Die Germanen - Eine Erfindung Caesars

Germanen. Das klingt wie die Bezeichnung für ein Volk. Ist es aber nicht. Zumindest die Germanen selbst sahen sich nicht als Volk oder gar Staat, nein sie lebten in Stämmen und jeder dieser Stämme war für sich selbst. Julius Caesar war der Namensgeber für die Germanen. Der Eroberer Galliens befand, dass die Provinz Gallien bis zum Rhein reichte und alles dahinter  Germanien sei. Damit stand die Bezeichnung fest. Germanen waren also alle mitteleuropäischen und südskandinavischen Stammesmitglieder, die nicht zum Römischen Reich gehörten. 

Die germanischen Stämme

Auch wenn sie eine gemeinsame Grundsprache und ähnliche Lebensweisen hatten, sahen sich die Germanen nicht als ein Volk. Sie sahen sich als Chatten oder Cherusker und lebten in Einzelhöfen oder kleinen Dörfern mit eigenem politischen System und eigenen politischen Führern.

Teilweise waren die Stämme befreundet, teilweise waren sie verfeindet. Die wichtigsten, bzw. bekanntesten germanischen Stämme möchte ich kurz vorstellen:

Die Chauken lebten an der Nordsee, vom Geschichtsschreiber Tacitus werden sie als Nordgermanen oder Ingwäonen bezeichnet. Sie schlossen sich später mit anderen dort ansässigen Stämmen zum Großstamm der Sachsen zusammen.

Weiter südlich zwischen Rhein und Weser seien laut Tacitus die Istwäonen. Die bekanntesten Vertreter davon sind die Cherusker und die Chatten. Die Cherusker führten gemeinsam mit anderen Stämmen unter dem Cheruskerfürsten Arminius die Varusschlacht, mit der sie die Eroberung Germaniens verhinderten. Die Istwäonen wurden im 3. Jahrhundert zum Großstamm der Franken.

Östlich von diesen beiden Gruppen lebten die Sueben. Unter diesem Begriff wird eine große Anzahl an Stämmen zusammengefasst. Darunter die Hermunduren, Langobarden, Markomannen, Quaden und Semonen.

Die Vandalen und die Oder-Warthe-Gruppe, die noch weiter östlich siedelten, wurden als Ostgermanen bezeichnet.

Lebensweise der Germanen

Anders als der Großteil der anderen "Barbaren", waren die Germanen monogam. Sie heirateten also nur eine Frau bzw. einen Mann.

Es gab bei den Germanen in der Regel drei verschiedene Stände. Freie, Halbfreie, die als Knechte arbeiteten und Sklaven, die als Kriegsgefangene in das Dorf kamen.

 

So könnten die Germanen ausgesehen haben

so könnten sie ausgesehen haben (Bild: Franz Haindl/pixelio.de)

Die Wohnsituation

Eine germanische Familie lebte für gewöhnlich in einem kleinen Dorf mit etwa 200 Menschen. Kaum ein Dorf der Germanen entwickelte sich planmäßig, die Bewohner siedelten mehr oder weniger wie und wo sie wollten.

Die germanischen Häuser waren Langhäuser aus Holz. Aus dem Namen ergibt sich auch schon das Aussehen dieser Gebäude. Die Breite betrug etwa 8 Meter, die Länge mehr als 16 Meter. Der Rauch aus der Feuerstelle konnte nur durch eine kleine Öffnung entweichen, da es wahrscheinlich keine Fenster gab. In einem Langhaus wohnte sowohl die Familie als auch ihre Sklaven und, nur getrennt durch eine Wand, die Tiere. Das war für die Germanen gar nicht so schlecht, wie es sich anhört, da die Tiere vor allem in den Wintermonaten für Wärme im Langhaus sorgten.

Die Natur in Germanien

Der größte Teil Germaniens war bedeckt von dichten Eichen- und Buchenwäldern bedeckt. Es gab viele Sümpfe und Moore, die einen direkt schaurigen Eindruck machten.

Die Germanen lebten von Ackerbau und Viehzucht. Zwar erweckt das gängige Image von den barbarischen Germanen einen anderen Eindruck, aber offensichtlich waren die Germanen beinahe Vegetarier. Sie ernährten sich größtenteils pflanzlich, da die Tiere aus ihrer Zucht zum täglichen Leben brauchten, und die Jagd wegen Wölfen und Bären sehr gefährlich war. Fleisch kam also eher selten auf den Tisch.

Die germanische Schrift

Die Germanen hatten keine eigene Schrift, weshalb die einzigen Quellen, die uns Auskunft über die Lebensweise der Germanen geben, von Römern verfasst wurden. Zwar wurden Schriftzeichen gefunden, die sogenannten Runen, doch diese Zeichen wurden selten und mehr wie Formeln benutzt. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass Runen eher als kultische Zeichen und nicht für lange Texte gebraucht wurden. Runen wurden vor allem auf Waffen und Steinen gefunden.

Germanische Runeninschrift (Bild: pixelio.de)

Die Religionen der Germanen

Ihre Götter stellten die Germanen mit grob bearbeiteten Pfählen dar, die durch die Darstellung der Geschlechtsmerkmale deutlich als weiblich oder männlich zu erkennen waren. Diese wurden in heiligen Hainen, Waldlichtungen oder bei Gewässern verehrt und werden wohl auch Teil eines Fruchtbarkeitskultes gewesen sein. Den Göttern wurden Waffen und Tiere geopfert; Menschenopfer waren eher selten.

Auch Magie gehörte zum Alltag der Germanen. Es gab Seherinnen, die in etwa den Stand eines Priesters hatten. Sehr bekannt sind die Runenzauber, die noch teilweise auf Steintafeln erhalten sind. Meist handelte es sich um Zaubersprüche, die Schaden abwehren und Heil bringen sollten, doch es wurden offensichtlich auch Flüche ausgesprochen. 

Die Toten wurden nach germanischem Brauch verbrannt und in Urnen bestattet. Es wurden allerdings schon einige germanische Moorleichen gefunden, deren Schicksal aber schwer herauszufinden ist.

germanisches Hügelgrab

germanisches Hügelgrab (Bild: telemarco/pixelio.de)

Rechtswesen der Germanen

Gerichtsverhandlungen hießen bei den Germanen Thing. Bei einem Thing treffen sich alle freien und kampffähigen Männer eines Stamms an einer heiligen Stätte wie zum Beispiel einer Linde. Dort wird dann ein Gerichtsverfahren geführt oder ein Stammesoberhaupt gewählt. Ein Thing dauert drei Tage lang und den Vorsitz bei dieser Versammlung hat das Stammesoberhaupt oder der König.

Ein germanischer König hatte aber nur begrenzte Rechte. So reicht seine Herrschaft nur bis zum Oberhaupt eines Hauses. Dem Hausherrn sind dafür alle anderen Familienmitglieder untergeordnet. 

Bei den Germanen gab es keine Todesstrafe. Nach ihrem Rechtsempfinden können nur die Götter über das Leben eines freien Mannes entscheiden.Was richtig und was falsch ist, wird vom germanischen Adel bestimmt, der sich auf alte Traditionen und Gewohnheiten beruft.

Quellenlage

Bei den Erzählungen über die Germanen müssen wir uns zum größten Teil auf die Schriften von Publius Cornelius Tacitus verlassen.

Tacitus war einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber seiner Zeit. Er wurde um 58 nach Christus geboren und starb um 120 n.Chr. In "Germania" beschreibt er die Lebensweise der Germanen und stellt sie der römischen Lebensweise gegenüber. Allerdings muss man bedenken, dass er dies in der Absicht tat, den Römern vorzuhalten, dass sogar Barbaren inzwischen mehr römische Werte verinnerlicht hätten als die Römer selbst. Schon deshalb sollte man bei der Lektüre mitdenken. Auch war Tacitus nie selbst in Germanien, beschreibt aber alles überraschend genau. 

Es gibt zwar mehrere römische Quellen, doch Tacitus' Germania zeigt eigentlich am deutlichsten, was die Römer von den Germanen dachten.

Ansonsten muss man sich bei der Rekonstruktion der germanischen Lebensweise auf archäologische Funde verlassen, die Auskunft über die damalige Zeit geben.

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Die Germania

Der germanische Geist ist der Geist der Freiheit

So sprach einst Georg Wilhelm Friedrich Hegel und er dürfte damit recht haben. Denn das herausragendste Merkmal der Germanen wird wohl ihr Stolz und ihr Drang nach Freiheit gewesen sein. Ohne diese beiden Eigenschaften wäre es ihnen wohl kaum möglich gewesen, sich gegen die Übermacht des Römischen Reiches erfolgreich zu wehren.

Es gab keine verbindlichen Gesetze kein modernes Rechtssystem. Die Germanen hatten freie Hand in all ihren Entscheidungen und waren doch loyal. Ihrem Stamm und ihrer Familie gegenüber. Um Tacitus zu zitieren: "Niemand in der ganzen Welt übertrifft die Germanen an Treue."

Freiheit und Treue. Waren die germanischen Barbaren vielleicht gar nicht so barbarisch? 

 

Autor seit 13 Jahren
42 Seiten
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