Die "Alte Förstei" -- mehr als nur ein Stadion

Das Stadion "Alte Försterei" in Berlin – Köpenick besteht bereits seit 1920. Die diversen Vorgängervereine des 1. FC Union Berlin trugen hier ihre Spiele aus.

Scharen von Unionern strömten in den Jahren des Auf- und Abstiegs zu DDR-Zeiten vom S-Bahnhof Köpenick in die Arena, immer argwöhnisch von der Staatsmacht beäugt. Die Anhänger waren schon damals vielen Politikern suspekt. Auch die etablierten Vereine, besonders der BFC Dynamo, blickten von oben herab auf die Kiezfußballer. Die Union-Familie wuchs durch diesen äußeren Druck jedoch nur noch enger zusammen. Dazu kam eine politische Gängelung. Obwohl als DDR-Pokalsieger 1968 für den Europapokal qualifiziert, durfte die Mannschaft wegen der Krise in der damaligen CSSR nicht antreten.
Erst 31 Jahre später, im Jahre 2000, konnten sie als DFB Pokalfinalist im UEFA-Cup starten und erreichten dort die zweite Runde.

Wilde Jahre nach der Wende

Nach der Wende wurde Union Berlin wie viele DDR-Clubs zum Spielball von westlichen Beratern. Mehrfach drohte die Insolvenz. Dazu kamen hausgemachte Katastrophen. So wurde der Aufstieg in die 2. Liga sportlich erreicht, doch eine gefälschte Bankbürgschaft verhinderte den geplanten weiteren Höhenflug.

Doch die "Eisernen" gaben nie auf. Legendär ist bis heute die Aktion "Bluten für Union", in der das Geld für Blutspenden an den notleidenden Verein floss.

Mit Dirk Zingler bekamen die Unioner 2004 einen Präsidenten, der den Verein behutsam und doch energisch reformierte. Vor allem bekam der Club personelle Kontinuität und einen langfristig angelegten Masterplan. Dieser sah nicht nur eine Etablierung in der 2. Fußball-Bundesliga vor, sondern auch einen Stadionneubau. Dafür musste der Verein für eine Saison in das ungeliebte Jahn-Stadion in Berlin Prenzlauer Berg umziehen, in dem der bis heute ungeliebte BFC Dynamo spielte.

Der Umbau wurde etappenweise geplant und realisiert. Die neue "AF" fasst nun mehr als 20.000 Besucher und ist zweifellos das schönste reine Fußballstadion Berlins.

Doch auch unter Zingler führte der Weg nicht nur bergauf. Der Abstieg in die vierte Liga, der mühsame Wiederaufstieg und die langsame Konsolidierung des Clubs forderten Opfer.

Wesentlich für den Erfolg war auch die lange Trainerzeit von Uwe Neuhaus, der 7 Jahre die Unioner coachte und damit die sportlichen Voraussetzungen für den Stadionumbau und die Etablierung in der zweiten Liga schaffte.

Eine neue Zeitrechnung

Anfang Juni 2008 begann eine neue Zeitrechnung. Das Stadion wurde umgebaut, auch mit tatkräftiger Hilfe der Fans. Sie leben für ihren Verein und sparten diesem mit ihrem Engagement viel Geld ein. Eine solche Verbundenheit zwischen Anhängern und Club ist bis heute im deutschen Profifußball einmalig. Mehr als 200.000 Arbeitsstunden leisteten die Fans auf der Baustelle. Manche "Eisernen" nahmen dafür ihren gesamten Jahresurlaub.

Was seit sieben Jahren in der grünen Lunge Berlins nicht nur zu Fußballspielen einlädt, muss vielen alten Unionern immer noch wie ein Traum erscheinen. Nichts erinnert mehr an das alte, baufällige und unansehnliche Stadion, in dem die Mannschaft jahrelang auflaufen musste.

Ein in den Vereinsfarben rot und weiß gestaltetes Kleinod begrüßt nun die Besucher. Die Zeiten, in denen der 1. FC Union Berlin nur mit einer Sondergenehmigung der Deutschen Fußball Liga seine Spiele in der "Alten Försterei" bestreiten durfte, gehörten damit endgültig der Vergangenheit an.

Dem Verein, seinen Mitgliedern und Sponsoren gehört jetzt das schönste Fußballstadion der deutschen Hauptstadt. Denn auch das ist Union, die Aktien der Stadion AG wurden von Mitgliedern erworben, die damit zu Eigentümern wurden.

Auf dem Weg in die Top 20

Der Nimbus des Kult – Vereins wird auch weiterhin gepflegt. Wo andere Clubs Multifunktionsarenen hochziehen, bleiben die Köpenicker ihrer Tradition treu. In der "AF", wie sie kurz genannt wird, sucht der Besucher moderne Schalensitze vergeblich. Der Unioner steht während des Spiels, das war schon immer so und wird auch so bleiben. Auch den Verkauf der Namensrechte an einen finanzstarken Investor schließt die Vereinsführung um den Präsidenten und Bauunternehmer Dirk Zingler kategorisch aus.


Als einziger Profiverein unterschrieben die Unioner auch das Sicherheitskonzept von DFB und DFL nicht. Sie sahen mit diesem Papier, das nicht umfassend mit den Fans der Vereine diskutiert wurde, die Rechte der Anhänger verletzt. Zu Recht wurde in Köpenick argumentiert, dass die Fans ein wesentliches Element des Profifußballs darstellen und in die von den Funktionären geforderten Veränderungen aktiv und umfassend mit eingebunden werden müssen.

Union Berlin unter Zingler gilt heute schon als ein Erfolgsstory. Logisch, dass der Boss neue Ziele formuliert. Dauerhaft unter die Top 20 der deutschen Fußballclubs will er Union Berlin führen. Das bedeutet, Aufstieg in die 1. Bundesliga. Dafür wurde Norbert Düwel geholt, ein erfahrener, doch im Spitzengeschäft unverbrauchter Trainer.

Was unter Zingler immer herrschte, war Ruhe im Verein. Hektische Trainerwechsel bei Misserfolgen kennen die "Eisernen" nicht. Trainer, Manager, Präsident bildeten mit dem Coach Neuhaus jahrelang ein erfolgreiches Gespann. Auch dies ist ein wesentliches Element der Erfolge in Köpenick und soll mit Trainer Düwel weitergeführt werden.

Berlin – Köpenick bietet heute ein weiteres Highlight, architektonisch und sportlich. Die "Alte Försterei" gehört zu jenen Sehenswürdigkeiten Berlins, die zu Recht als Geheimtipp gelten.

UND NIEMALS VERGESSEN! EISERN UNION!

Fotos: pixabay.com

Autor seit 9 Jahren
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