Was ist richtiges Deutsch? Wieviel Internationalität ist gut dafür?
Duden: Richtiges und gutes Deutsch: Das Wörterb...
Abschied von Mutter Sprache: Deutsch in Zeiten ...

Einleitung - Zur Sprachpflege gehört auch die Integration nützlicher Fremdwörter und Neologismen.

Natürlich kann man darüber diskutieren, welche dieser integrierten Fremdwörter wirklich einen Mehrwert für die deutsche Sprache darstellen. Sprache ist wie eine Pflanze: Sie muss gepflegt und gedüngt werden. Aber sie wächst auch ständig weiter, indem jeder ihr neue Begrifflichkeiten hinzufügen kann. Sprache ist somit immer in Bewegung. Sie wandelt sich im Laufe der Zeiten, gewinnt an neuen Wörtern und verliert wiederum andere, die veraltet sind und zu der jeweiligen Zeit einfach nicht mehr passen. Das ist ein natürlicher Prozess. Und zu diesem Prozess gehört es angesichts einer vermehrten Internationalität nun einmal auch, dass Sprache globaler wird, damit man sich mit Menschen in aller Welt verständigen kann.

Vor dieser Entwicklung kann man sich nicht verschließen, auch wenn der Verein für deutsche Sprache das vielleicht gerne hätte. Klar sollte Deutsch auch noch als Deutsch erkennbar sein. Deutsch ist eine Sprache, die ihre Eigenheiten hat wie jede andere Sprache auch. Und ja, in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden recht viele Anglizismen und andere neue Fremdwörter in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen. Schließlich essen wir heute ja auch "Döner Kebab" und nicht "Fleischgeschnetzeltes vom Spieß". Und wir bestellen im Café wie selbstverständlich einen "Latte Macchiato" statt einen "italienischen Kaffee mit gefleckter Milch", was für manche vielleicht nicht ganz so appetitlich klänge, so dass sie es selber nicht verwenden würden.

Scrabble - Spiel mit der SpracheWährend diese Beispiele sich durch ihren kulturellen Ursprung erklären, gibt es durchaus auch Fremdwörter, deren Übernahme für einige eventuell nicht so einleuchtend sein könnte. Das ist das Wort "weekend", das die ansonsten sprachlich bis dato eher patriotischen Franzosen einst aus dem Englischen importierten, allerdings auch nicht. Die Spanier blieben bis dato knallhart bei ihrem "fin de semana". Und im englischen Sprachraum wiederum sind bis jetzt auch weniger Fremdwörter zu finden, mal vom "Sauerkraut" und der "Bratwurst" und anderen deutschen Spezialitäten abgesehen, die den Engländern und Amis vorher unbekannt waren, dem "Doppelgänger", dem "Poltergeist", dem "Kindergarten" und dem "Dummkopf". Der "Hamburger" ist übrigens eine deutsche sprachliche Erfindung, die erst später Eingang in den englischen Sprachgebrauch fand.

Doch auch, wenn mancher fremdsprachliche Ausdruck im Deutschen überflüssig sein mag, ist das noch lange kein Grund, eine Phobie gegen Fremdwörter aller Art zu entwickeln. Ohne Fremdwörter würde die deutsche Sprache ziemlich verkümmern. Okay, die Sprache hat einen Vorteil: Sie kostet für sich genommen kein Geld, jeder kann sich ihrer bedienen und ihr eventuell das Seine hinzufügen. Ich persönlich bin froh, dass der Duden die sprachliche Vielfalt und auch den Zeitgeist unserer modernen Gesellschaft widerspiegelt. Wer ein häufig verwendetes neues Wort nachschlägt, das er nicht versteht, will schließlich eine zufriedenstellende, aktuelle Antwort darin sehen. Die Menschen sprechen nun einmal nicht mehr wie vor hundert oder mehr Jahren. So wurde die sperrige "Dienstleistung" zum "Service". Dafür wurde die "berufliche Tätigkeit" zu einem billigen "Job".

Die Deutsche Bahn wollte irgendwann früher einmal ihr Deutsch von Denglisch bereinigen, wobei ich es weiterhin begrüße, dass der "ICE" ein ICE bleibt und ich weiter mit meiner "BahnCard" fahren kann. Statt eines "Tickets" gab's dann die ebenso gute alte "Fahrkarte", an einem "Informations-Schalter" fühlt sich der deutsche Kunde sicher besser aufgehoben als an einem "Service Point", und der "Touch Point" (sofern er erst mal entdeckt wurde) rief bei vielen ohnehin zunächst Irritationen hervor. Inzwischen ngefällt mir dieser Ausdruck allerdings durchaus sehr, zumal es meiner Ansicht nach gar nicht genug Berührungspunkte geben kann. Weiterhin beibehalten werden sollten aus meiner Sicht die mehrsprachigen Ansagen, damit auch englisch- oder französischsprachige Bahnkunden immer die Informationen bekommen, wann und wo ihr Anschlusszug geht oder wo das Rauchen erlaubt oder verboten ist. Die Ausgabequalität dieser internationalen Durchsagen könnte allerdings mitunter noch verbessert werden.

Ja, Sprache sollte gepflegt werden. Aber das heißt nicht, dass man Fremdwörter um jeden Preis ausmerzen sollte. Es gibt genug Fälle, wo ein Fremdwort sogar die bessere Lösung ist. Hier und da ein passender Anglizismus, ein bisschen Deutschösisch oder Deutalienisch schadet der deutschen Sprache keineswegs - ganz im Gegenteil. Die "Pizza" und der "Cappuccino" sind jedenfalls schon lange hier in Deutschland Kult. Und mal ehrlich: Manche Wörter muss man auch nicht allzu pedantisch übersetzen. Oder was wäre das deutsche Wort für "Shitstorm"? Also, liebe Sprachpuristen: Werdet mal ein wenig lockerer!

9 misslungene preußische Deutsch-Vorschläge von Joachim Heinrich Campe (1746 bis 1818)

Der Sprachforscher und Verleger Joachim Heinrich Campe fasste einst in seinem klobig formulierten "Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" seine Vorschläge zusammen, wie die damals geläufigen Fremdwörter durch deutsche Wörter ersetzt werden könnten. Eine besondere Phobie entwickelte der Mann – wohl auch aufgrund seiner politischen Ansichten zu den umwälzenden Ereignissen jener Epoche – gegen französische Wörter, die ursprünglich im Deutschen geläufig waren. Die Fremdwörterphobie ging sogar so weit, dass die lateinischen Monatsnamen wieder auf Deutsch benannt wurden. Während einige gute Ideen in die Sprache übernommen wurden, waren jedoch auch zahlreiche Begriffe darunter, bei denen sich einem heute die Nackenhaare aufstellen würden. Hier eine Auswahl der meiner Ansicht nach misslungensten Versuche dieses Mannes, Fremdwörter in reines Deutsch zu übersetzen, mit teils satirischen Kommentaren meinerseits:

Antlitzseite für Facette: Fantastische Wortschöpfung. ("Fantastisch" war damals übrigens leider Gottes negativ besetzt, wenn man dem Wörterbuch dieses Herrn Glauben schenken mag. Ebenso wie über den "Idealismus" eher abschätzig geschrieben wurde.)

Blitz - Elektrizität

Dörrleiche für Mumie: Gruselig! Das Wort wurde völlig zu Recht in das Moor nie lebendig gewordener deutscher Wörter versenkt.

Erdgürtel für Zone: Die arme Erde! Wie eng soll sie den Gürtel auf allen Gebieten = Zonen noch schnallen müssen?

Kriegsbaumeister für Ingenieur: Mit Verlaub, aber Ingenieure bauen heutzutage nicht nur Kasernen und Dinge (Ersteres hoffentlich bald nicht mehr), die niemand im Grunde braucht, sondern alle möglichen Arten von Gebäuden und Maschinen. Ehrlich, in einer Zeit, in der es im vermeintlich aufgeklärten Europa noch Kriegsbaumeister gab, hätte ich nicht leben wollen.

Leibschnitt für Taille: Klingt irgendwie brutal... Aber was hätte man auch anderes erwartet in einer Zeit, wo Korsetts noch unverzichtbarer Bestandteil der weiblichen Garderobe – pardon: Kleiderkammer – waren?

Polizei - Polizist anno dazumalOrdnungsanstalt oder Ordnungsaufsicht für Polizei: Ordnung oder Anstalt? Das mag man sich fragen, wenn man solche Begriffe liest. Zum Glück sind aber die Ordnungshüter letztendlich doch Polizisten geworden und nicht Ordnungsaufseher.

Rostfleisch für Grillgut (damals Grillade genannt): Hm, lecker! Will jemand Fleisch vom verrosteten Grill? Was ein fehlender Umlaut sprachlich so alles ausmachen kann...

chinesische Wandbekleidung äh - Tapete

Weiberhof für Harem: Oha! Kann Alice Schwarzer mal schnell in die Vergangenheit reisen, um diesem Sprachwissenschaftler die Leviten zu lesen?

Zerrbild für Karikatur: Wieso Zerrbild? Eine Karikatur bildet durchaus wahre Elemente ab, nur eben auf satirische Weise. Karikaturen sind fester Bestandteil einer denkenden Kultur und Gesellschaft. Sie dürfen nicht einfach so zu Zerrbildern degradiert werden!

Zwangsgläubiger für Katholik: Also wirklich – Leuten automatisch zu unterstellen, sie wären zu einem Glaubensbekenntnis gezwungen worden! Bis zu den Zeiten der Kolonialisierung mag das oft der Fall gewesen sein. Heutzutage würde so ein Begriff jedoch als politisch unkorrekt eingestuft, zumal wir hier eine Religionsfreiheit haben. Das heißt auch: Jeder kann jederzeit aus welcher Kirche auch immer austreten.

4 Verdeutschungen fachlicher Begriffe, die sich nicht durchsetzten

Ablichtung für Kopie: Dieses Wort hat sich sehr lange in der Beamtensprache gehalten und ist teils bis heute in Behördentexten zu entdecken. Dass es sich dabei um eine simple Kopie handelt, wissen manche vielleicht nicht mehr. Insbesondere Einwanderer, die irgendwelche bürokratischen Vorgänge hinter sich bringen müssen, könnten ihre Schwierigkeiten mit diesem veralteten Ausdruck haben. Zum Glück scheint sich in dem Punkt inzwischen zumindest nach und nach etwas zu tun.

Briefkasten

Tragbarer Kassetten-Spieler für Walkman: Davon abgesehen, dass der Walkman eh quasi schon ausgestorben ist, klingt auch dieser Vorschlag irgendwie von gestern. Okay, den Ausdruck "CD-Spieler" meine ich gelegentlich wahrgenommen zu haben, und er ist meines Erachtens ja auch vollständig gelungen. Aber bei Kassettenspieler habe ich vor meinem inneren Auge eher eine Person stehen, die mit Kassetten spielt oder jongliert. Eine lustige Vorstellung, aber sie ist wohl nicht im Sinne des Erfinders dieser Wortschöpfung. Allerdings ist das Suchen eines alternativen Wortes für Walkman wahrscheinlich ohnehin müßig, da immer mehr Leute MP3- oder gegebenenfalls auch noch CD-Spielgeräte nutzen statt dem Bandsalatverursacher.

LaptopKlapprechner, tragbarer Rechner für Laptop / Notebook: Auch dieser Ausdruck hat sich bis jetzt nicht durchsetzen können. Ich persönlich arbeite ehrlich gesagt auch lieber an einem Laptop oder Notebook statt an einem klapprigen Rechner.

Drahtloses lokales Netzwerk für WLAN: Gut, dieses Wort liest man durchaus in Bedienungsanleitungen und anderen Texten, die sich mit dieser technischen Errungenschaft befassen. Er ist also geläufig. Dennoch empfinde ich ihn ausgesprochen als zu lang. Was mich nur wundert, ist, dass diese Sprachpuristen das Fremdwort "lokal" in ihrem Vorschlag nicht durch "örtlich" ersetzten. Die sind doch sonst häufig sehr konsequent.

9 sprachliche Katastrophen im Beamtendeutsch

Oberflächenwasser: Bei diesem Wort denke ich in erster Linie an einen spiegelglatten, idyllischen See oder ein kleineres Gewässer. Tatsächlich spielen diese eine Rolle bei Niederschlägen, zumal ein Teil von diesem Wasser ja verdunstet und oben in der Luft wiederum Wolken bildet. Wo kein Oberflächenwasser ist, wie etwa in der Wüste, kann es somit auch nicht regnen und folglich nichts wachsen. Aber das dieser Ausdruck schlicht und einfach für Regen steht, darauf kommt man nicht so leicht.

Straßenbegleitgrün: Ein weiterer Klassiker der Beamtensprache. Gemeint war damit der Grünstreifen, der sich in der Mitte von Autobahnen, auf Verkehrsinseln oder am Straßenrand befindet und der mit "raumübergreifendem Großgrün" (Bäumen), Sträuchern und manchmal auch Blumen bepflanzt ist. Wer hätt's erraten?

Fahrtrichtungsanzeiger: Auf die Idee, dass damit schlicht ein Blinker bezeichnet sein könnte, wäre ich von selbst nicht gekommen. Solche Einfälle können eigentlich nur einfältig denkende Beamte haben, die sich täglich durch den Dschungel kompliziert formulierter bürokratischer Sätze wälzen.

Lichtzeichenanlage: Sehe ich da ein Licht am Ende des Tunnels? Ach nein, es ist nur die rote Ampel, die hoffentlich gleich grün werden wird!

Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung:Stempel Bürokratie Wenn man das laut ausspricht, bleibt einem garantiert die Luft weg. Die Aneinanderreihung von Substantiven mit "-ung" macht es nur noch schlimmer. Außerdem verstehe ich unter einer "Vorrichtung" eigentlich etwas Dreidimensionales, eventuell Technisches. Dabei handelt es sich bei dieser lediglich um eine Markierung am Boden.

Personenvereinzelungsanlage: Hannibal Lecter und Konsorten lassen grüßen? Pustekuchen! Da kann ich Entwarnung geben. Hier passieren nur ein paar Menschen gerade – einzeln, wie es sich gehört, das Teil wäre ja auch etwas zu eng für mehrere Personen – ein Drehkreuz.

Luftverlastung: Hierüber kann ich wiederum nur den Kopf schütteln. Das Wortteil "Luft" kenne ich natürlich; "Verlastung" war mir bis vor kurzem jedoch völlig unbekannt. Bei genauerem Nachdenken stellt man fest, dass der Begriff das Wort "Last" enthält. Damit kommen wir der Sache schon näher. Aber will man wirklich erst lange überlegen müssen, bis man auf den Trichter kommt, was sich hinter so einem geheimnisvollen Ausdruck verbergen könnte? Dass hier etwas durch die Luft transportiert wird, das kann man sich mit den obigen Überlegungen noch erschließen. Doch dass dies mit einem Hubschrauber geschieht, darüber muss man erst aufgeklärt werden.

Abfall Papier wegwerfen Restmüllbehältervolumenverminderung: Ja, ich bin auch bestrebt, weniger Müll in meine Restmülltonne werfen zu müssen. Dies muss ich allerdings nicht auf so komplizierte Weise ausdrücken. Deshalb gehört dieses Wort für mich in den Mülleimer der deutschen Sprache.

Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz: Man glaubt es kaum, aber dieses Gesetz gab es bis zu seiner Abschaffung in diesem Jahr tatsächlich, und zwar in Mecklenburg-Vorpommern. Darin wurde genau das geregelt, was dieses Wort aussagt: Nämlich die Kennzeichnung von Rindern und deren Überwachung durch damit beauftragte Kontrollstellen. Fest steht, dass dieser Ausdruck von mir den utopischen Antipreis für eines der längsten und am unsinnigsten verschachtelten Wörter aller Zeiten gewinnt.

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