Begründungen der Energieriesen zum Atomausstieg

Grundlegend für die letztendliche Entscheidung der Bundesregierung gegen die Kernindustrie war, nach dem Tsunami, mit anschließendem Atomunfall in Japan, die Forderung vieler Bürger in Deutschland, 8 der 17 Kernkraftwerke abzuschalten. Es wird zukünftig, ab 2011, verstärkt auf die Energiegewinnung durch Erneuerbare Energie gesetzt.

Eine der Hauptaufgaben der Kernkraftindustrie in Deutschland wird zukünftig der Abriss der alten Anlagen und die Lagerung des Atommülls, sein, denn Neuinvestitionen in die Kerntechnik sind selten geworden.

Schon im September 2011 verkündete der damalige Konzernchef bei Siemens, Peter Löscher, den vollständigen Rückzug aus dem Kernenergiegeschäft. Seinem Vorbild folgte die Nummer zwei im Kernenergie-Geschäft in Deutschland, die RWE. Ihr Doppelreaktor in Gundremmingen soll, wegen Unwirtschaftlichkeit und unsicherer politischer Rahmenbedingungen, im Jahr 2021 abgeschaltet werden.

Eon hat sich aus dem letzten Atomprojekt, dem finnischen Reaktor Fennovoima, zurückgezogen und wie eine Sprecherin betont, gibt es bei Eon zurzeit kein Neubau von Kernkraftwerken. Auch eine Weiterentwicklung kerntechnischer Technologien steht nicht mehr im Fokus der Forschungsaktivitäten. Die baden-württembergische EnBW hat keine Expansionspläne. Nur der schwedische Vattenfall-Konzern wird in der Heimat, bei Bedarf, in neue Atommeiler investieren.

Stellenabbau im AKW ist angesagt

Wer für eine Stilllegung der AKW´s ist, muss einkalkulieren, dass dabei Arbeitsstellen verloren gehen. Im Kernkraftwerk Biblis werden, so die Betreibergesellschaft RWE, die Hälfte der 1 000 Beschäftigten entlassen werden. Es ist zu vermuten, dass die Situation bei den restlichen stillgelegten AKW´s ähnlich ist.

Auch am Institut für Kern- und Energietechnik in Karlsruhe, einer der bedeutendsten Atomforschungseinrichtungen in Deutschland, macht sich der Ausstieg bemerkbar. Leiter Thomas Schulenberg sagte, seit Fukushima sei die Zahl der Aufträge zur Erforschung von Rückbau und Sicherheitsnachrüstungen gestiegen, das Institut habe viel zu tun. In Deutschland, aber auch weltweit, sei dagegen das Interesse an Innovationen und neuer Kerntechnik wie weiteren Reaktorgenerationen gesunken.

Areva setzt auf Atomkraft und Windenergie

Die Areva ist das einzige Unternehmen in Deutschland dass zwar weltweit, in China, Finnland und Frankreich, neue Kernkraftwerke baut, aber auch, da die Auftragslage schlecht ist, etwa 1 000 Stellen abbaut. Gleichzeitig expandieren sie im Bereich Offshore-Windkraft.

Ein ergänzender Artikel: Erneuerbare Energie – Eine unerschöpfliche Kraftquelle

Werden radioaktive Abfälle nun ins Ausland verlagert?

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will von der Möglichkeit hochradioaktive Abfälle in Endlagern außerhalb von Deutschland zu lagern keinen Gebrauch machen, aber der überwiegende Teil der Bundesregierung sieht dies als gleichberechtigte Alternative zur Inlandslagerung. Gegner der Atomkraft befürchten, dass der parteiübergreifende Konsens Atommüll nicht ins Ausland zu transportieren in Gefahr gerät. Die Diskussionen darüber sorgen dafür, dass trotzdem der Atomausstieg beschlossen wurde, die Atomkraft und ihre Folgen, nicht sang und klanglos von der Weltbühne verschwindet. Nach Meinung der Atomkraftgegner ist dieser Streitpunkt nur einer von vielen in der ereignisreichen Geschichte des Tarnens und Täuschens, der Lügen und Fehlinformationen, die das Umfeld der Atomindustrie bilden.

Rezension: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft

Aufstieg und Fall deutscher AtomwirtschaftWer sich über den Wert oder Unwert der Atomenergie eine Meinung bilden will, tut gut daran, sich umfassend zum Thema zu informieren. Am dem 25.Februar 2013 erscheint das Buch: "Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft ". In ihm wird bisher für die Öffentlichkeit nicht zugelassenes Archivmaterial aufbereitet und veröffentlicht. Die beiden Autoren und Atomenergie-Experten führten persönliche Interviews mit zentralen Akteuren und beschreiben den gesellschaftlichen Umgang mit der Risikotechnologie. Nebenbei wird von ihnen ein Stück deutscher Zeitgeschichte aufarbeitet. Es wird gezeigt, wie in den Anfangsjahren eine bis dahin unbekannten Technik Verheißung in die Welt katapultiert und selbst Experten für unkalkulierbare Risiken blind machen kann. Radkau und Hahn beleuchten eine von illusionärem Optimismus, vielfältigen Machtinteressen und ehrgeizigen Spekulationen geprägte Epoche, von Adenauers Atombombenplänen, über die Entstehung der Anti-Atomkraft-Bewegung bis hin zum Atomausstieg im Jahr 2011 und der folgenden Energiewende. Sie enthüllen die tiefgreifenden Verflechtungen von Atomlobby und Politik.

Joachim Radkau, Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft,  oekom verlag, München 2013, 416 S, 24,95 EUR

Das sind die Autoren Joachim Radkau und Lothar Hahn

Joachim Radkau, geboren 1943 in Oberlübbe, ist derzeit Professor für Neuere Geschichte, mit der Berücksichtigung der Technikgeschichte, an der Universität in Bielefeld. Radkau widmete sich intensiv der Geschichte der deutschen Atomwirtschaft und habilitierte zu diesem Thema. Joachim Radkau schrieb zahlreicher Standardwerke zur Umwelt- und Technologiegeschichte.2012 erhielt er den DUH UmweltMedienpreis für sein Lebenswerk.Im oekom verlag erschien von das Buch: "Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt".

Lothar Hahn wurde 1944 geboren, ist Physiker, einer der renommiertesten deutschen Kernenergie-Experten. und Mitautor des Buches "Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft".Er war Vorsitzender der deutschen Reaktor-Sicherheitskomission und leitete von 2006 bis 2008 das "Committee on the Safety of Nuclear Installations" der Kernernergieagentur (NEA) der OECD. Bis 2010 war er technisch-wissenschaftlicher Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktiorsicherheit (GRS).

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