Die europäischen Igelarten

Beim Braunbrustigel als Wildtier des Jahres 2024 – er ist Nachfolger des 2023 gewählten Gartenschläfers "Zorro" - werden einige Leser gestutzt und sich gefragt haben, welche Arten von Igeln es denn überhaupt gibt. Gemeinhin werden Braunbrustigel bei uns im Volksmund kurz als Igel bezeichnet, denn sie sind die bekanntesten und in Deutschland fast ausschließlich vorkommenden Tiere der Spezies "Igel". Von den 24 in der ganzen Welt existierenden Igelarten gibt es in Europa nur den bei uns heimischen Braunbrustigel und dazu den (nördlichen) Weißbrustigel.

Der Lebensraum des Nördlichen Weißbrustigels erstreckt sich vorwiegend über Mittel- und Osteuropa über das Baltikum und den nördlichen Kaukasus bis Westsibirien. Der Nördliche Weißbrustigel, der zur Gattung der Kleinohrigel gehört, wird daher auch Osteuropäischer Igel genannt.

Die Gefährdung das Igels

Mit dem Igel hat ein Wildtier die Wahl gewonnen, das es in unserer Kulturlandschaft immer schwerer hat. Wie viele Igel es in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. Wildtierexperten sehen aber mit Sorge, dass der Igelbestand hierzulande offenbar schleichend abnimmt. Bleibt der negative Einfluss des Menschen bestehen, ist zu erwarten, dass auf der "Roten Liste" der Igel in naher Zukunft von der Kategorie "Vorwarnstufe" in die Kategorie "Gefährdet" hochgestuft werden muss".

Damit es dem Igel gut geht, braucht er in der Landschaft Hecken und in unseren Gärten wilde Ecken, in denen sich die Natur weitgehend ungestört entfalten kann. Dort kann er sich verstecken, im Sommer seinen Nachwuchs zur Welt bringen und ab November seinen Winterschlaf halten. Außerdem findet er hier seine Nahrung: Insekten, Spinnentiere und Regenwürmer. Dabei hilft ihm sein guter Geruchssinn, mit dem er seine Beute in einem Umfeld von einem Meter aufspüren kann.

Auf der Suche nach Futter legt ein Igel Nacht für Nacht mit seinen kurzen Beinen mehrere Kilometer zurück und ist dabei vielen Gefahren ausgesetzt. Zu seinen Feinden gehören Dachs und Uhu. Wittert der Igel Gefahr, rollt er sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Dazu stellt er seine 5.000 bis 7.000 Stacheln mithilfe der Muskeln auf.

Was gegen einen hungrigen Fuchs helfen mag, ist aber keine hilfreiche Strategie gegen Autos, Mähroboter und Rasentrimmer. Auf unseren Straßen werden unzählige Igel überfahren. Nachtaktive Mähroboter werden den Stachelträgern auf ihren Streifzügen zum Verhängnis. Und ordnungsliebende Gärtner gefährden mit Rasentrimmern Igel, die tagsüber an Heckensäumen und Strauchrändern schlafen.

Details zum Braunbrustigel

Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), ist in ganz Deutschland verbreitet. Sein ursprünglicher Lebensraum waren Heckenlandschaften, feuchtes Grasland und offene Laubwälder. Igel brauchen kleinteilige Strukturen wie Gebüsche und Gehölze, in denen sie ausreichend Futter und Versteckmöglichkeiten finden. Diese Bedingungen bot ihnen lange auch die vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft, die früher noch abwechslungsreich gegliedert war. Heute aber sieht es auf dem Land immer eintöniger aus, und die Stacheltiere sind häufiger in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen anzutreffen. Inzwischen gibt es in Städten bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Doch auch hier lauern Gefahren: Viele Igel sterben durch Unfälle mit Autos oder werden durch Mähroboter verletzt.
Erkennungsmerkmal des Igels ist sein braunes Stachelkleid mit den hellen Spitzen. Bei Gefahr kann er sich einrollen, um sich mit den Stacheln vor Feinden oder Stürzen zu schützen. Weniger bekannt ist, dass er auch gut schwimmen kann und ein feines Gehör hat.

 

 

Der Igel ist hauptsächlich nachtaktiv und legt bei der Suche nach Futter oft mehrere Kilometer pro Nacht zurück.

Ernährung

Igel haben ein breites Nahrungsspektrum. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten, wie Laufkäfer und Raupen von Nacht- oder Tagfaltern, außerdem Regenwürmer und Schnecken. Gelegentlich fressen sie auch Spinnen, Vogeleier und kleine Säugetiere. Fallobst fressen sie höchstens nebenbei, denn sie haben es auf die Würmer und Maden darin abgesehen. Igel sind gern auf extensiv bewirtschafteten Wiesen unterwegs, die sie gut durchstreifen können und auf denen sie genügend Nahrung finden. Auch im Totholz stöbern sie Kleintiere auf.

Seine Beute spürt er mit seinem guten Geruchssinn auf. Auch Feinde und Artgenossen kann er damit auf größere Distanz wahrnehmen.

Igel sind sehr geräuschvolle Tiere. Man hört sie rascheln, wenn sie im Unterholz auf Nahrungssuche sind. Haben Sie etwas zu fressen gefunden, schmatzen sie laut und knacken manchmal hörbar Schneckenhäuser und Insektenpanzer.

Am lautesten sind sie aber, wenn sie auf Artgenossen treffen und in Streit oder Paarungslaune geraten. Dann geben sie ein Keckern von sich und können sogar fauchen und kreischen. Ein Igelweibchen kann in einem Wurf bis zu 10 Igelkinder werfen und auch groß ziehen.

Die Stacheln

Zum Schutz vor Fressfeinden trägt der Igel ein robustes Stachelkleid. Jeder Stachel ist mit einem eigenen Muskel ausgestattet. Durch ein komplexes Zusammenspiel dieser Muskeln sind Igel in der Lage, sich in Gefahrensituationen zu einer Kugel einzurollen. Dadurch sind sie nahezu unangreifbar. Die Stacheln sind an der Basis verdickt und leicht gekrümmt. So können sie einen Aufprall abfedern, und der Igel wird bei einem Sturz nicht von seinen eigenen Stacheln verletzt. Igel lassen sich zuweilen sogar mit Absicht einen kleinen Hang hinunterrollen. Die einzelnen Stacheln haben einen Farbverlauf von braun über weiß bis hin zu fast schwarz. Damit ist der Igel im dichten Laub und auf dem Boden gut getarnt. Ihre Stacheln besitzen Igel schon bei der Geburt, da sind sie jedoch noch weich. Ein erwachsenes Tier trägt im Schnitt 5.000 bis 7.000 Stacheln.

Winterschlaf

Der Igel ist unverwechselbar. Kein anderes heimisches Tier hat einen Stachelpelz. Igel sind etwa so groß wie Kaninchen und haben eine gedrungene Körperform. An Kopf, Bauch und Beinen haben sie ein weiches Fell, ihr Rücken ist vollständig mit Stacheln überzogen. Da ihnen das wärmende Haarkleid auf dem Rücken fehlt, halten sie in gut isolierten Bauten Winterschlaf, auf den sie sich im Herbst vorbereiten. Dafür fressen sie sich eine Fettreserve an, um die kalten Monate zu überstehen. Ab Oktober sucht der Igel sich ein geschütztes Versteck wie einen Laubhaufen oder einen Hohlraum, in dem er ungestört Winterschlaf halten kann. Was die meisten Menschen nicht wissen: Ab und zu unterbricht der Igel seinen Winterschlaf und fährt seinen Stoffwechsel hoch, zum Beispiel um zu urinieren oder sein Nest zu wechseln.
Ihr Nest kleiden die Winterschläfer mit Laub aus, das sie in der Umgebung aufsammeln und im Bau verdichten, indem sie sich mit ihrem Stachelkleid hin und her rollen. Während des Winterschlafs fahren Igel ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter: Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden drastisch reduziert. In ihrem Versteck darf es nicht zu feucht und nicht zu kalt werden, aber auch nicht zu warm, sonst wachen sie auf und verbrauchen sehr viel Energie.

Autor seit 10 Jahren
533 Seiten
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