Mit Lerntechniken für Prüfungen lernen

Abraham Lincoln, 16. Präsident der USA, soll einmal auf die Frage, wie man möglichst effektiv einen Baum fälle, geantwortet haben: "Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen." Zugegeben: Wer sich seinen Lernalltag durch die Anwendung von Lerntechniken erleichtern möchte, muss zunächst ein gewisses Maß an Zeit und Hirnschmalz investieren. Denn Lerntechniken müssen zunächst selbst erlernt werden, bevor sie das Lernen im Studium erleichtern. Das schreckt nicht wenige Studenten davon ab, sich im Studium Lerntechniken anzueignen. Die gute Nachricht: Der Aufwand, sich Lerntechniken anzueignen, lohnt sich! Wer einmal Lerntechniken gefunden hat, die zu ihm passen, und diese gut beherrscht, wird im Studium langfristig doppelt und dreifach belohnt - mit mehr Motivation beim Lernen, mehr Erfolgserlebnissen im Studium und mehr Zeit für andere Dinge.

Gerade durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge an Universitäten und Fachhochschulen hat sich die Anzahl der Prüfungen im Studium im Vergleich zum Magisterstudium meist deutlich erhöht. Da ist es besonders wichtig, sich mit effektiven Lerntechniken schnell und sicher den relevanten Lernstoff aneignen zu können. Wer effektive Lerntechniken beherrscht, profitiert also mehrfach: durch gute Noten im Studium, größeren und schnelleren Erkenntnisgewinn und mehr freie Zeit.

Welcher Lerntyp sind Sie?

Bevor Sie sich daran machen, die für Sie passenden Lerntechniken zu finden und zu erlernen, ist es hilfreich, den eigenen Lernstil zu bestimmen. Denn ob Lerntechniken das Bewältigen einer bestimmten Aufgabe erleichtern, hängt nicht nur von der Aufgabe, sondern auch immer vom eigenen Lernstil ab.

Es gibt viele verschiedene Lernstil-Modelle. Nach einem gängigen Lernstil-Modell gibt es vier unterschiedliche Lernstile: den visuellen Lernstil (sehen), den auditiver Lernstil (hören), den Lesen-und-Schreiben-Lernstil und den kinästhetischer Lernstil (anwenden). Die meisten sind Menschen bevorzugen Lernstile, die eine Mischform aus unterschiedlichen Lernstilen sind. Das heißt, sie sind nicht eindeutig einem bestimmten Lernstil zuzuordnen. Dies ist von Vorteil, da die meisten Lerntechniken ohnehin nicht nur einen "Lernkanal" ansprechen. Welchen Lernstil bevorzugen Sie? Im Internet finden Sie zahlreiche kostenlose Lernstiltests.

Mit Mindmaps Informationen strukturieren

Mindmapping gehört zu den Lerntechniken, die praktisch für jedes Studium und nahezu jede Aufgabenstellung verwendet werden können. Besonders geeignet ist Mindmapping zur Strukturierung von Informationen. Mindmaps werden deshalb auch Strukturkarten genannt. Gerade in Fächern wie Medizin oder Jura, in denen große Mengen an Inhalten - vor allem systematisch - gelernt werden müssen, ist Mindmapping sehr hilfreich, um einen Überblick über den Lernstoff zu bekommen. Mindmapping ist für alle Lerntypen geeignet, besonders für visuelle Lerntypen.

Mindmaps haben meist einen ähnlichen Aufbau. Von einem zentralen Begriff aus führen Äste zu Unterbegriffen, Unter-Unterbegriffen usw. Wichtig beim Mindmapping ist, nicht zu viele Informationen in einer Mindmap unterzubringen. Denn dann geht der eigentlich Zweck des Mindmappings, das Strukturieren von Informationen, verloren.

Ob Mindmaps am besten handschriftlich auf einem Blatt Papier oder am Computer angefertigt werden, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Manfred Spitzer, Hirnforscher am Universitätsklinikum Ulm, empfiehlt, Gedanken handschriftlich festzuhalten. Denn so würden die Lerninhalte besser im Gedächtnis verankert. Trotzdem hat Mindmapping am Computer große Vorteile. So können Mindmaps nach und nach unkompliziert ergänzt oder auch korrigiert werden. Wer kein Geld für eine professionelle Mindmapping-Software wie MindManager ausgeben möchte, kann auch auf gute kostenlose Mindmapping-Programme wie FreeMind oder XMind zurückgreifen.

Mit der SQ3R-Methode Texte erschliessen

Die wohl beste Methode, um sich im Studium den Inhalt von Texten zu erschließen, heißt "SQ3R". Die Abkürzung steht für "Survey", "Question", "Read", "Recite" und "Review". Damit ist auch schon die Reihenfolge der Arbeitsschritte klar: Bei der SQ3R-Methode überfliegt man als erstes den Text, um sich ein erstes, grobes Bild vom Inhalt des Textes zu machen. Wichtig sind bei diesem ersten Schritt vor allem die Überschriften und Zusammenfassungen (z.B. Abstracts oder zusammenfassende Abschnitte am Ende eines Textes). Im zweiten Schritt geht es daran, sich Fragen zum Inhalt des Textes zu stellen. Diese Fragen sollen im dritten Schritte durch das gründliche Lesen des Textes beantwortet werden. Wichtig: Fassen Sie regelmäßig die Erkenntnisse, die sie dabei gewinnen, in eigenen Worten zusammen. In einem letzten Schritt überfliegen Sie nochmals den Text und wiederholen kurz den erarbeiteten Lernstoff.

Kerngedanken herausarbeiten durch systematisches Unterstreichen

Wer den Aufwand der SQ3R-Methode scheut, kann auch von der Lerntechnik des systematischen Unterstreichens profitieren. Durch das gezielte Markieren von Schlüsselwörtern lässt sich ein Text schnell dem Inhalt nach strukturieren und auf seine Kernaussagen zu reduzieren. Wichtig beim systematischen Unterstreichen ist, dass Sie äußerst sparsam beim Markieren von Wörter vorgehen. Viele Studenten machen den Fehler, zu viele Wörter zu unterstreichen - häufig mehrere Sätze oder Absätze. So kann es schnell passieren, dass ein Großteil des Textes unterstrichen ist. Das ist jedoch nicht Sinn der Sache! Das Unterstreichen dient dazu, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Beschränken Sie sich beim Unterstreichen daher nur auf die Wörter, auf die es unmittelbar ankommt.

Mit der Lernkartei Stoff effektiv wiederholen

Viele kennen sie noch aus der Schulzeit: die gute, alte Lernkartei. Das Prinzip so einfach einfach wie effektiv: Auf der Vorderseite der Karteikarte steht die Frage, auf der Rückseite die Antwort. Mit jeder richtigen Antwort wandert die jeweilige Karteikarte in das nächsthöhere Fach. Wiederholt wird - je nachdem, in welchem Fach sich eine Karteikarte befindet - in immer größeren Zeitintervallen. Durch das stetige Wiederholen geht der Lernstoff mit großer Wahrscheinlichkeit in das Langzeitgedächtnis über. Mit der Lernkartei lässt vor allem Faktenwissen gut lernen.

Auch wenn es für viele Studienfächer umfangreiche Karteikarten-Pakete zu kaufen zu kaufen gibt, die einem das Schreiben von Karteikarten abnehmen: Nicht kaufen, selbst schreiben! Wer mit selbst geschriebenen Karteikarten lernt, hat zwar zunächst mehr Arbeit. Der Lerneffekt ist jedoch umso größer. Eine sinnvolle Alternative zur klassischen Lernkartei kann eine Lernkartei-Software sein (z.B. BrainYoo, CoboCards, phase-6 oder MemoStep6). Ein großer Vorteil: Die Software fragt automatisch die zu lernenden Karteikarten ab. Auch haben die meisten Lernkartei-Programme eine Statistik-Funktion, mit der man die eigenen Lernfortschritte überwachen kann. Besonders praktisch: Viele Lernkartei-Programme funktionieren auch auf dem Smartphone. So kann man etwa Reise- und Wartezeiten - etwa auf dem Weg in die Uni - zum Lernen nutzen.

Fakten sicher behalten mit der Loci-Methode

Die Loci-Methode ist eine der ältesten Lerntechniken überhaupt. Schon die alten Griechen und Römer benutzen sie, zum Beispiel der berühmte römische Staatsmann und Redner Cicero. Die Loci-Methode ist nach dem lateinischen Wort für Platz, "locus", benannt. Bei der Loci-Methode sucht man sich typischerweise einen Raum oder einen Weg aus, den man in Gedanken abschreitet. Den verschiedenen Plätzen oder Gegenständen, denen man dabei begegnet, ordnet man Fakten oder Zahlen zu, die man lernen möchte. Der Vorteil der Loci-Methode ist die Verknüpfung des Lernstoffs mit Bildern. Bilder kann das Gehirn deutlich besser behalten als reine Wörter oder Zahlen. Die Loci-Methode eignet sich daher besonders gut zum Lernen von Faktenwissen.

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