Der Colorado River am Grund des Grand Canyon in Arizona (Bild: skeeze / Pixabay)

John Wesley Powell entdeckte Spuren einer alten Zivilisation

In den folgenden dreihundert Jahren wurde der Grand Canyon nur von den Stämmen der Hopi-Indianer, der Walapai und der Havasupai durchstreift. Erst 1857 stellte Leutenant Joseph Ives von der US-Armee erneut eine Expedition zusammen. Er wollte den Colorado River mit einem Boot hinauffahren. Reißende Stromschnellen zwangen ihn jedoch bald zur Umkehr. "Er habe am Rand der Hölle gestanden", schrieb Ives später. Seiner Einschätzung nach war es unmöglich, den Grand Canyon zu erforschen.

Zehn Jahre später versuchte der einarmige John Wesley Powell, ein Veteran des Amerikanischen Bürgerkriegs, sein Glück. Mit seinem Team wollte er den Fluss hinabfahren. Powell war Geologe am Smithsonian Institut, und hoffte bei seiner Expedition mehr über die Entstehungsgeschichte des Grand Canyon zu erfahren. Am 24. Mai 1869 startete das 9-köpfige Team in Wyoming auf einem Nebenfluss des Colorado River. Im August erreichten sie die Grenze des heutigen Arizona und begannen ihre Reise durch den eigentlichen Canyon.

An den Ufern des Flusses entdeckte Powell die Spuren einer alten Zivilisation. Dort wo der Colorado River auf den Little Colorado trifft, fand er Ruinen ehemaliger Behausungen, Pfade und Reste von Geschirr. Darüber hinaus entdeckte er auch Zeichnungen der früheren Bewohner, einem Volk, das heute "Ancient Pueblo People" genannt wird, das "Alte Pueblo-Volk". Bereits im 8. Jahrhundert begannen die Indianer mit dem Bau ihrer Behausungen.

Vermutlich flohen die Indianer vor der Dürre

Über mehrere Generationen betrieben sie am Flussufer Landwirtschaft und bauten Mais, Bohnen und Squash an. Sie waren aber auch Jäger und sammelten Nüsse und Beeren, konnten Körbe und Sandalen herstellen, und Speerspitzen aus Stein. Ihre Vorräte lagerten sie in braunen Tonkrügen. Als Wohnstätten dienten ihnen runde oder viereckige Erdlöcher, sogenannte "Pithouses", die mit Zweigen oder Schlamm abgedeckt wurden. Meist lebten die Indianer in kleinen Gruppen zusammen. Die Männer gingen auf die Jagd, die Frauen arbeiteten auf den Feldern und kümmerten sich um den Haushalt.

Im Jahr 1150 verlieren sich die Spuren des "Alten Pueblo-Volkes". Vermutlich flohen sie vor der Dürre, die damals in dem Gebiet herrschte. Fast ein Jahrhundert lang fiel kaum ein Tropfen Regen. Nachdem das Pueblo-Volk die Gegend verlassen hatte, kamen von Norden her die Apachen und Navajo, und von Westen die Yuma, Zuni und Hopi-Indianer in das Gebiet.

Um Antworten auf die Entstehung des Grand Canyon zu finden, sprengten Powells Männer Gesteinsbrocken aus dem Felsen. Aber bis heute gibt die Landschaft Rätsel auf. Sicher ist lediglich, dass die Schlucht vor Millionen Jahren entstand. Die farbenprächtigen Gesteinsschichten sind ein Abblid der gesamten Erdschichten des Planeten. Eine der ältesten Schichten besteht aus einem Schiefergestein, das durch Vulkanasche, Schlamm und Sand von urzeitlichen Berghängen abgewaschen wurde. In Millionen von Jahren wandelte sich dieser Teil des Landes vom Meer zur Wüste.

Powells Aufzeichnungen über den Grand Canyon wurden zu einem Bestseller

Jede Periode hinterließ Ablagerungen. Die jüngste Gesteinsschicht entstand vor 250 Millionen Jahren. Erst nachdem sich diese Schicht abgesetzt hatte, spülte sich der Colorado ein Flussbett bis auf den Grund des Plateaus. Dabei entstanden Schluchten mit einer Breite von bis zu 30 Kilometern. Trotz aller Erfolge fand Powells Expedition ein dramatisches Ende. Wochenlang hatten er und seine Männer sich durch die Stromschnellen des Colorado River gekämpft. Sie besaßen nur einfache Holzboote und einen geringen Vorrat an Lebensmitteln. Am 24. August 1869 erreichten sie eine Flussbiegung, die ihnen gefährlicher zu sein schien, als alles bisher dagewesene.

Drei Mitglieder der Expedition weigerten sich, die Reise auf dem Fluss fortzusetzen. Sie wollten einen Weg durch die Felsen finden. Doch entgegen allen Befürchtungen verlief die Weiterfahrt ohne Probleme. Nur wenige Tage später erreichten Powell und seine Leute das Ende der Schlucht. Sie landeten an einem Uferabschnitt, der heute am Grund des Lake Meat am Hoover-Staudamm liegt. Sie bedauerten jedoch, dass ihre drei vermissten Kameraden nicht bei ihnen sein konnten. Die Männer hatten die Expedition nicht überlebt. Als sie den Rand des Canyons erreichten, wurden sie von Ureinwohnern getötet. Zwei Jahre später befuhr John Wesley Powell den Colorado River ein zweites Mal. Seine Aufzeichnungen wurden zu einem Bestseller. Er war es auch, der dieser Landschaft ihren Namen gab.

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