Kirche auf dem falschen Weg?!?!

Ein Blick in die sonntäglichen Gottesdienste macht es mehr als deutlich. Die Kirche ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Viele Pfarrer sind in einem Alter, in dem andere längst ihren verdienten Ruhestand genießen. Immer weniger Menschen zieht es am Sonntag in die Gottesdienste, der größte Teil ist in fortgeschrittenem Alter. Kinder und Jugendliche verabschieden sich nach der Hl. Kommunion oder spätestens nach der Firmung und interessieren sich nicht mehr für das, was kirchliche Verteter verkünden.

Viele Priester haben resigniert

Gab es in den 70er Jahren noch eine steigende Zahl von Neupriestern, so zeigt sich heute ein anderes Bild. Die Zahl derer, die sich auf den Dienst als Priester vorbereiten, ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesunken. Die Folge ist eine starke Überalterung der Seelsorger und die Zunahme der von ihnen zu leistenden Arbeit. Nicht selten haben Pfarrer drei oder vier Gemeinden mit bis zu sechs Gottesdienstorten zu versorgen. Dazu kommen häufig mehrere Kindergärten, Schulunterricht an verschiedenen Schulen und die immer komplexer werdenden Verwaltungstätigkeiten. Da ist es kein Wunder, dass die älteren Priester sich schnell überfordert fühlen und resignieren. Zumal erkennbar ist, dass sich die Mehrarbeit nur selten "auszahlt". Trotz aller Bemühungen bleiben die Menschen der Kirche fern und sind nicht mehr bereit, sich in der Gemeinde zu engagieren.

Priesterimport kann nicht die Lösung sein

Viele deutsche Diözesen versuchen, die wegbrechende Priesterschaft mit dem "Import" ausländischer Seelsorger auszugleichen. Dabei wird aber vergessen, dass beispielsweise Priester oder Ordensleute aus Afrika, Südamerika und Osteuropa einen vollkommen anderen gesellschaftlichen Hintergrund bzw. eine andere Mentalität mitbringen. Zudem unterscheidet sich das Theologiestudium in diesen Ländern von dem in Deutschland. Dies alles kann zu Missverständnissen und Unmut in den Gemeinden führen.

Die Verkündigung ist unzeitgemäß

Fragt man die Besucher am Ende des Gottesdienstes, worum es denn im Evangelium und der sich anschließenden Predigt ging, haben erstaunlich viele keine Antwort. Der Gottesdienst und die Verkündigung ist sozusagen "spurlos" an ihnen vorbeigegangen. Ein Grund dafür ist sicherlich die Art der Verkündigung. Die Priester haben zwar eine sehr qualifizierte Ausbildung genossen und können über viele Themen sehr kompetent reden, erliegen aber in ihren Predigten allzu oft der Versuchung, sehr theologisch zu sprechen, d.h. Begrifflichkeiten zu verwenden, die von vielen schon lange nicht mehr verstanden werden. Zudem sind viele Predigten einfach zu lang. Ein Seelsorger bemerkte einmal sehr passend, eine gute Predigt müsse sein, wie ein Minirock, so knapp wie nur möglich, aber alles Wesentliche abdeckend.

Wer als Seelsorger die Menschen mit seiner Verkündigung erreichen möchte, der darf sich nicht in unverständlichen Formulierungen ergehen, sondern muss die Themen der Menschen zur Sprache bringen und zwar in der Sprache der Menschen. Natürlich darf und muss eine Predigt auch theologisch sein, allerdings nicht in einem solchen Maß, dass sich der Gläubige auf dem Heimweg fragt, was denn der Pfarrer eigentlich sagen wollte. Eine Predigt zu halten, die die Menschen auch nach dem Gottesdienst noch beschäftigt, ist nicht einfach, aber zwingend notwendig, will der Seelsorger sich als Begleiter erweisen, bei dem die Menschen ihre ureigensten Themen wiederfinden.

Hier ist vor allem die Verkündigung vor Kindern und Jugendlichen eine Herausforderung, die viele Seelsorger überfordert. Kinder- und Jugendpredigten müssen sich in Sprache und Gedankenwelt den Bedürfnissen der Zuhörer anpassen, sonst werden sie nicht auf fruchtbaren Boden fallen.

An die Jugend wurde zu spät gedacht

Viele Seelsorger setzen ihre Kraft vielleicht am falschen Ort ein. Natürlich darf man die älteren Menschen einer Gemeinde nicht vernachlässigen oder gar vergessen, aber die Kinder und Jugendlichen sind die Zukunft der Kirche. Egal, ob im Kindergarten, in der Schule oder anderswo, der Priester muss dort präsent sein, wo die junge Generation ist. Er muss den Kontakt zu ihnen von frühester Kindheit an pflegen und aufrechterhalten, weil er nur dann zu einem echten Begleiter wird, den die Kinder auch dann noch schätzen und respektieren, wenn sie ins Jugendalter eintreten. Dabei geht es nicht darum, sich als Berufsjugendlicher zu präsentieren, sondern einfach am Puls der Zeit, sprich an den Themen der Jugendlichen dran zu bleiben. Schon der regelmäßige Besuch der Kindergartengruppen, des Jugendclubs oder verschiedener Sportveranstaltungen können hier viel bewirken. Vor allem ältere Seelsorger tun sich schwer, in Gesprächen mit Jugendlichen "heiße" Themen wie Sexualität anzusprechen oder sich der Kritik der Jugendlichen zu stellen. Hier braucht es eine neue Offenheit, für das, was Kinder und Jugendliche bewegt.

Gottesdienst als Event

Viele Gottesdienste für Kinder und Jugendliche sind eigentlich Veranstaltungen für Erwachsene, die lediglich durch etwas modernere Lieder versuchen, jugendgerechtes Flair zu erzeugen. Das reicht nicht! Solche Gottesdienste müssten von Kindern und Jugendlichen mit vorbereitet werden, weil nur dann auch ihre Themen aufgegriffen werden können. Die Jugendlichen sollten aktiv mitwirken können und nicht nur stille Beobachter eines überalterten Ritus bleiben. Immer mehr Gemeinden versuchen sich an speziellen Kinder-, Familien- und Jugendgottesdiensten oder laden zu Taize-Gebeten, Meditationen oder ähnlichen Events ein und der Erfolg gibt ihnen Recht.

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