Das erste "Lustige Taschenbuch"

Legendärer Kolumbusfalter

Donald Duck im "Kolumbusfalter"Der 1. Oktober 1967 markierte den Beginn einer neuen Comic-Ära. Sechzehn Jahre nach der ersten Ausgabe der Zeitschrift Micky Maus brachte der Ehapa-Verlag eine weitere erfolgreiche Publikation auf den deutschen Markt: Das "Lustige Taschenbuch"! Am Format hat sich bis heute wenig geändert. Auf über 250 Seiten erfreut die Comicreihe mit Abenteuern aus Entenhausen das Herz der Fans von Donald, Micky & Co.

 

In der Erstausgabe "Der Kolumbusfalter" tummeln sich vier Geschichten, in deren Mittelpunkt Donald Duck, sein geiziger Erbonkel Dagobert sowie die klugen Neffen Tick, Trick und Track stehen. Warum die Erstausgabe im Original und in gut erhaltenem Zustand unter Sammlern hohe dreistellige Preise erzielt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Unstrittig ist indes die Qualität der originellen und witzigen Episoden aus Entenhausen.

 

 

Der Schatz des Christopher Kolumbus

In der allerersten Geschichte, die je in einem "Lustigen Taschenbuch" abgedruckt wurde, muss sich Dagobert mit der ärgerlichen Konkurrenz durch Gitta Gans herumschlagen. Während seine Textilprodukte kaum noch Käufer finden, finden die Erzeugnisse seiner Konkurrentin reißenden Absatz. Schuld daran trägt ausgerechnet sein eigener Neffe Donald! Denn dieser liefert die Vorlagen für jene Muster, die Gittas Kleidung erst den rechten Pfiff geben. Auf Costa Rica fotografieren er und Tick, Trick und Track außergewöhnliche Flügelzeichnungen von Schmetterlingen und erhalten hierfür ein ansehnliches Honorar.

 

Tick, Trick und Track mischen im "Kolumbusfalter" mitEin harmloser Scherz von Tick, Trick und Track artet in heilloses Chaos aus, nachdem sie ein ganz bestimmtes Flügelmuster als Karte ausgeben, das auf die Fährte eines vergrabenen Schatzes von Christopher Kolumbus weisen soll. Nicht nur der naive Donald fällt auf den Scherz rein – plötzlich befinden sich auch Dagobert und die Panzerknacker auf Schatzsuche und machen sich gegenseitig das Leben schwer …

 

Kritik: Eine Perle unter den "Lustigen Taschebüchern"! Schöne Zeichnungen, eine logisch sich entfaltende Geschichte und viele zum Brüllen komische Gags machen diese Story zum ersten Highlight der Comicreihe.

 

 

Die Zebramuschel

Donald hat plötzlich seine Liebe zur Bildung entdeckt und besucht Volkshochschulvorträge zu ungemein spannenden Themen wie: "Trägt die Miesmuschel ihren Namen zu Recht?"

Für derlei Flausen hat der umtriebige Dagobert kein Verständnis. Er benötigt nämlich Donalds Hilfe, da seine Kokosplantagen in der Südsee von einer seltsamen Krankheit dahingerafft werden. Zähneknirschend begeben sich Donald und seine Neffen in die Karibik und werden mit unheimlichen Vorgängen konfrontiert, die letzten Endes eine sehr natürliche, aber auch gefährliche Erklärung bergen …

 

Kritik: Die schwächste Geschichte des Bandes, wenngleich dies einem Jammern auf hohem Niveau entspricht. Denn auch "Die Zebramuschel" wartet mit vielen witzigen Ideen und schrägen Gags auf, etwa einem kurzsichtigen Vogel, der Donalds Kopf für eine Kokosnuss hält und den armen Enterich malträtiert.

 

 

Gespensterschatz führt in die Irrenanstalt

Ebenfalls im Kolumbusfalter: Dagobert DuckUngleich skurriler geht es mit "Der Gespensterschatz" weiter. Der alte Plutokrat Dagobert findet heraus, dass sich ein ungebetener Gast in seinen geliebten Geldspeicher eingenistet hat. Und das, ohne Miete zu bezahlen! Dass es sich bei dem Eindringling um ein obdachloses Gespenst aus Schottland mit dem Namen Toshy von MacIntosh handelt, rührt das Herz der reichsten Ente der Welt keinen Millimeter weit.

Glücklicherweise ist Donald weitaus freundlicher und lässt das Geisterwesen auf seinem Dachboden wohnen. Aus Dankbarkeit verrät ihm Toshy, dass sich in einem schottischen Schloss ein sagenhafter Schatz befindet. Wenig später befinden sich nicht nur Donald und seine Neffen, sondern auch der geschäftstüchtige Dagobert in einem Flugzeug Richtung Schottland und eine irre Jagd um den Schatz beginnt …

 

Fazit: Nicht nur die witzigste Geschichte des "Kolumbusfalter", sondern auch eine der gesamten Comicreihe. Wie sich Dagobert und Donald gegenseitig auszustechen versuchen, ist einfach köstlich anzusehen bzw. zu lesen! Dabei landen die beiden nach einem Missverständnis sogar in einer – politische Korrektheit existierte damals noch nicht - "Irrenanstalt". Und wer nicht spätestens dann lacht, wenn Dagobert die Zeitung eines braven Lesers "konfisziert", da er als Mitglied des "Vereins zur Bekämpfung von Rechtschreibfehlern in Zeitungen" in eben jener Zeitung eine erschreckend hohe Anzahl von Rechtschreibfehlern gefunden habe, die er korrigieren müsse, sollte unbedingt einen Arzt konsultieren und den Lachmuskel untersuchen lassen.

 

 

Unser Freund, das Atom!

Die nicht nur naive, sondern mittlerweile etwas makaber wirkende Geschichte "Donald im Jahr 2001" beschließt den Band "Der Kolumbusfalter". In "Donald im Jahr 2001" sendet Dagobert seine Neffen ohne deren Zustimmung in das Jahr 2001. Zweck der Zeitreise: Er möchte herausfinden, ob sie nach seinem Tod das mühsam ersparte und erarbeitete Vermögen ihres Erbonkels sinnlos verprassen oder im Gegenteil vermehren werden. Zur allgemeinen Überraschung der Ducks stellt sich heraus, dass Donalds zukünftiges Ich in Punkto Geiz sogar seinen längst verblichenen Onkel übertreffen wird. Angewidert verbündet sich Donald mit den Panzerknackern, um dieses Szenario gar nicht erst Realität werden zu lassen …

 

Kritik: Abgesehen von den logischen Löchern in dieser Zeitreisegeschichte, verwundert heutige Leser die naive Technikgläubigkeit der Vergangenheit. Anstatt Benzin "tankt" man Atomkraft – beim freundlichen Roboter-Tankwart mit riesigem Aufziehschlüssel auf dem Rücken. Bisweilen wirkt die Geschichte arg komprimiert. Gerne hätte man mehr von dieser – aus damaliger Sicht – futuristischen Welt gesehen.

 

 

Bildnachweis: (c) Lustiges Taschenbuch

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