Facebook verpflichtet - Ab Februar macht Facebook die Timeline zur Pflicht

In Deutschland hat Facebook bereits über 20 Millionen Mitglieder. Weltweit sind es über 800 Milionen, die das Netzwerk regelmäßig nutzen. In dem sozialen Netzwerk tauschen vor allem jüngere Nutzer Unmengen von manchmal sehr privaten Daten aus. Bis jetzt war das alles freiwillig, so auch das Anlegen einer sogenannten Timeline. Eine Art Lebenslauf des Nutzers auf Facebook. Auf einem Zeitstrahl werden alle Aktivitäten chronisch festgehalten. So wird es noch einfacher, alle Dinge, die ein Nutzer je eingestellt hat zu finden. Ob über die Geburt des ersten Kindes oder Fotos vom Saufgelage auf Mallorca mit Kumpels. Alles ist zu finden.

Datenschützer warnen - Über die Folgen der (noch) freiwillgen Zurschaustellung

Bereits jeder fünfte Deutsche nutzt Facebook bereits regelmäßig. Viele von ihnen geben alles Preis, auch Dinge, über die man früher nur sehr ungern redete. Vielleicht angetrunken am Stammtisch, aber nie freiwillig unter völlig Fremden in der Öffentlichkeit. In Facebook ist das völlig normal geworden. Man teilt alles mit jedem. Ganz schnell sammeln sich unzählige Fakten über das eigene Leben, Vorlieben und Abneigungen an. Für Datenschützer bereits jetzt ein rotes Tuch.

Gründer Marc Zuckerberg macht keinen Hehl daraus: Genau diese gesammelten Daten zusammen mit der enormen Anzahl der Nutzer machen das Unternehmen Facebook so wertvoll. Gezielte Werbung ist der Schlüssel zu Allem. Je mehr Daten vorhanden sind, desto genauer lässt sich der Nutzer umgarnen. Zielgenau vorsortiert nach Region, Vorlieben und Abneigungen. So ist der Singlemann mit vielen Reisefotos in Facebook wohl eher bereit, auf eine Werbeeinblendung über Städtereisen zu reagieren, als auf Werbung über Babywindeln. Und genau die Werbekunden machen den größten Teil des Firmenwerts aus. Durch die neue Timeline wird Facebook noch wertvoller und interessanter für Werbekunden.

Das der unbedarfte Nutzer damit Informationen über sich preisgibt, die eigentlich nicht für jeden sichtbar sein sollten, ist eine Frage der Einstellungen der Privatsphäre. Erst einmal ist alles öfentlich, erst wenn man aktiv die Einstellungen umstellt, kann man dafür sorgen, dass nicht jeder alle Daten einsehen kann. Das gilt natürlich nicht für Facebook selbst, dort liegen alle Daten und können auch verwendet werden.

Facebook ist zwar kostenlos, doch gerade durch die Bekanntgabe vieler privater Daten zahlt jedes Mitglied praktisch seine persönliche Miete zur Nutzung des Netzwerks. Je mehr und je genauer die gesammelten Nutzerinformationen sind, umso wertvoller wird Facebook. Besonders jetzt ganz wichtig zum geplanten Gang an die Börse.

Was tun wenn die Timeline kommt?

Die Facebook Timeline kommt nicht für jeden Nutzer zur selben Zeit. Sie wird nach und nach eingeführt. Dann bleibt dem Nutzer genau eine Woche Zeit, um die Einstellungen seiner Privatsphäre zu ändern. Tut er dies nicht, ist es möglich, dass seine ganz privaten Daten schlichtweg für jeden sichtbar sind. Will er das verhindern, so muss er selbst aktiv werden. Man sollte also seine Einstellungen noch einmal ganz genau ansehen und wenn nötig korrigieren. Gerade jetzt mit der neuen Timeline ist der Zugriff auf ältere Daten ganz schnell möglich. Vorher waren sie im Verlauf zwar auch vorhanden, doch wer durchsucht schon eine seitenlange Chronik? Mit der Timeline wird alles wieder präsent. Das System vergisst nichts.

Wie schnell falsche Einstellungen über den Zugriff zu privaten Daten zu  fatalen Folgen führen können, sieht man an der ausgeuferten Geburtstagsfeier einer Schülerin vor wenigen Wochen. Nur ein Häkchen an der falschen Stelle, das hat schnell riesige Folgen.

Timeline deaktivieren?

Vorsicht, mit dieser Neuheit in Facebook haben Betrüger Hochkonjuktur. Sie versprechen, gegen Bezahlung natürlich, die Timeline abschalten zu können. Das ist definitiv nicht so! Also Finger weg von solchen Angeboten. Sie sind nur da, um schnell Geld abzuzocken!

Was Sie tun können: Sie können jederzeit Dateien und Einträge aus Ihrer Timeline löschen, damit sind sie dann nach aussen nicht mehr sichtbar. Das bedeutet aber nicht, dass Facebook weiterhin Zugriff auf die Daten hat. Damit können diese weiterhin zum Beispiel zur Optimierung der für Sie persönlich eingeblendeten Werbung dienen.

Genau diese Praxis und die Unwissenheit, was mit Ihren persönlichen Daten passiert, wird von Datenschützern scharf verurteilt. Während sich in Deutschland die Politiker über Vorratsdatenspeicherung streitet, gibt der Facebooknutzer freiwillig alles zum Sammeln ab. Und darüber denken nur sehr wenige Benutzer nach.

Wer möchte, dem stellt Facebook ein privates Archiv zur Verfügung. Damit erhält man einen Überblick über alle Informationen, die Facebook bereits über Sie gesammelt hat.

Wer also will, dass siene Daten auch wirklich nur einem speziellen Nutzerkreis zur Verfügung stehen, der muss jetzt reagieren und seine privaten Einstellungen auf Vordermann bringen. Denn nach Ablauf der sieben Tage steht alles in der neuen Timeline, für Alle sichtbar. Facebook selbst darf die Informationen natürlich gewinnbringend nutzen, und wie weit Ihre Daten sicher dort sind, das ist noch fraglich. Richtig wertvoll sind sie allemal, auch wenn der Einzelne sie für unwichtig hält. Die Masse macht es. Und damit werden die Datenmassen bei Facebook auch interessant für Hacker.

Wie geht es weiter?

Es ist quasi eine Mieterhöhung, der Nutzer macht weiter wie bisher. Fleissig stellt er dem Unternehmen seine Daten zur Verfügung und macht Facebook immer wertvoller. Selbst auf die Rechte an seinen Bildern hat er ja schon bereitwillg bei der Anmeldung verzichtet.

Facebook selbst wird einen erfolgreichen Börsengang hinlegen und weitere Wege finden, die Daten von Nutzern gewinnbringend zu platzieren.

Nur wenige Nutzer werden ihre Einstellung ändern, aus Bequemlichkeit bleibt alles beim Alten.

So kann man sich vielleicht in Zukunft bei einem aufgeschlossenen neuen Chef mit der Timeline als Lebenslauf bewerben. Die Werbung, die den Nutzer erreicht wird immer effektiver und sorgt für mehr Konsum. Marc Zuckerberg freut sich.

Ich nutze Facebook, Ist die Timeline bedenklich?

Vorschaubild Gerd Altmann/pixelio.de

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