Wie sagte doch meine Freundin so schön, als wir die Urlaubsbilder betrachteten: "Was ist denn das für ein Buddha mit Elefantenkopf?" Ich musste schmunzeln, ja ein bisschen rundlich und gemütlich sieht er aus. Wenn man ihn betrachtet, strahlt eine freundliche Wärme von ihm aus. Indien hat eine Vielzahl an Göttern, manche sprechen von mehreren Millionen andere von dreien, je nachdem wie man es betrachtet. Im Grunde gehen sie alle auf die Weltseele Brahman zurück und stellen nur unterschiedliche Erscheinungsformen dar.

Buddha mit Elefantenkopf? Thailand (Bild: Reisefieber)

Da die Inder auch pragmatisch sind, gibt es Gottheiten für jeden Zweck des Lebens. Der kleine Ganesha ist einer der Beliebtesten von ihnen, er gilt als Überwinder der Hindernisse. Diese Prüfungen des Lebens kennt jeder von uns. Blockaden werden uns von allen Seiten in den Weg gelegt, um uns einerseits auszubremsen, aber auch, damit wir sie überwinden und daran wachsen. Also habe ich Ganesha zu meinem Lieblingsgott erkoren oder vielleicht hat er ja mich ausgewählt, da ich ihn brauchte. Hilfe schadet nie und so steht er auf meinem Schreibtisch und lächelt mich an.

Ganesh Wandmalerei Indien

Ganesh Wandmalerei Indien (Bild: Reisefieber)

Ein weiterer Grund ist, dass ich ein absoluter Elefantenfan bin. Diese großen grauen Tiere mit den kleinen Augen haben es mir angetan. Elefanten werden in Asien als Glücksbringer gesehen. Weiße Elefanten werden, weil sie selten sind, ganz besonders verehrt und durften Mächtige tragen. Warum hat er eigentlich einen Elefantenkopf?

Badenden Elefanten in Thailand (Bild: Reisefieber)

Wie der kleine Ganesha zu seinem Elefantenkopf kam.

Ganesha ist das Kind des mächtigen Gottes Shiva und seiner schönen Frau Parvati. Kurz nach der Hochzeit begab sich Shiva auf den Berg Kailash, der in Tibet im hohen Himalaja liegt, um zu meditieren. Er war so tief in seiner Meditation versunken, dass er für viele Jahre dem Hause fernblieb. In seiner Abwesenheit wurde sein Sohn geboren. Als Shiva eines Tages von seiner Reise zurückkehrte, saß Ganesha als Wächter vor dem Eingang seines Elternhauses. Er wollte ihm den Zutritt verweigern, da seine Mutter Parvati gerade ein Bad nahm. Shiva war darüber so erbost, dass er ihm kurzerhand den Kopf abschlug.

Parvati fiel in tiefe Trauer und bestand darauf, dass er ihr den gemeinsamen Sohn zurückbringen müsse. In seiner Not wand sich Shiva an Gott Brahma, dem Gott der Entstehung. Er empfahl ihm das erste Lebewesen zu töten, welches ihm begegnete und diesen Kopf auf den Körper des Kindes zu setzen. Da dies ein junger Elefant war, kam Ganesh zu dem Elefantenkopf. Parvati erschrak, als sie ihr Kind sah, doch Shiva tröstete sie damit, dass ihr Sohn von allen Göttern am meisten angebetet werde. So hatte der kleine Ganesha bereits in seiner Kindheit große Hindernisse zu bewältigen. Er wurde zur wichtigsten Figur, die bei allen Ereignissen angefleht wird.

Ganesha als Glücksbringer

Der Gott wird um Hilfe gebeten, wenn man eine neue Aufgabe bewältigen soll, ein Auto kauft, eine Prüfung ablegt, heiratet, eine Reise antritt, ein Haus baut oder einfach den neuen Tag beginnt. Im morgendlichen Gebet, der Puja, eröffnet seine Anbetung die Rituale. Sein gewundener Rüssel symbolisiert den Laut Om, das wichtigste Mantra der Hindus. Nichts geschieht, ohne dass das Mantra ausgesprochen wird. Ganesha bringt den Menschen Glück.

Die Schwächen der Götter

Was mir an den indischen Göttern gefällt – sie sind so menschlich mit allen ihren Schwächen. Wie der runde Bauch vermuten lässt, liebt er die Genüsse des Essens. So steht neben ihm meist eine Schale mit Laddus, kleinen süßen Teigbällchen. Ein dicker Bauch steht in Asien für Reichtum, was nicht verwundert, denn es hat einiges gekostet, um ihn so wachsen zu lassen. Sein rundlicher Körper soll das Weltall symbolisieren, Elefanten tragen und hüten in der hinduistischen Symbolik das All. Als Kind soll er seinen Eltern zahlreiche Streiche gespielt haben und für jeden Spaß zu haben gewesen sein. So stahl er seinem schlafenden Vater den Mond aus den Haaren.

Ganesh am Palast von Amber

Ganesh am Palast von Amber (Bild: Reisefieber)

Die Stärken Ganeshas

Sein großer Kopf zeugt von Intelligenz. Er verkörpert auch die Weisheit. Bei den Ohren ist es ähnlich wie im Märchen Rotkäppchen. Sie ermöglichen ihm gut zu hören z.B. die Wünsche seiner Anbeter. Den kleinen Augen entgeht so schnell nichts.

Der Elefantengott und die Maus

Bei uns hält sich standhaft die Geschichte, dass Elefanten Angst vor Mäusen haben, da sie ihnen in den Rüssel klettern könnten. Wie kommt er zu einer Maus noch dazu als Reittier? Erstens, die Legende stimmt nicht, Elefanten fürchten sich nicht vor Mäusen, wie in Versuchen des legendären Zoologen Bernhard Grzimek festgestellt wurde.

Indische Götter haben meist Reittiere. Die kleine Maus oder auch Ratte steht für den Egoismus und die weltlichen Wünsche, die uns das Leid erst erschaffen. Solange wir egoistisch nach materiellen Bedürfnissen streben, können wir keinen inneren Frieden finden. Der Gott Ganesha ist hier den Menschen voraus, er hat als Herrscher der Welt den Egoismus überwunden.

Rattentempel von Deshoke (Bild: Reisefieber)

Ratten im Tempel (Bild: Reisefieber)

In diesem unglaublichen Land Indien werden auch Ratten als Inkarnation rajasthanischer Barden angebetet. Der Rattentempel in Deshnoke wimmelt nur so vor diesen kleinen Nagern und stellt für ängstliche Touristen durchaus ein Hindernis da, da er ohne Schuhe betreten werden muss und man tunlichst nicht auf die Tierchen treten darf.

Verbreiteter sind jedoch die vielen Ganesha-Statuen und –Tempel, die sich überall im Land finden. Kleine Altäre oder Bilder schmücken die Häuser. Sie sehen, er ist sehr beliebt, aber das ist auch kein Wunder! Vielleicht haben Sie den kleinen Ganesha auch in Ihr Herz geschlossen – denn Hindernisse erleben wir doch alle.

Reisefieber, am 03.04.2014
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Bildquelle:
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