Wie die Mistel wächst

Von den über 550 Arten aus der Familie der Mistelgewächse kommen bei uns vor allem Viscum album und Viscum laxum vor. Während Viscum a. ausschließlich auf Laubbäumen wächst, werden Nadelbäume (Tannen, Lärchen und Kiefern) gelegentlich von Viscum l. heimgesucht.

Die immergrünen Misteln wachsen als kugelförmige Gebilde, die einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen können. Die Mistel ist zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Exemplare. Nur die weiblichen Misteln bilden Früchte aus. Diese Scheinbeeren werden gerne von Drosseln und Amseln gefressen. Auf diesem Wege helfen die Vögel der Pflanze bei der Vermehrung. Denn die unverdaulichen Samen werden von den Vögeln auf den Ästen der Bäume wieder ausgeschieden. Durch die Schleimschicht von der die Samen umgeben sind, bleiben diese kleben und bilden senkrechte Haustorien (Wurzeln), die unterstützt durch ein Enzym, dass das Holz und Rinde aufweicht, tief in den Wirtsbaum eindringen können. Misteln wachsen sehr langsam und es vergehen Jahre, bis die Mistel eine stattliche Kugel bildet.

Die immergrünen Blätter der Pflanze betreiben Photosynthese, da sich die Mistel nicht alle Nährstoffe wie etwa Kohlenhydrate von ihrer Wirtspflanze holen kann. Daher gilt die Mistel auch als Halbschmarotzer. Auch wenn man es vielleicht anders vermutet, da manche Bäume sehr stark von Misteln besiedelt sind, fügt die Mistel den Bäumen kaum Schaden zu.

Bild: Monika Unger

Die Zauberkraft der Mistel von den Kelten bis zu den Hexen

Viele Geschichten und Legenden ranken sich um die sagenumwobene Mistel. Man vermutete bei der immergrünen Mistel, die nicht einmal Wurzeln bis zum Boden hatte und auf deren Wachstum weder Licht, noch Jahreszeit noch Schwerkraft einen Einfluss zu haben schienen göttliche Einflussnahme und schrieb der Mistel folglich magische Kräfte zu.

Die keltischen Druiden gingen mit einer goldenen Sichel ans Werk um Mistelzweige von ihren heiligen Eichen zu schneiden. Sie durften die Misteln dabei nicht einmal berühren. Die herabfallenden Äste wurden in einem Tuch aufgefangen und für allerlei Zaubertränke verwendet. Die Kelten schrieben den Misteln allerlei Heil- und Zauberkräfte zu. Misteltränke wurden gegen Krankheiten und Unfruchtbarkeit verwendet und galten als Mittel gegen Hexen. Ein Mistelzweig im Haus konnte angehexte Wanzen vertreiben und verhindern, dass die Hexen fremden Kühen die Euter leer molken, ohne den Kühen dabei überhaupt nahe zu kommen. Der symbolische Charakter der Mistel hat sich bis in die heutigen Tage erhalten. In England und den USA ist es üblich zu Weihenachten frische Mistelzweige über einer Tür aufzuhängen. Küssen unter dem Mistelzweig soll Glück bringen. All diese Legenden brachten der Mistel auch eine Reihe von alternativen Namen ein: Donnerbesen, Donnerkraut, Druidenfuß, Geißkraut, Hexenbesen, Hexenkraut, Leimmistel

Die Mistel in der Alternativmedizin und Krebstherapie

Die Blätter der Mistel enthalten Cholin, Azethycholin und Viscotoxin. Schon Hildegard von Bingen und Hieronymus Bock priesen die Mistel als Heilpflanze gegen Viehseuchen, Fieber, Lebererkrankungen und als Abführmittel. In neuerer Zeit wurden Mistelextrakte als blutdrucksenkendes Mittel, bei Krampfadern und bei Arterienverkalkungen eingesetzt. Die Wirkstoffe aus der Mistel sollen auch in Cremen bei empfindlicher und schuppiger Haut helfen.

Neue Anwendungsgebiete für die Mistel finden sich in der Krebstherapie. Allerdings fehlen bis heute wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit einer Misteltherapie, die von allen Seiten zweifelsfrei anerkannt sind. Trotz langjähriger Anwendung und Forschung ist nicht belegt, dass Mistelpräparate das Tumorwachstum hemmen oder gar Krebspatienten heilen können. Mistelpräparate sind in Deutschland und Österreich rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Da die Pflanze auch Giftstoffe enthält ist von einer Selbstsammlung und unkontrollierten Anwendung abzuraten.

Laden ...
Fehler!