Von Sandmassen bedeckt

Im Jahre 1813 begann die Erforschung von Abu Simbel, wobei der schweizerische Historiker Johann L. Burckhardt die über 20 Meter hohen Sitzfiguren des Großen Tempels entdeckte. Beinahe komplett waren diese Figuren von Sand bedeckt. Nur wenige Jahre später, nämlich 1817, legte Giovanni Belzoni dann das Eingangsportal teilweise frei.

Die Fassade des Großen Tempels

Links und rechts neben dem Tempeleingang befinden sich jeweils zwei knapp 21 Meter hohe Sitzfiguren des Pharaos Ramses II., wobei jede einzelne die Doppelkrone als Zeichen für die Vereinigung Ober- und Unterägyptens trägt. Zwischen den stolz anmutenden Pharaonenfiguren über dem Eingangsbereich befindet sich in einer Nische der mit einem Falkenkopf dargestellte Gott Re-Harachte. Dieser hält die Göttin Maat in Form einer Figur und symbolisiert zusammen mit dem Machtzepter den Thronnamen des Herrschers.

Die Front des Hathor-Tempels

Die sechs zirka zehn Meter hohen Statuen des Kleinen Tempels schmücken die nach Osten gewandte Fassade. Vier der Figuren zeigen Ramses II., wobei zwei links und zwei rechts des Eingangsbereiches stehen. Zwischen den Pharaonenstatuen ist jeweils seine Gemahlin Nefertari in Stein gemeißelt. Und das in gleicher Größe wie auch der Pharao selbst, was eher untypisch war. Womöglich lag es daran, dass Ramses II. Nefertari von all seinen Gemahlinnen am meisten liebte. Und dies war wohl ebenso der Grund, weshalb der vorrangig diplomatisch regierende Pharao den zweiten Tempel sowohl der Hathor als auch ihr widmete.

Nefertari, als Königin, ist an der Tempelfront jeweils bestückt mit Attributen der Hathor-Göttin – nämlich der Doppelfederkrone mit Kuhgehörn sowie der Sonnenscheibe. Der Eingang selbst ist mit dem Titel und Namen des Pharaos umrahmt.

Das Innere der Tempel

Die in drei Schiffe unterteilte 18 Meter lange und 17 Meter breite Haupthalle des Großen Tempels wird von acht prächtigen Statuenpfeilern, welche Ramses II. als Osiris darstellen, getragen. Der Deckenbereich ist verziert mit Abbildungen, die die geiergestaltige Göttin Nechbet zeigt. Von dieser Räumlichkeit aus sind noch einige Seitenkammern erreichbar.

Direkt hinter dieser großen Halle befindet sich eine kleine Pfeilerhalle, der ein Quersaal folgt, von dem aus das Sanktuar zu erreichen ist. Hier, im Allerheiligsten, findet zweimal jährlich, jeweils zur Sonnenwende, ein interessantes wie auch bemerkenswertes Ereignis statt – die Statuen des Reichsgottes Amun Re, Ramses II. selbst und des Sonnengottes Re-Harachte werden nämlich von eindringenden Sonnenstrahlen erhellt. Nur der Schöpfergott Ptah, der hier ebenso in Stein gehauen verweilt, bekommt keinen Lichtstrahl zu spüren. Damit wird symbolisch aufgezeigt, dass der Gott der Schöpfung und der Unterwelt im unerkenntlichen Hintergrund verbleiben soll.

Der Kleine Tempel besteht nur aus einer einzigen Pfeilerhalle, deren Decke von Hathorpfeilern gestützt wird, einem Quersaal sowie dem Sanktuar. Wie im Großen Tempel verdeutlichen auch hier die Innendekorationen die siegreichen Schlachten des Ramses II. und lässt das Königspaar zudem bei religiösen Ritualen erkennen.

Verlegung beider Tempel

Durch den Bau des Assuan-Staudammes drohten die Tempel aufgrund der Wassermassen im Boden zu versinken. Deshalb wurden beide kulturell wertvollen Bauwerke zwischen 1963 und 1968 in mehrere tausend Blöcke geschnitten, um sie dann 180 Meter weiter im Landesinneren und rund 65 Meter höher wieder zusammenzusetzen.

write-x, am 03.12.2013
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