Auf der Suche nach Recht

Recht, nicht Rache, bestimmte Simon Wiesenthals Entschlossenheit

Unter der Bezeichnung "Nazi-Jäger" wurde Simon Wiesenthal sowohl für Opfer wie Täter geradezu zu einer legendären Figur. Dabei ging es ihm nie um einfache Rache, sondern stets um Recht und Gerechtigkeit, die er auf rechtsstaatlicher Grundlage zu erlangen suchte. Diese Rolle wurde ihm auch in den USA, vor allem in den 1970er Jahren gewahr, wo er als derjenige hochstilisiert wurde, der sich stets im Kampf gegen das Böse befindet. Er war maßgeblich daran beteiligt, die Nazigrößen wie Josef Mengele, Adolf Eichmann oder Franz Stangl aufzuspüren. Doch schon zuvor, im Mai 1945, unmittelbar nach der Befreiung, übergab Simon Wiesenthal den Amerikanern eine Liste mit 150 Namen derer, die sich mit für die furchtbaren Taten zu verantworten hatten. Seiner Idee folgend, wurde in Wien ein Zentrum für Dokumentation der NS-Verbrechen eingerichtet. Seit 1977 existiert in Los Angeles das Simon Wiesenthal Center als pädagogisches Zentrum für Menschenrechte.

Auf der Suche nach Recht

Simon Wiesenthal. Die Biographie, von Tom Segev
Simon Wiesenthal: Die Biographie

Tom Segev über Simon Wiesenthal

Eine aufwendig recherchierte Biografie mit tiefen Einblicken in das Leben Wiesenthals

Der israelische Historiker Tom Segev hat nun nach intensivsten Recherchen in 16 Archiven, in denen Wiesenthalbestände zu finden sind, sowie der Auswertung zahlreicher Selbst- und Fremddarstellungen ein Bild des KZ-Überlebenden Simon Wiesenthal gezeichnet, wie es umfassender kaum hätte sein können. Hierbei halfen ihm auch viele, bisher ungesichtete privaten Papiere und Schriftstücke Wiesenthals. Dass der Autor grundsätzlich eine Sympathie für Simon Wiesenthal hat, ist leicht zu merken und verwundert auch nicht wirklich, dennoch geht er sehr in die Tiefe und lässt auch keine kritischen Stimmen aus.

Gerade was seine Handlungsmotive angeht, hat sowohl bei den Befürwortern oftmals Verwunderung hervorgerufen, als auch bei den Gegner zu großem Hass geführt. In eindrucksvoller Weise, zeigt Segev auch, wie Wiesenthal bis zum Ende seines Lebens 2005, sich stets als Zionist fühlte und er sich während des kalten Krieges gegen den Kommunismus aussprach. Mit den 68ern hatte er wenig am Hut und sah sich lieber in Freundschaft mit Kurt Waldheim und selbst mit Albert Speer. Die Biografie über Simon Wiesenthal, erschienen im Siedler Verlag, ist vielleicht mehr als eine reine Lebensgeschichte eines einzelnen. Sie beschreibt ein ganzes Jahrhundert, mit all seinen Widersprüchlichkeiten, seinen Abgründen und seinen Wandlungen. Doch kann und sollte der einzelne mit Sicherheit auch seine Lehren aus diesem empfehlenswerten Werk ziehen.

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