Die Renaissance in Polen

Als goldenes Zeitalter der Renaissance in Polen galt der Zeitraum zwischen 1506 und 1572. Ideen der Renaissance und des Humanismus existierten bereits im 15. Jahrhundert und erlebten im 16. Jahrhundert ihre Blüte. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens war ein Aufschwung zu spüren. Durch die Eheschließung von König Zygmunt I mit Bona Sforza 1518 begünstigt den italienischen Einfluss in Polen. Der Renaissancestil wird zu einer der Hauptkomponenten der polnischen Kultur und viele Gepflogenheiten wurden am italienischen Vorbild ausgerichtet. Das war nicht nur am Hofe der Fall, sondern auch in den Residenzen der Magnaten.

Die kulturelle Blüte

Mit der neuen Lebensweise, die das Individuum in den Fokus rückt, geht ein kultureller Aufschwung einher. Er herrschte intensives geistiges Leben im Land mit Krakau als geistigem Zentrum. Es wurden literarische Gesellschaften gegründet, um beispielsweise alte Sprachen zu pflegen. Auch der erste große Geschichtsschreiber der Polen, Jan Długosz, lebte in dieser intellektuell blühenden Epoche (1415-1480). Fast zeitgleich lebten eine Reihe von Schriftstellern und Philosophen, mit denen eine polnische Nationalliteratur begann: Andrzej Frycz Modrzewski, Mikołaj Rej, Jan Kochanowski, Klemens Janicki. Sie unterschieden sich in ihrem Schaffen sehr deutlich von ausländischen und auch von kirchlichen Vorbildern.

Kirche: Reformation und Gegenreformation

Die Reformation stellt eine Erneuerungsbewegung im Christentum dar. Reformation und Humanismus fanden fast gleichzeitig statt. Zu dem Zeitpunkt war die Reformation zwar wichtiger, war aber nur eine Übergangserscheinung im Kulturleben. Der Humanismus wurde fester Bestandteil der Adelskultur. Die Reformationt war mötig, da die Kirche nicht in der Lage war, Fragen zu beantworten, die aus dem neuen humanistischen Geist der Renaissance entsprangen. Unsicherheit war die Folge. Das Gedankengut der Renaissance waren vor allem ein individueller Lebensstil, aber auch der Gedanke über die Trennung von Kirche und Staat und der Wunsch nach Eingrenzung kirchlicher Macht sowie dem Wunsch nach weniger Abgaben an die Kirche. Es war weniger ein Glaubensstreit, vielmehr spielten politische Gründe eine Rolle. Der Adel bildete die Opposition gegen die Geistlichkeit und ihren politischen Einfluss.

Viele Anhänger fand der Gedanke im deutschen Bürgertum und im Adel. Die Einfuhr und der Besitz lutherischer Schriften war strafbar und es gab keine offenen evangelischen Gemeinden, jedoch kam ein gewisser Rückhalt von einflussreichen Bürgern und Adligen. In Polen gab es keinen einzigen Reformator, das Luthertum wurde als wesensfremd empfunden. Auf diesem Boden konnte sich die Gegenreformation entwickeln, dennnoch lehnte der katholische König Zygmunt August jegliche religiöse Verfolgung ab. Ab 1565 hatte der Adel völlige Glaubensfreiheit.

Die Gegenreformation hatte aus verschiedenen Gründen Erfolg. Zum einen konnten sich die vier großen reformatorischen Bekenntnisse (Lutheraner, Calvinisten, Böhmische Brüder und Unitarier/Antitrinitarier nicht zu einer Nationalkirche zusammenschließen. Die Kardinäle festigten in den 1550ern die Beziehungen Polens zur Kurie und nötigten den König, härter gegen protestantische Ketzer vorzugehen. Auch im Protestantismus ist ein Grund für das Scheitern der Reformation zu finden. Während sich die römische Kirche reorganisierte, fiel die Struktur des Protestantismus teilweise durch ihre innere Zerrissenheit auf. In der zweiten oder dritten Generation fanden dann die Verfechter der Reformation wieder zum Katholizismus zurück.

Der Staat in der polnischen Renaissance

Durch die Reformation war zwar einiges an Unruhe entstanden, aber trotzdem war der polnische Staat ein Staat von innerer Stabilität. Es herrschte ein ausgewogenes Kräfteverhältnis zwischen Krone und Szlachta. Die Beziehungen Polens zu Litauen wurden vertraglich geregelt. Gegenüber dem deutschen Orden gelang es, Hoheitsansprüche durchzusetzen. Die Konsolidierung der Machtstellung nach außen erfolgte zum einen durch die Beilegung des Streites mit Habsburg um die Nachfolge in Böhmen und Ungarn und zum anderen durch die Absicherung der Ostgrenze gegen die Angriffe Moskaus, der Tataren und der Osmanen.

Sonja, am 09.03.2014
0 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe (Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)

Laden ...
Fehler!