Eine niedliche Gute-Nacht-Geschichte

Woran erkennt ein Musiker, in welcher Tonart er spielen muss?

... Musiklehrer haben die Angewohnheit, ihren Schülern - je nach Leistungsstand - ein neues Musikstück vorzulegen und auf die diversen Vorzeichen zu deuten. Schon kommt man ins Schwitzen. Zwei Vorzeichen zu erkennen ist mit etwas Übung auf Anhieb möglich, auch drei erkennt man - doch bei fünf oder sechs Vorzeichen muss der Musiklehrer in der Regel ein bisschen warten, bis die Antwort kommt. Kommt sie ihm oder ihr nicht schnell genug, dann folgt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Frage nach der Tonart.

"In welcher Tonart wurde dieses Stück geschrieben?"

Woran kann man es zu 98 - 99 Prozent sicher ablesen, um welche Tonart es sich handelt? - Es ist ganz einfach: am letzten Ton des Stücks. In der Regel enden also alle Stücke in C-Dur auf C und ebenso die Stücke in c-Moll.

"Woher weißt Du, dass es c-Moll ist und nicht C-Dur?"

Vorn, am Anfang der Notenzeile, stehen drei b-Vorzeichen, die in Kombination mit dem letzten Ton auf c-Moll verweisen. C-Dur hat keine Vorzeichen und ist somit am schnellsten zu erkennen. Doch auch a-Moll hat keine Vorzeichen - doch dann wäre der letzte Ton ein A und kein C. 

Dieses Wissen muss bei jedem Musiker sitzen, denn: er muss bei jedem Stück, das er spielen soll, sofort erkennen, um welche Tonart (Tonleiter) es sich handelt und an welcher Stelle in dieser Tonart die Halbtonschritte sitzen. Bislang haben alle Musiker, die ihr Instrument gern spielen, diese Schwierigkeit meistern können, denn es gibt den Quintenzirkel, der das Erlernen und Merken der Halbtonschritte wirklich einfacher macht. Man muss ihn aber leider auswendig lernen.

 

Die Logik der Tonleitern

1. Der Aufbau der Dur-Tonleitern

Die Basis aller Dur-Tonarten, die im Quintenzirkel stehen, bildet die Tonleiter C-Dur. Sie ist eine natürliche Tonleiter und kommt ohne Vorzeichen aus. Sie besteht aus den Tönen C-D-E-F-G-A-H-C. Ihre Töne haben alle den Abstand von Sekunden-Intervallen zueinander. Ein Sekunden-Intervall kann aus Ganzton- oder Halbtonschritten bestehen. Und obwohl C-Dur ohne Vorzeichen auskommt, hat die C-Dur-Tonleiter Halbtonschritte, denn jede Dur-Tonleiter hat zwei Halbtonschritte und ist nach demselben System aufgebaut.

Deutlicher wird es, wenn wir die Tonleiter in der Mitte teilen: C-D-E-F und G-A-H-C. Diese beiden Hälften bilden jeweils eine sogenannte Viertonreihe. Der Fachbegriff dafür lautet 'Tetrachord'.

Jede dieser beiden Viertonreihen besteht aus zwei Ganztonschritten (große Sekunden) und einem Halbtonschritt (kleine Sekunde). Bei C-D-E-F sind die großen Sekunden von C zu D und von D zu E. Die kleine Sekunde befindet sich zwischen E und F. Das ist innerhalb der C-Dur-Tonleiter der erste Halbtonschritt zwischen dem 3. und 4. Ton. Die zweite Viertonreihe ist ganz genauso aufgebaut. G zu A und A zu H sind Ganztonschritte (große Sekunden) und von H zum C ist ein Halbtonschritt (die kleine Sekunde).

Das klingt sehr kompliziert - ist es aber nicht, denn es ist bei allen Dur-Tonarten immer gleich. Merken muss man sich einfach, dass bei allen Dur-Tonleitern die 'Bruchstelle' für die Viertonreihen bei dem Ganztonschritt (große Sekunde) in der Mitte liegt und zwischen dem 3. und 4. Ton sowie dem 7. und 8. Ton immer ein Halbtonschritt ist.

Dieses Wissen bildet die Basis für alle Tonleitern und für den späteren Quintenzirkel, denn: Alle anderen Dur-Tonleitern können nur entstehen, wenn ein oder mehrere Vorzeichen diesem Aufbau der Tonleiter hinzugefügt werden. Nur so bleibt der oben beschriebene Grundaufbau der Viertonreihen bestehen. Wer das seinem Kind erklären möchte, sollte sich Legosteine zur Hilfe nehmen, Die kleinen 'Backsteine' veranschaulichen den Aufbau recht gut. Für jeden Tetrachord eine andere Farbe und schon wird es visuell klarer.

Die nächst höhere Tonart über C-Dur kann nur entstehen, wenn man sie mit dem oberen Tetrachord beginnt und mit den vier höheren Tönen ergänzt: 

Die obere Viertonreihe von C-Dur ist G-A-H-C. Diese wird nun wie ein Baustein als untere Viertonreihe für G-Dur benutzt. Der Grundton ist hier also das G, womit die Viertonreihe beginnt. Ergänzt wird diese Viertonreihe mit D-E-F-G, um wieder auf die notwendigen 8 Töne zu kommen. Der Grundton beginnt UND beendet jede Tonleiter.

Im unteren Tetrachord sind die großen und kleinen Sekunden an den richtigen Stellen - wie für eine Dur-Tonleiter notwendig. Doch in der oberen Viertonreihe D-E-F-G ist jetzt zwischen dem 7. und 8. Ton (F und G) ein Ganztonschritt. Damit dieser zu dem notwendigen Halbtonschritt wird, muss mit einem Vorzeichen korrigiert werden, indem aus dem F ein Fis wird.

Die korrekte G-Dur-Tonleiter lautet deshalb G-A-H-C-D-E-Fis-G.

Den Abstand zwischen dem Grundton C der C-Dur-Tonleiter und dem Grundton G der G-Dur-Tonleiter beträgt exakt 5 Töne. Im Lateinischen heißt der Fünfte: 'Quintus'. Deshalb ist dieses Intervall (der Tonabstand) eine Quinte.

So ergibt sich aus dem oberen Tetrachord der C-Dur-Tonleiter eine neue Tonleiter - und das funktioniert auch mit dem unteren Tetrachord C-D-E-F von C-Dur. Es ergibt übrigens keinen Sinn, die obere Hälfte von C-Dur unten anbauen zu wollen, um auf eine neue Tonleiter zu kommen! Wer mag, kann es gern ausprobieren.

Korrekt wird der Aufbau, wenn C-D-E-F nun zur oberen Viertonreihe einer neuen Tonleiter wird. Hier wird am letzten Ton des Tetrachords deutlich, dass sich daraus nur F-Dur bilden lässt. Nach unten ergänzt besteht der tiefere Tetrachord aus den Tönen F-G-A-H.

Damit haben wir die Tonreihe F-G-A-H-C-D-E-F. Die notwendige große Sekunde in der Mitte ist gegeben, aber der Halbtonschritt (die kleine Sekunde) zwischen dem 3. und 4. Ton fehlt. Darum wird das H zu B (mit einem Vorzeichen b) herabgesetzt. Die Fis-Dur-Tonleiter lautet also korrekt F-G-A-B-C-D-E-F und damit liegt F-Dur eine Quinte unter C-Dur - nämlich genau 5 Töne.

2. Der Aufbau der Moll-Tonleitern

Die Basis der Molltonarten ist a-Moll, denn sie ist eine natürliche Tonleiter, die keine Vorzeichen benötigt. Sie wird deshalb auch als die parallele Tonart zu C-Dur bezeichnet. Ihre Tonfolge lautet a-h-c-d-e-f-g-a. Die Schreibweise der Moll-Tonarten erfolgt in Kleinbuchstaben, um die Moll- und Dur-Tonarten besser unterscheiden zu können.

Die beiden Viertonreihen lauten bei a-Mol demzufolge a-h-c-d und e-f-g-a. Die große Sekunde in der Mitte der Tonleiter ist auch hier zu finden. Bei den Moll-Tonarten liegen allerdings die Halbtonschritte zwischen den Tönen 2 und 3 sowie den Tönen 5 und 6. Der Aufbau der weiteren Tonarten erfolgt nach der gleichen Vorgehensweise wie bei den Dur-Tonarten.

Das jeweilige Stimmungsbild der Tonarten

Melodien, die in einer Dur-Tonart geschrieben werden, gelten als fröhlich und erhellend. In einer Moll-Tonart verfasst ist die Wirkung eher traurig, bedächtig und emotional dämpfend. Die Ursache dafür liegt in den Unterschieden der Halbtonschritte!

Der Quintenzirkel

Im Quintenzirkel werden alle Tonarten, die jeweils eine Quinte auseinanderliegen, in einem Kreis aufgeführt. Der Kreis ist wie eine Uhr aufgebaut. Auf 12 Uhr wird außen C-Dur und innen die Paralleltonart a-Moll eingetragen. Im Uhrzeigersinn (also rechts hinunter bis 6 Uhr) sind alle Tonarten aufgeführt, die eine Quinte höher liegen als die vorherige - dies gilt sowohl für den äußeren Kreis der Dur-Tonarten als auch für die innen liegenden Moll-Tonarten. Sie brauchen von Quintenschritt zu Quintenschritt ein '#' mehr, weil jeweils die obere Viertonreihe der vorherigen Tonart als Basis (untere Viertonreihe) genommen wurde.

Von C-Dur (12 Uhr) links entlang bis 6 Uhr liegen alle Tonarten, die eine Quinte tiefer liegen als ihre vorherige, weil jeweils die untere Viertonreihe die Basis bildete. Da hier die Halbtöne herabgesetzt werden mussten, benötigen sie alle ein oder mehrere 'b' als Vorzeichen.

Die Besonderheiten im Quintenzirkel

Bei 5, 6 und 7 Uhr gibt es Besonderheiten, unerklärliche Phänomene, denn:

a) bei 5 Uhr wird gis-Moll mit 5 # geschrieben, während H-Dur mit 6 b geschrieben wird.

b) bei 6 Uhr liegen es-Moll und dis-Moll innen und werden beide mit 6 b geschrieben. Bei den parallelen Dur-Tonarten handelt es sich um Ges-Dur und Fis-Dur, die beide mit 6 # haben. Diese Tonart-Paare bilden die enharmonische Verwechselung (siehe unten).

c) Bei 7 Uhr treffen Des-Dur und b-Moll aufeinander. Des-Dur hat 5 b Vorzeichen, während b-Moll 7 # als Vorzeichen hat. Eine Umkehr zu den Tonarten auf 5 Uhr.

Eselsbrücken

Der Quintenzirkel ist vergleichbar mit einer Uhr, denn er beinhaltet 12 Tonarten, die in logischer Reihenfolge wie die Ziffern auf einem Uhrenziffernblatt angelegt sind. Um diese auswendig zu lernen, helfen Eselsbrücken - Merksätze, die aus den Tonarten gebildet werden.

C-Dur und a-Moll stehen ohne Vorzeichen in dem Kreis ganz oben in der Mitte (bei 12 Uhr). Ihnen gegenüber liegen ganz unten (bei 6 Uhr) stehen die beiden Dur-Tonarten Fis (mit 6 #) und Ges (mit 6 b) sowie die dazugehörenden parallelen Moll-Tonarten es und dis.

Für die anderen gibt es diverse Merksätze als Eselsbrücken:

Für die Dur-Tonarten mit #-Vorzeichen merkt man sich beispielsweise: 'Geh Du Alter Esel Hole FISche' - die zu merkenden Tonarten bilden die Anfangsbuchstaben: G, D, A, E, H, Fis.

Für die Moll-Tonarten mit #-Vorzeichen hilft: Erst Heute FISchte CISsy GISelas DISkusfisch. Die Tonarten heißen also: e, h, fis, cis, dis.

Bei den Dur-Tonarten mit b-Vorzeichen soll dieser Merksatz helfen: Frische Brötchen Essen ASse DES GESangs. Die Tonarten sind: F, B, E, As, Des, Ges.

Für die Moll-Tonarten mit b-Vorzeichen gilt folgende Eselsbrücke: Der Große Cirkus Fährt Bis ESsen. Die Tonarten lauten: d, g, c, f, b, es.

Wem bessere Merkhilfen als diese eher verwirrenden - aber traditionellen - Eselsbrücken einfallen, kann diese gern in den Kommentaren unten ergänzen.

Die enharmonische Verwechselung

Im Quintenzirkel gibt es eine Besonderheit: Fis-Dur mit 6 # und Ges-Dur mit 6 b, sowie es-Moll und dis-Moll liegen auf demselben Punkt. Die Tonarten können verwechselt werden, denn es handelt sich um denselben Ton, nur mit anderen Vorzeichen. Man spricht bei diesem Phänomen von der enharmonischen Verwechselung.

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