Milliardengeschäft Weihnachten

Ein Blick in die Supermärkte und Kaufhäuser zeigt es ganz deutlich: Das Weihnachtsfest steht wieder vor der Tür. Bereits seit Ende August gibt es Weihnachtsartikel zu kaufen. Dominosteine, Plätzchen, Christstollen und andere Leckereien stimmen den Konsumenten auf die festliche Zeit ein, die doch eigentlich erst in knapp drei Monaten in die Häuser und Wohnungen Einzug hält. Aber bald werden überall klassische Weihnachtsschlager wie Jingle-Bells oder Oh du Fröhliche an das Ohr des Bürgers dringen, und ihn daran erinnern, dass es Zeit ist, sich auf die verzweifelte Suche nach passenden Geschenken zu machen.

Hektik beherrscht das Weihnachtsfest

Wo man früher bestrebt war, die vorweihnachtliche Zeit als eine Zeit der Besinnung und der inneren Vorbereitung auf das Weihnachtsfest zu nutzen, da bricht heute fast so etwas wie Panik aus. Die Gedanken kreisen um den Weihnachtsbraten, die Dekoration der Räume und des Weihnachtsbaumes, das rechtzeitige Backen der Plätzchen und das Kaufen der Geschenke. Nur noch selten ist Platz für eine ruhige Minute bei schöner Musik und Kerzenschein. Es geht oft nur noch um die perfekte Inszenierung von Idylle und so mancher ist froh, wenn das Weihnachtsfest vorbei ist.

Weihnachten ist zu einem Konsumfest geworden

Fragt man quer durchs Volk einmal nach, was es denn eigentlich mit Weihnachten auf sich hat und worauf die Menschen sich am meisten freuen, so werden die Antworten erstaunen und wohl auch erschrecken. Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung kann schon nicht mehr beantworten, woher dieses Fest stammt und wo es seine Wurzeln hat.

Bei Kindern und Jugendlichen liegt der Anteil derer, die die eigentliche Bedeutung von Weihnachten nicht oder nicht mehr kennen, noch um ein vielfaches höher. Die junge Generation verbindet mit Weihnachten vor allem Schulferien, Skiurlaub und natürlich Geschenke.

Die Schulen haben natürlich geschlossen und man bricht auf in den Weihnachtsurlaub, fährt in die Berge oder auch in den Süden. Das Erkennungsmerkmal schlechthin sind aber die Weinachtsgeschenke, auf die vor allem die Kinder sehnsüchtig warten. Je mehr man heute geschenkt bekommt, umso schöner ist Weihnachten. Inzwischen hat im Kaufverhalten vor dem Weihnachtsfest der Gigantismus Einzug gehalten.

Haben sich Kinder früher auch über kleine, selbstgebastelte Geschenke gefreut, muss es heute ein Computer, eine Playstation oder ein teures Mountainbike sein. Die Gefahr bei einem solchen Konsumverhalten ist der Verlust der Fähigkeit, sich auch über kleine Dinge zu freuen, dies ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen immer deutlicher zu spüren. Die Geschenke müssen immer zahlreicher, teurer und größer sein.

Das eigentliche Weihnachtsgeschenk ist in Vergessenheit geraten

Die Unwissenheit in der Bevölkerung zeigt deutlich, dass die Wurzeln des Weihnachtsfestes schon fast abgestorben sind. Viele Erwachsene und, was noch schwerer wiegt, kaum ein Kind weiß noch, dass das Weihnachtsfest seinen Ursprung zum größten Teil in der christlichen Tradition hat und eigentlich ein religiöses Fest ist.

Ursprünglich feiern wir ja am Weihnachtsfest die Geburt Jesu Christi, den die christlichen Kirchen als Erlöser verehren. Aber das Szenario im Stall von Bethlehem mit der heiligen Familie, das Erscheinen der Engel, die seine Geburt verkünden und die Weisen aus dem Morgenland, all das ist in den Hintergrund getreten. Das eigentliche Geschenk, das den Menschen durch das Kommen Jesu gemacht wurde, wird von vielen nicht mehr wahrgenommen, nämlich die Hoffnung. Die besinnliche Adventszeit, die Feier des Weihnachtsfestes in der Familie und der dankbare Gang zur Kirche sind im besten Falle nur noch schmückendes Beiwerk.

Weihnachten wieder als Fest der Familie und Liebe entdecken

Das Weihnachtsfest wurde von frühester Zeit an als ein Fest der Familie verstanden. Die sogenannte heilige Familie (also Maria, Josef und das Jesuskind), sind hier das Vorbild. Interessanterweise waren die drei so ganz und gar nicht gesellschaftskonform. Maria war immerhin schwanger geworden, bevor sie mit Josef verheiratet war und er war auch lediglich der Stiefvater Jesu. Gerade in dieser ungewöhnlichen Konstellation kann diese Familie heute für viele von Bedeutung sein. Denn der Familien-Aspekt des Weihnachtsfestes ist erstaunlicher Weise auch heute noch für viele ein wichtiges Kriterium, damit das Weihnachtsfest zu einem gelungenen Ereignis wird. Das friedliche und liebevolle Beisammensein all derer, die zu einer Familie gehören, lässt noch ein wenig erahnen, worum es an Weihnachten wirklich geht. Deshalb ist es wichtig, diese Tür nicht ganz zuzuschlagen, denn hier liegt ein (vielleicht) neuer Zugang zu diesem Fest und seinen Wurzeln. Ein altes Sprichwort heißt: "Weniger ist oft mehr". Vielleicht sind weniger Geschenke und dafür mehr Liebe das, was unsere Gesellschaft heute am dringendsten braucht.

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