Die Top 10

(Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar.)

A) George Strait / Alan Jackson / "Murder on Music Row"

B) Brad Paisley / Brad Anderson / "Too Country"

C) Hank Cochran / "A good Country Song"

D) Hank Locklin / "Country Music Hall of Fame"

E) Tex Ritter / "I dreamed of Hillbilly Heaven"

F) Vernon Oxford / "If there was no Country Music"

G) Porter Wagoner / "Mother Church (of Country Music)"

H) Ferlin Husky / "Country Music is here to stay"

I) George Jones / "Who's gonna fill their Shoes"

J) Vern Gosdin / "Mother Country Music"

A) George Strait / Alan Jackson / "Murder on Music Row"

"Murder on Music Row" ist wohl der der härteste und analytischste Text. Es geht um den Mord an der Country-Musik. Herz und Seele sind ihr herausgeschnitten werden. Mit Music Row ist die Straße in Nashville gemeint, an der die vielen Musikbusiness-Firmen ihren Sitz haben. Den Geldleuten wird also die Hauptschuld gegeben. Aber auch den Sängern, denn mit einem internationalisierten Rock-Pop-Sound kann man international berühmt werden. Das hat zu einem Verschwinden der klassischen Country-Instrumente, Steel-Guitar und Geige, geführt. Statt dessen herrschen laute Schlagzeuge und Rockgitarren vor. Und hier gibt es noch ein schönes Detail: Im Text heißt es "mixed right up in your face". Die Abmischung moderner Country-Musik ist oft wirklich schrecklich. Der Gesang ist viel leiser als früher, fast in den Hintergrund geschoben. Es geht einfach nur noch um Sound, um Groove ohne identifizierbare Melodie, um verschwommene Stimmungen zu nichtssagenden Texten, was natürlich die beste Methode ist, schlechte Lieder zu verwerten. Es geht nicht mehr um eine einfache, schöne Melodie zu einem aussagekräftigen, präzisen Text, der meistens eine Geschichte erzählt.

Bekannt gemacht wurde das Lied von George Strait und Alan Jackson, zwei Sänger, deren stilistische Kompromisse eine gewisse Grenze nie überschritten haben. Doch geschrieben wurde er von Larry Cordle und Larry Shell. Larry Cordle erzählt in einem Video auf Youtube von der Entstehung des Songs, wie sie zunächst gar nicht wussten, was sie als Bluegrassmusiker mit dem Song anfangen sollten, wie sie es einfach aufgenommen haben und es plötzlich im Radio ein Hit wurde und wie es dann bei George Strait landete. So viele Leute wollten es hören, denn das Lied sprach etwas aus, was viele schon lange dachten.

(Songtext)

Studioversion von Songwriter Larry Cordle
George Strait und Alan Jackson live

B) Bill Anderson / Brad Paisley / "Too Country"

"Too Country" ist ein ironisch-trauriges Lied, das sich als Duett mit Songwriter Bill Anderson (inkl. Buck Owens und George Jones) auf einer CD von Brad Paisley befindet. Wenn etwas 100% Country ist, wie kann es dann zu sehr Country sein? Aber "too Country" ist ein Ausdruck, den Bill Anderson plötzlich zu hören bekam, wenn er seine Songs an den Mann bringen wollte.

Es fängt irritiert an, er fragt sich, was diese Leute wohl damit meinen, wenn sie den Ausdruck benutzen. Doch diese Positionsbestimmung will nicht gelingen. Mit rechts und links hat das ganze nichts zu tun. Dann macht er sich über den Ausdruck "too Country" lustig, das wäre wohl so wie ein zu gebratenes Hühnchen oder zu süßer Eistee. Doch der Ausdruck macht so wenig Sinn wie ein zu blauer "blauer Himmel". Doch schließlich kommt er zum Entscheidenden, denn hier geht es um mehr als um Geld. Es geht um das, wofür Country steht. Und abschließend fragt er sich, ob manche die Wahrheit nicht vertragen können. Ist das Ganze "too close to the bone"?

Übrigens benutzt den Ausdruck "too country" auch Dale Watson in seinem Song "Nashville Rash". Er singt, er wäre "jetzt zu Country für Country", genau wie Johnny Cash. Auch Heather Myles erzählt in "Nashville's gone Hollywood", dass man ihr sagen würde, sie wäre "zu Country".

(Songtext)

C) Hank Cochran / "A good Country Song"

"A good Country Song" ist von Songwriterlegende Hank Cochran selbst, der auch einige Aufnahmen gemacht hat, ohne ein großer Starsänger zu werden. Er erklärt uns in diesem Lied, was einen echten Country-Song ausmacht.

Das Ich des Songs hört jeden Tag Radio, hört die Charts, wo Drums und Saxophon vorherrschen. Aber sie kriegen alle das Gefühl nicht hin, was einen guten Country-Song ausmacht. Dafür braucht man erstens einen guter Sängen, der das Leben kennt, und zweitens Geige und Gitarre. Wenn man sich traurig fühlt, soll man sich also lieber an eine gute Country-Station wenden.

Dale Watson hat Jahre später (ob bewusst oder nicht) seinen Song "Real Country Music" daraus gemacht. Da gibt es nur keine guten Country-Sationen mehr. Er wünscht sich eine mit echter Country-Musik, die größtenteils aus dem Programm verschwunden ist. Wo ist denn das Problem, fragt er. Was er hören will, sind Conway Twitty, Loretta Lynn, Merle Haggard oder George Jones. Und er erinnert sich an seine Kindheit, wo er beim Sender WSM all dies hören konnte. Dann wird er nostalgisch und beklagt, dass bald keine Country-Legenden mehr unter uns sind. Aber das ist natürlich vor allem ein biologisches Problem.

Hank Cochran/"A good Country Song"
Dale Watson/"A real Country Song"

D) Hank Locklin / "Country Music Hall of Fame" (1968)

"Country Music Hall of Fame", gesungen von Hank Locklin, ist nicht nur eine Hommage an viele Country-Stars, sondern auch an das Museum, die Institution "Country Music Hall of Fame", die ihre Erinnerung bewahrt, auch wenn manch ein Name noch fehlt.

Erzählt wird aus der Perspektive eines Touristen, der Nashville besucht und ehrfürchtig die heiligen Hallen betritt. Dann besieht er die Ausstellunsgegenstände und hört die Musik. Es werden ausführlich Namen und ihre Besonderheiten aufgezählt. Der Schluss des Songs ist feierlich: Obwohl sie von uns gegangen sind, werden sie ewig leben.

(Songtext)

Studioversion

E) Tex Ritter / "I dreamed of Hillbilly Heaven" (1961)

Jemand besucht im Traum den Himmel und sieht alle verstorbenen Kollegen und Freunde. Und im Himmel finden natürlich Konzerte statt mit all den alten Helden. Und das ist so schön, dass er am liebsten da bleiben möchte und richtiggehend enttäuscht ist, als er aufwacht.

Songwriter Hal Southern hat erzählt, wie es zu dem Song kam, denn es handelt sich um einen echten Traum, der zum Song wurde.

Viele Sänger haben das Lied aufgenommen. Die Originalversion ist von Eddie Dean. Die Versionen sind nicht alle gleich. Die Namen derer, die schon im Himmel sind und die erwartet werden, ändert sich natürlich, je nachdem, wann das Lied aufgenommen wurde. Bill Andersons Version beispielsweise heißt "Country Heaven", denn inzwischen war der Begriff "Hillbilly" längst durch den komerzielleren Ausdruck "Country & Western" ausgetauscht worden. Und in Bill Andersons Version ist auch Elvis schon da.

(Songtext)

Tex Ritter live
Anita Carters Version
Bill Andersons Version

F) Vernon Oxford / "If there was no Country Music"

"If there was no Country Music" ist ein ganz einfaches Lied, das sich durch "was, wenn nicht"-Aufzählungen als Horrorvision eine Welt ohne Country-Musik ausmalt und feststellt, wie traurig eine solche Welt wär. Denn Rock'n'Roll würde uns verrückt machen und alles beherrschen.

Gesungen wird "If there was no Country Music" von Vernon Oxford, der auch als "zu Country" galt. Aber das ist gerade sein Qualitätsmerkmal. Er gibt kaum einen gefühlvolleren Sänger, dessen Zerbrechlichkeit man in jedem Lied hört. Vernon Oxford schauspielert nicht. Er ist, wie er singt. Lange hatte er mit sich selbst und Alkohol zu kämpfen. Jetzt ist er wiedergeborener Christ und singt vor allem religiöse Lieder.

Studioversion
Vernon Oxford/"Country Singer" live

G) Porter Wagoner / "Mother Church (of Country Music)"

"Mother Church (of Country Music)", gesungen von Porter Wagoner, ist ein Lied über die klassische Country-Institution "Grand Ole Opry". Hier sind im Laufe der letzten 8 Jahrzehnte alle wichtigen Country-Künstler aufgetreten. Wenn man zum festen Ensemble gehört, muss man eine bestimte Anzahl von Auftritten pro Jahr absolvieren. Die Ehre wird als so groß empfunden, dass selbst hochbezahlte Superstars wie Garth Brooks und Brad Paisley dabei mitmachen. Es ist eine sehr konservative Institution, in der schlechtes Benehmen gnadenlos bestraft wird. Johnny Cash und Hank Williams haben dies zu spüren bekommen.

Auch in "Mother Church (of Country Musik)" findet sich wieder der Anlass, viele Künstler aufzuzählen, hier die Verstorbenen, die die "Grand Ole Opry" entscheidend mitgeprägt oder gar gegründet haben. Gleichzeitig sind in das Live-Video von Porter Wagoner Duett-Partner wie Roy Acuff und Dolly Parton hereingemischt. Eingeleitet wird es von einer Ansage des Radiosenders WSM, der schon vor Jahrzehnten Opry-Shows übertragen hat.

Porter Wagoner war es übrigens, der dafür sorgte, das Soullegende James Brown auf den Brettern der Opry-Bühne stehen durfte. Das hat damals nicht jeden begeistert.

 

H) Ferlin Husky / "Country Music is here to stay"

Das Lied mit dem fast trotzigen Titel "Country Music is here to stay" von Ferlin Husky stammt aus der Zeit der beginnenden Bedrohung durch Rockabilly und Rock'n'Roll. Sänger ist allerdings nicht Ferlin Husky direkt, hier überlässt er das Mikro seinem Comedy-Alter-Ego Simon Crum, dem einfachen Hillbilly-Gemüt vom Lande, der aber ganz ausgezeichnet die Stimmen anderer Country Stars nachahmen kann, in diesem Lied Red Foley, Kitty Wells und Ernest Tubb.

Am Anfang wird ein Radio repariert, um Country-Musik zu hören, denn es sind ja immerhin "noch ein paar von uns übrig". Das Lied ist ein Loblied auf die Country-Musik, denn sie ist aufrichtig und kann durch nichts ersetzt werden. Und was andere sagen, das kümmert nicht. (Country-Musik war lange als dumme Musik für Hinterwäldler verschrien, nichts für Gebildete und Besserbetuchte.)

 

Studioversion
Ferlin Husky live

I) George Jones / "Who's gonna fill their Shoes"

"Who's gonna fill their shoes", gesungen von George Jones, ist ein Lied über die einzigartigen Sänger, die eine ganz besondere Wirkung haben. Sänger, die "einem das Herz herausreißen können". Dann gibt es eine lange Aufzählung, Songtitel hauptsächlich. Es beginnt mit "Read headed stranger", das ist Willie Nelson, "Man in black" natürlich Johnny Cash. Und so geht es weiter.

Dann folgt der Refrain: "Who's gonna fill their shoes?". Es geht um die Sorge, was danach kommt, wenn alle klassischen Country-Sänger tot sind. Wer kann in die Fußstapfen dieser Menschen treten?

Auf dem 80.Geburtstag von George Jones sang Jamey Johnson dieses Lied. Das ist ein Sänger, der das Zeug hat, in diese Fußstapfen zu treten und den eine Liebe zur Tradition auszeichnet. Er hat eine ganze CD nur mit Liedern aus der Feder von Songwriterlegende Hank Cochran aufgenommen.

(Songtext)

George Jones live
Jamey Johnson live
Das offizielle Video

J) Vern Gosdin / "Mother Country Music"

"Mother Country Music" von Vern Gosdin ist ein Lied über die heilende Wirkung von Country-Musik. Dass traurige Lieder ein trauriges Gemüt eher trösten als Fun- und Party-Musik, das ist etwas, was manche seltsamerweise nicht begreifen. Im Grunde geht es um die spirituelle Wirkung dieser Musik. Denn besonders der Alltag steht jeder Spiritualität im Wege und Country-Musik bringt einem dem wieder näher: "Die Musik ist wie ein Fluss, ich kann sanft wegtreiben". Es bringt einen näher an das Licht. Überhaupt gibt es Lieder für jede Lebenssituation: Einsamkeit, Liebe, gebrochenes Herz und Enttäuschungen. Country-Musik ist ein ständiger Begleiter.

(Songtext)

Vern Gosdin live
Lee Hazlewoods Version
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