Die Päpstin läuft dem Text davon

Zwar wurde Hauptdarstellerin Anjorka Strechel bei der Premiere mit besonders viel Applaus bedacht, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass etliche Textpassagen von ihr überhaupt nicht zu verstehen waren. Natürlich, ihre Johanna soll als Hitzkopf dargestellt werden. Eine Person, die ungeduldig ist. Es macht ja Sinn, an der einen oder anderen Stelle etwas schneller zu sprechen. Aber doch bitte nur so, dass man die Worte auch noch versteht. An dieser Stelle scheitert die 32-jährige Schauspielerin. Ihre Stimme überschlägt sich, die Worte rauschen nur so aus ihrem Mund heraus, und am Zuschauer vorbei. Und so wirken dann die Temperamentsausbrüche ihrer Päpstin auch schnell vollkommen überzogen. Kann man dies im Ersten Teil der zweieinhalbstündigen Inszenierung noch nachsehen, ist dies nach der Pause nur noch störend. Und so hört man dann auch schon einmal im Zuschauersaal ein leises "Herr, hilf!".

Eine alte Sage neue erzählt

Wir schreiben das Jahr 814. Diedie Frau des Dorfpriesters bringt ein Mädchen zur Welt: Johanna. Sie wächst in einer Welt düsteren Aberglaubens auf, gegen den ihr Vater grausam zu Felde zieht; er lässt sogar die Hebamme des Ortes als Hexe verfolgen und töten. Doch Aeskulapius (Klaus Falkhausen), der Pädagoge aus dem fernen Byzanz erkennt Johannas besondere Gaben. Er weist sie als einziges Mädchen in die Lehren der Philosophie und Logik ein. Um ein Haar wird Johannas Wissensdurst zu ihrem Verhängnis. Doch Ritter Gerold (Philip Schwarz), ihr Freund und späterer Liebhaber, kann sie vor dem grausamen Magister Odo(Hubertus Brandt) bewahren. Nach einem verheerenden Feldzug der Normannen weiß sie endgültig: Frauen wie sie überleben in dieser Welt nicht. Johanna verkleidet sich als Mönch und geht ins Kloster Fulda. Als Medicus betritt sie Jahre später Rom, die Stadt des Papstes, wo die Wechselfälle des Schicksals sie schließlich selbst auf den Heiligen Stuhl bringen.

Johanna (Anjorka Strechel) ...

Johanna (Anjorka Strechel) verleidet sich als Mönch (Bild: Altonaer Theater)

Gelungene Inszenierung mit kleinen Schwächen

Warum es notwendig war, Torsten Michael Krogh als Papst Sergius in einer Szene splitternackt auf die Bühne zu schleppen konnte sich der Rezensentin leider nicht erschließen. Vielleicht hat es sich noch nicht bis zur Kostümabteilung herumgesprochen, dass es auch fleischfarbene Unterwäsche gibt? Am Geld kann es kaum gelegen haben. Waren doch die Kostüme der Päpste und Bischöfe beeindruckend opulent. - Oder sollte Regisseurin Eva Hosemann, das Publikum für so dumm halten, dass es nur noch nackte Tatsachen versteht? - Sei's drum. 

Elena Meißner stand schon etliche Male auf den Brettern des Altonaer Theaters. Sie verkörpert in dem Spiel um die sagenumwobene Johanna gleich mehrere Rollen, konnte aber schon einmal mir mehr Handlungsfähigkeit überzeugen. 

Karsten Kramer gibt Anastasius, den Sohn einer noblen römischen Familie überzeugend und mit viel Verve.

Philip Schwarz spielt Gerold, den Markgraf von Dorstadt, später superista Roms mit viel Herz und Tiefgang. Damit ist er in dem großen Ensemble einer der überzeugendsten Darsteller. Insgesamt ist Eva Hosemann ein sehenswerter Theaterabend gelungen, wenn denn nur die Hauptdarstellerin etwas langsamer sprechen würde.

"Die Päpstin" wird noch bis zum 11. Oktober 2014 im Altonaer Theater gespielt.

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