Kolosseum Quelle: Wikipedia

Der eingangs erwähnte Satiriker war der römische Dichter Juvenal. Er kritisierte die Ablenkungsmanöver der römischen Regierung vor unpopulären Maßnahmen. Mit "Brot und Spiele" wird auch heute noch die Strategie politischer Machthaber, das Volk mit Steuersenkungen, Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken, bezeichnet. Juvenal verschwand spurlos, entweder im Tiber oder er wurde nach Ägypten deportiert. 

Was bin ich froh, dass es den Tiber nur in Rom und Umgebung gibt und Ägypten weit weg ist. Dass, obwohl mir klar ist, dass hier in der Karibik nicht nur hinter den Riffen Haie leben. 

Macht nichts, denn ich habe bereits vor Jahren in Rom, in den Brunnen von Trevi investiert. Das ist so eine Art antiker Wunscherfüllungsautomat, oben Geld rein und unten erfüllter Wunsch raus und hoffe deshalb, dass mich das Schicksal des satirischen Dichters Juvenal (60 n.Chr.) trotz meiner schändlichen und mit Staatszielen nur selten konformen Meinung, nicht ereilen wird. 

Juvenal hat in 16 Satiren scharfe Kritik am damaligen Cäsaren Domitian, am Staatswesen und der römischen Gesellschaft geübt. Mit dem Satz "panem et circenses", (wörtlich übersetzt "Brot und Wagenrennen") brachte er die Ablenkungsmanöver des römischen Senats auf den Punkt. Von unbeliebten Entscheidungen, Rezessionen, Steuererhöhungen etc. wurde mit eindrucksvoll inszenierten Großveranstaltungen abgelenkt und die Stimmung im Volk gehoben. Die damaligen Christen wurden zu Feindbildern gemacht, die im Gegensatz zu entfernt lebenden barbarischen Völkern vor Ort präsent waren und so kam dann erwartungsgemäß immer Stimmung und das Gefühl der Überlegenheit auf, wenn im Kolosseum ein paar hundert wehrlose Christen den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden. 

Das erste Rauchverbot

Das Prinzip der Ablenkung durch "Brot und Spiele" wurde und wird noch immer praktiziert. Ab 1936 war es der Staatschef Deutschlands, der mit der schwarzen Zahnbürste auf der Oberlippe, der sich daran erinnerte und "das Spiel" wieder einführte. Die Rolle der Christen des alten Roms musste von einer Minderheit im deutschen Volk, den Juden übernommen werden. 

Reichstag - Quelle Schakatak Pixelio

Sie wurden mehr als jemals zuvor in der Geschichte diskriminiert, erhielten Berufsverbote, durften sich in der Öffentlichkeit nur durch Judensterne gekennzeichnet zeigen und wurden in Massenvernichtungslagern umgebracht. Damit hatte das Volk ein greifbares Feindbild. Das "Spiel" funktionierte, denn kaum ein arischer Geschäftsmann opponierte gegen die Aufschriften "Kauft nicht bei Juden" und bei der Zertrümmerung jüdischer Kultur durch die SA in der Kristallnacht 1938. Doch, es gab Widerstand. Aber diese Leute wurden von der Obrigkeit umgehend ebenfalls zu Feindbildern erklärt und entweder sofort hingerichtet oder auch in Konzentrationslager gebracht. 

Als sich die Massenmorde der Nazis an Juden andeutungsweise herumzusprechen begannen und als bekannt wurde, dass in Stalingrad weit mehr als 300.000 deutsche Soldaten sinnlos umgekommen waren, wurde das Spiel um eine Variante erweitert. Es wurde die Parole ausgegeben: "Ein Deutscher raucht nicht!" Damit sollten Raucher beschäftigt und von der politischen Realität abgelenkt werden. Wegen der Kriegswirren und dem nahen Kriegsende geriet  Hitlers Rauchverbot in Vergessenheit und so wurde es weder überwacht, noch verschärfende Möglichkeiten dazu angeordnet.

Dennoch, die Parole geriet nicht in Vergessenheit. Bei einem Zwischenstopp in Frankfurt/Main nutzte ich die Gelegenheit an einer der "Raucherinseln" eine Zigarette zu rauchen. Ein Uniformierter sprach mich mit der Parole aus dem Dritten Reich den Worten: "Ein Deutscher raucht nicht" an. Lobenswert, war meine Antwort, aber ich bin Schweizer.

Ablenkung gehört auch zum Arbeitsgebiet der Zauberkünstler, die erst dann wirklich tätig werden, wenn sie ihr Publikum vollständig abgelenkt haben. Nun sind Regierungen keine Zauberkünstler, das merkt man an der Qualität der Gesetzesentwürfe und Reformen. Dennoch, Ablenkungsmanöver sind beiden hochwillkommen.

George W. Bush und der Irakkrieg

Um die letzte Jahrhundertwende geriet die US-Regierung zunehmend unter den Beschuss ihrer Kritiker. Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus und die Begründungen für den Angriff auf den Irak stellten sich zumindest als zweifelhaft heraus. Und so besann man sich auf die "Spiele der alten Römer" um das Volk abzulenken und es am Denken zu hindern. Das Feindbild des Terrorismus war bereits geschaffen. Damit es nicht in Vergessenheit zu geriet,  wurde es von Zeit zu Zeit durch besondere Maßnahmen wieder in Erinnerung gebracht. Da musste plötzlich die Zahnpasta beim Einchecken für Flüge in durchsichtigen Plastikbeuteln allen Mitreisenden gezeigt werden. Es ist mir immer noch peinlich, da meine Haftcreme für die Dritten präsentieren zu müssen.

Sonnenfinsternis - Quelle: Moritz ...

Sonnenfinsternis - Quelle: Moritz Rothacker Pixelio.de

Abb. Auch die Sonne muss parieren! Sonnenfinsternis durch den Obelisken in Washington. 

Seit etwa zwei Jahren existiert auf amerikanischen Flughäfen eine Gesichtskontrolle. Wer beim Boarding einen gestressten Eindruck macht, muss sich einer Befragung unterziehen und glaubhaft machen, nicht zur terroristischen Scene zu gehören. Diese Befragungen dauern möglicherweise solange, bis der Flieger abgeflogen ist.

Als weiteres wurde das Spiel "Rauchverbot" gestartet und weltweit installiert. Davon sind weit mehr Personen betroffen, als die im Vergleich dazu geringe Zahl der Flugreisenden. Raucher bemühen sich mit der Qualmerei aufzuhören, entwickeln ein schlechtes Gewissen, wenn das nicht funktioniert. Sie befürchten zukünftig "Rauchersterne" tragen zu müssen. Militante Nichtraucher schlagen argumentatorisch auf die Raucher ein und sichern sich die ideelle Unterstützung der Passivraucher. Damit ist der größte Teil der Menschheit aktiv am Spiel beteiligt und die Zahl dieser Teilnehmer übersteigt die der Fußballfanatiker bei Weltmeisterschaften gewaltig..

Damit das Spiel nicht in Vergessenheit gerät, werden in den Staaten von einigen Firmen Jobs nur an Nichtraucher vergeben. Für die Einhaltung des Rauchverbotes sorgen "smoke hunter", die Raucher denunzieren oder es werden sporadisch Urinuntersuchungen bei den Mitarbeitern durchgeführt. George Orwells "Big brother is watching you!" lässt grüßen.

News: Da hat doch in einem deutschen Flugzeug auf dem zehnstündigen Flug von Frankfurt nach Zentralamerika jemand versucht auf dem WC zu rauchen. Der Rauchmelder löste sofort aus aber "der Verbrecher" konnte unerkannt entkommen. Aus dem Cockpit kam die Ansage, dass das ein Verbrechen an alle Reisenden sei und das Anzeige erstattet würde. Dann kam noch die Aufforderung an die Passagiere den Sitznachbarn zu beschnuppern, um den Übeltäter doch noch zu erwischen. Die Sorge der Crew, dass es hinten im "Wohnzimmer" brennen könnte, kann nicht Anlass zu dieser Aktion gewesen sein, denn die Materialien der Kabinen bestehen aus extrem schwer entflammbaren Kunststoffen. Was aber sonst? Selbstverständlich hätte der Raucher sich beherrschen sollen, doch seine anschließend vorgenommene, verbale Kriminalisierung steht auf einem anderen Blatt.

Inzwischen überlegen einige Fluglinien Raucherflüge wieder einzuführen und sehen keinerlei Gefährdung der Sicherheit dabei. Nachteilig ist daran für sie, dass sie die USA mit Maschinen in denen geraucht wurde, nicht anfliegen dürfen und das sie mehr Reinigungspersonal benötigen.

Dazu ein Urteil vom Oberlandesgericht Düsseldorf Aktenzeichen 1 Ws 362/00

Unerlaubtes Rauchen auf der Flugzeugtoilette ist kein gefährlicher Eingriff  in den Luftverkehr. Mit dieser Entscheidung wies das Oberlandesgericht Düsseldorf die Beschwerde einer Fluggesellschaft zurück. Ein Fluggast hatte durch Zigarettenqualm den Alarmton eines Rauchmelders ausgelöst. Die Airline hatte daraufhin Strafanzeige erstattet.

Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren aber ein und wurde nun durch das Gericht bestätigt: Der Raucher habe keine konkrete Brandgefahr ausgelöst und auch der Warnton gefährde nicht die Sicherheit des Luftverkehrs. Das Rauchen sei in vielen Passagiermaschinen noch immer erlaubt. Wo es verboten werde, geschehe dies nicht wegen der Brandgefahr.

Quelle: http://raucherflug.fremerey.com/

 

Rauchen und Umweltschutz

Dass Rauchen eine gesunde Angelegenheit ist soll hier keinesfalls behauptet werden, ebenso wenig der Umstand, dass sich dabei Gestank entwickelt. Vernünftige Raucher nehmen Rücksicht und werden sich kaum noch in Gegenwart von Nichtrauchern eine Zigarette anzünden. Was ist aber dagegen einzuwenden, auf einem nach vier Seiten offenen Balkon zu rauchen?

Viele Menschen, egal ob nun Raucher oder nicht, benutzen auch für Kurzstrecken das Auto und im Stau werden die Insassen von Kinderwagen in Nasenhöhe an den Auspuffanlagen der Autos vorbei geschoben.

Quelle: Coastdriver / pixelio.de

Chemikalien in Textilien, Lösungsmittel bei Anstrichen, Parfümierungen der Kaufhäuser und andere Atemgifte wirken auf uns ein. Das Ozonloch ist bestimmt nicht nur aus den Darmgasen der Rindviecher entstanden. Schadstoffemissionen der Schwerindustrie gehören ebenso dazu, die durch Abgasfilter reduziert werden. Letzteres ein Thema, auf das die USA für ihr Land bisher stets mit Ablehnung reagierten, weil es Geld kostet und keinen Gewinn bringt. Wegen der dadurch ersparten Gelder können sie billiger, also konkurrenzloser Produzieren. Nur, die amerikanische Luft kommt auch nach Europa aber auch die Idee mit dem Rauchverbot. 

Alltag auf den Straßen - Rolf Handke / pixelio.de

In diesem Zusammenhang noch eine, wie ich meine geniale Idee um das Spiel zu erweitern: Verbietet und brandmarkt die Übergewichtigen!

Klaus_Radloff, am 01.08.2010
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