Noch ist die Wissenschaft sich nicht einig darüber, warum wir Menschen küssen. Als Antrieb für das Küssen sah Sigmund Freud die Erinnerung an die erste sexuelle Lust, welche beim Saugen an der Mutterbrust empfunden wird. Doch Kulturwissenschaftler wiederum meinen, das Küssen entspringe dem Riechimpuls. So soll das geschlechtliche Beschnüffeln und Belecken, wie es beispielsweise bei Hunden vorkommt, die Basis für den von Menschen praktizierten Mundkuss sein.
Küssen wird in allen Kulturkreisen praktiziert

Dennoch ist die Wissenschaft sich darin einig, dass das Küssen nicht angeboren ist, wie man anhand verschiedener Kulturkreise feststellen kann. In Afrika nämlich gehört der Kuss aufgrund des distanzierten Verhältnisses von Mann und Frau nicht zum Liebesspiel. Und Eskimos wenden keinen Zungenkuss an, weil sie stetig Leder weichkauen. Doch im Gesamten wird das Küssen jeweils auf unterschiedliche Weise in allen Kulturen praktiziert. 

Leidenschaftliches Küssen - Glückshormone werden ausgeschüttet

Küssen fördert die Produktion von Sexualhormonen

Sofern sich zwei Menschen symphatisch sind und anfangen, sich leidenschaftlich zu küssen, werden Tastinformationen an das limbische System der Großhirnrinde gesandt, woraufhin Lust und Glück empfunden wird. Die Hirnanhangdrüse sorgt nämlich dafür, Hormone in die Blutbahn zu schicken, um den Nebennieren dann zu befehlen, Adrenalin zu produzieren und die Produktion von Sexualhormonen in den Hoden und Eierstöcken zu fördern. In der Regel bekommt der Mann dabei eine Erektion, und die Scheide der Frau wird feucht, wobei die Klitoris sowie die Schamlippen anschwellen. Schon allein ein Kuss kann einen Orgasmus auslösen – ohne das ein weiterer Körperkontakt sattfindet.

Für die Partnerwahl ist der Kuss ein wichtiges Kriterium

Doch der Kuss, vor allem der Zungenkuss, ist nicht nur eine Eintrittskarte für das Liebesspiel, sondern er ist ebenso wichtig für die Partnerwahl – gerade Frauen achten darauf, ob Männer gut küssen können. Das heißt im Klartext: Versteht der Mann das richtige Küssen nicht, weigert sich die Frau, intensiveren Körperkontakt zuzulassen. Der Kuss kann Liebe fördern, und gleichzeitig hat man aus Liebe das Verlangen zu küssen.

Platonisches Küssen

Ein Kuss muss nicht immer als Vorspiel für den Sex gedeutet werden. Es gibt auch die sogenannten platonischen Küsse:

Bruderkuss

  • politische Zugehörigkeit wird vermittelt
  • Zeichen der Treue


Friedenskuss oder Versöhnungskuss

  • signalisiert Einheit
  • vermittelt das Beenden von Streitigkeiten


Begrüßungskuss

  • betont die Zugehörigkeit innerhalb einer sozialen Gruppe
  • stärkt den Zusammenhalt


Todeskuss


  • ein Kuss mit philosophischem Hintergrund
  • er gilt als Triumph des Lebens über den Tod
  • Ausdruck höherer Schönheit und ist mit dem Abschiedskuss vergleichbar
  • zeigt den menschlichen Mut zu Zärtlichkeit im Angesicht des Todes

 


Der Kuss – platonische Küsse und Küssen als sexuelles Vorspiel

write-x, am 06.12.2010
4 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
Perlov Anton Dmitrievich (Physiologie der Liebe)
Verlag rot & licht, Berlin ("Hautgeflüster" - eine Rezension)

Autor seit 13 Jahren
246 Seiten
Laden ...
Fehler!