Frühlingsblüten

Frühlingsblüten (Bild: a.sansone)

Wandern, Wanderreisen - Tourismus light

Sanfter Tourismus bedeutet, die Natur möglichst nah, intensiv und ursprünglich zu erleben. Wie kann man dies besser tun, als auf Schusters Rappen; sprich sich die Landschaft mit den eigenen Beinen ergehen.

Man braucht nicht viel dazu: leichte Wanderschuhe, eine leichte Wanderhose und ein Hemd; sowie Regenschutz. Gute Laune, einen Rucksack mit der nötigen Jause und zum Trinken. Und ab geht es.

Tipp: Leichte Wanderungen
Im Frühjahr ist man oft noch etwas eingerostet, deshalb ist es vernünftig mit leichten Wanderungen zu beginnen. Das bringt gleich mehr Freude als Muskelkater, stärkt die Kondition und ist Anreiz für längere und anstrengendere Bergwanderungen im Sommer oder Herbst. Also auch etwas für Einsteiger, die sich erst ans längere Gehen gewöhnen möchten.

Wie kann man sinnvoll wandern? Mehr dazu

 

In Südtirol bieten sich dafür im Bozner Becken besonders die Waalwege für Wanderungen an. Zwei der bekanntesten, der Maiser Waalweg und der Marlinger Waalweg werden hier vorgestellt.

Aber zurück zu den Waalen, die zwar manchmal schwimmen (wenn es zu intensiv regnet), aber sonst nichts mit dem ähnlich lautenden Meeressäuger Wal zu tun haben.

Die Waale

Waal; sanft (Bild: adele sansone)

Waale, Waalwege: Was ist das?

Waale nennt man die in Südtirol künstlich angelegten Bewässerungsgräben, die dazu dienen, das kostbare Wasser aus den Bergen in die Täler und Obstkulturen zu bringen. Zur Wartung dieser Wassergräben wurden schmale Wege angelegt, denen entlang der Waaler regelmäßig seine Kontrollgänge durchführte. Heute werden diese zu Wanderungen "fremd" genützt.

Woher stammt sprachlich die Bezeichnung Waal?

Die Bezeichnung "Waal" ist nicht eindeutig sprachgeschichtlich zu klären; verschiedene Sprachquellen, wie das

  • lateinische "aqualis" (Wasserlauf),
  • das keltische "buol" oder
  • das rätoromanische "ual oder aual" für Bach, Rinne könnten dafür Pate gestanden haben.

So sieht ein Waal aus

Seine einfachste Form ist ein ins Gelände gegrabener Kanal durch den das Wasser von den niederschlagsreichen Regionen in die niederschlagsärmeren, immer in sanfter Neigung, geleitet wird. Im felsigen Gelände werden sogar kleine Tunnel dafür geschlagen. An manchen Stellen gibt es Holzrinnen, heute manchmal ersetzt durch Betonwannen. In Steinschlag gefährdeten Abschnitten werden die Waale mit Platten bedeckt und so unterirdisch geführt. Kleinere Aquädukte auf hölzernen oder steinernen Stelzen überqueren auch Gräben und Schluchten.

Sind die Waale eine Südtiroler Spezialität?

Auch wenn die Anlage von Bewässerungskanälen in Südtirol bereits auf das 12. Jahrhundert zurück geht, von hier stammen dürfte sie nicht. Denn sie ist weltweit verbreitet und die frühesten Quellen deuten auf eine Herkunft aus Nordafrika.

Diese Bewässerungstechniken sind noch heute bekannt:

Ob nun als

  • Waal in Südtirol, oder auch in Nordtirol am trockenen und sonnigen Kaunerberg, als
  • Suone in der Schweiz,
  • Fluder in weiten Teilen Österreichs,
  • Wuhr im Schwarzwald oder
  • Levada in Madeira und
  • Aflaj und Falaj im Oman, es ist immer ein ähnliches System.

In Oberschwaben existieren heute noch drei Benediktiner-Waale in Klosteranlagen. Im Bericht: Geschichte der Waale, weltweit findet sich eine interessante Zusammenfassung dieser weltweit verbreiteten Bewässerungstechniken.

Die Bedeutung der Waalwege

Für die Landwirtschaft hatte der Waal eine immense Bedeutung. Deshalb sorgte auch der Waaler oder Waalmeister nicht nur für die Instandhaltung des Waals, sondern auch für die gerechte Zuteilung des Wassers an die ortsansässigen Bauern. Auch für die Reinheit des Wassers sorgte er, indem Sandfangbecken, Siebanlagen und auch Fangrechen eingebaut und immer wieder gesäubert wurden. Auch Waalableitungen, wo mittels einfacher Vorrichtungen das Wasser umgeleitet werden konnte, wurden geschaffen. Einige dieser Waale sind heute durch modernere Bewässerungssysteme, wie Rohrleitungen, ersetzt worden, viele jedoch sind noch immer aktiv.

Was aber erstaunlicherweise schon früh durch Touristen in Anspruch genommen wurde, waren die begleitenden schmalen Wege an den Berghängen. Heute gehört die Instandhaltung der Waalwege in Südtirol fast schon zum touristischen Muss. Denn die in sanfter Steigung an den Berghängen verlaufenden Wege bieten nicht nur ein schönes Panorama, sie sind auch von Stadtmenschen ohne ausreichende Bergerfahrung und Kondition meist gut begehbar. Heute werden sie auch bereits von Jausenstationen begleitet, so dass jeder Wanderer auch gemächlich einkehren kann.

Ein paar trockene Fakten zu den Waalen:

  • an die 400km Waale sind noch vorhanden
  • Mitte 1980 entstand eine Initiative zur Rettung der verbliebenen Waale.
  • Heute beliebt für seine angenehm beschaulichen Wanderwege. (Wandern mal anders)
  • Wasserschellen: was uns heute lieblich an einigen Stellen noch klingelt, war früher der Alarm für den Waaler. Das Erstummen der Wasserglocken hieß: "Schnell Nachschauen." Waal verstopft, kaputt, abgeleitet oder Ähnliches.
Marlinger Waalweg
Start zum Marlinger Waalweg

Start zum Marlinger Waalweg (Bild: adele sansone)

Der Marlinger Waalweg

Der Marlinger Waalweg, ausgehend von Töll bei Partschins, wo das Wasser der Etsch in den Waal abgeleitet wird, wurde bereits vor 250 Jahren erbaut. Er ist heute noch, zum Großteil in seinem ursprünglichen Zustand, nach wie vor in Betrieb. Nur der erste Teil ist felsig schroff und beeindruckend, hier ist auch beim Gehen Vorsicht geboten.

Start Marlinger Waalweg (Bild: adele sansone)

... am schönsten zur Zeit der Apfelblüte!

Wandert man im zeitigen Frühjahr ist die allgegenwärtige Apfelblüte der duftende Begleiter. Man blickt dabei auf Meran, ins Passeiertal und ins Etschtal.

Im Hochsommer ist der Weg wunderbar schattig und man kann erholt auf das vor Hitze flimmernde Tal hinab schauen.

Aber auch im Herbst, beim Verfärben der Blätter, ist es ein Genuss anschließend durch die Weinberge zu wandern.

Apfelblüte (Bild: adele sansone)

Wenn man einmal bis zum höchsten Punkt aufgestiegen ist, gibt es keine nennenswerten Steigungen mehr. Es geht in sanftem Verlauf entlang des Marlinger Berges durch Kastanienwälder, vorbei an Apfelgärten und Weingärten. Man umrundet das Schloss Lebensberg und endet nach einem kurzen Weg entlang der Weingärten anschließend in Lana.

Schloss Lebensberg (Bild: adele sansone)

Zum Abschluss lohnt sich noch in Lana der Abstecher über die Hängebrücke zur romantisch-wilden Gaulschlucht hinab zu steigen.

Der Marlinger Waalweg ist zwölf Kilometer lang, Gehzeit etwa 3,5 Stunden. Aufstieg 564 Meter, Abstieg 385 Meter. Wobei nur der erste Teil des Aufstieges wandertechnisch etwas anspruchsvoller ist. Ein bisschen Schnaufen bei Anstieg darf schon auch sein, die befriedigung am Schluss belohnt einen für die Mühe.

Insgesamt ist es ein mittelschwerer Wanderweg. Die Endorte sind mit dem Bus oder der Vinschgaubahn leicht zu erreichen.

 

Der Maiser Waalweg

Der Maiser Waalweg beginnt in Saltaus im Passeiertal. Man kann aber auch verlängern und bis St. Martin fahren und von dort aus entlang der Passer starten.

Vorbei am Golfclub Passeier, im Schatten der Auwälder mit einem kurzen Blick auf die Pfandler Alm, wo sich einst Andreas Hofer versteckt hielt, geht es Richtung Saltaus. Ab hier, bei der großen Jausenstation, beginnt der eigentliche Waalweg. Abgeleitetes Wasser der Passer fließt in diesem Waal bis Meran.

 

 

An der östlichen Talseite des Schennabergs folgt man einem wildromantischen Weg - für mich der schönste Teil des Weges - durch den Laubwald, links der sanft plätschernde Waal, rechter Hand die kräftig rauschende Passer. Wege nach Verdins und Schenna kreuzen diesen Waalweg. Sobald man den Laubwald verlassen hat, durchquert man Obstwiesen und Weingärten. Kurz vor Meran kommt man an einem exotisch blühenden Blau-Glockenbaum (Paulownia tomentosa) vorbei. In Meran endet der Waalweg am Haslerweg im Stadtteil Obermais.

Man kann alternativ aber auch zum Abschluss den Weg Nummer 10 Richtung Meran wählen. Am Ende des Lazagsteigs gelangt man so auf die berühmte Passerpromenade direkt in Meran. Der Weg ist circa 8,5 Kilometer lang. Man braucht dafür etwa 2,5 Stunden, von St. Martin aus etwa eine Stunde länger. Ein leichter Wanderweg ohne nennenswerte Steigungen. Auch hier sind die Endorte leicht mit dem Bus zu erreichen.

Maiser Waalweg in Bildern

durch Laubwald (Bild: adele sansone)

Im gesamten Burggrafenamt, dem Kerngebiet des alten Tirol, das einstmals dem Burggrafen von Tirol direkt unterstand, sind noch weitere Waalwege zu bewandern.

Weitere Möglichkeiten für Wanderungen:

  • Zaalwaal (1332 erstmals erwähnt)
  • Berg- und Leitenwaal
  • Ilswaal

Wer sich mit der Zeit mehr Kondition für Wanderungen geholt hat, wagt sich vom Tal bald hinauf in die Berge. Gerade in Süd- und Nordtirol bieten sich unzählige Ziele, wie Almwanderungen, an.

Was es da an Blumen zu entdecken gibt - hier können Sie sich Appetit holen.

Lesetipp: Blau, blau, blau blüht der Enzian, Gentiana und mehr.

Wer lieber botanische Gärten besucht, macht in Meran einen Tagesausflug

 

Adele_Sansone, am 16.03.2014
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Bildquelle:
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