werden. Der Betroffene sollte aber nicht zu schnell nachgeben, denn letztlich geht es nicht nur um den eigenen Arbeitsplatz, sondern auch um den Erhalt oder die Wiederherstellung der Gesundheit.

Quellen:

karriere.de

faz.net

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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