Vom Nacktmodell bis zum Kommunenzottel

Im Dschungelcamp gastiert die Prominenz

Prominenz? Ja, dieses Wort musste an dieser Stelle einfach sein. Sicherlich, über Google, werden laut Statistik »Promis« gesucht, während die »Prominenz« praktisch niemanden interessiert. Damit ist uns hier natürlich ein wertvolles Keywort verlorengegangen. So gesehen passt es ja wiederum zum Dschungelcamp. Für die Insassen, pardon, Bewohner, hat sich bisher buchstäblich keiner interessiert, sobald sie aber endlich in verschwitzten Klamotten genüsslich an Känguruhoden lutschen und Kakerlakeneintopf schlürfen dürfen, dabei vielleicht noch den einen oder anderen blanken Busen oder tätowierten Arsch in die Kamera halten, feiert eine ganze Nation wieder ein großes Fest – das Fest der Dschungelwahns. Und in der Tat ist es so, dass sich die einstige Ekelshow, obwohl sie keinesfalls niveauvoller wurde, fast schon zu so etwas wie deutschem Kulturgut entwickelte, na prima.

Was dabei aber beinahe am bedenklichsten ist, ist die Tatsache, dass der sich so moralisch angewidert gebende Autor, der sich selbst auch gerne intellektuell weit über den Dschungelcampern angesiedelt zu betrachten geneigt ist, ja in fast arroganter Manier diese von oben herab belächelt, ab und an sich vom Schreibtisch entfernt und sich scheinbar (oder offenkundig?) voyeuristisch veranlagt, den kulinarischen Genüssen der Dschungelcamp-Teilnehmer zumindest mit dem Auge frönt. Tja, so ist das. Aber auch dafür findet sich wie immer leicht eine Begründung. Wie sollte er über etwas schreiben, das er selbst gar nicht kennt. Genau! Diese Begründung passt immer und damit kann man jeden Fehltritt, jede Neigung und jeden gemachten Unfug begründen. Selbsterfahrung, das ist es. Der Autor also als Rüdiger Nehberg des Fernsehkonsums.

So, gerade noch einmal die Kurve gekriegt! Während folglich der Survival-Mann vor der Kiste sitzt, geben sich Nacktmodells, Fußballer, längst vergessene TV-Moderatoren, Heidiklumsnexttopmodelverlierer, Deutschlandsuchtdensuperstarpfeifen, transsexuelle Intelligenzverweigerer (nein liebe Reflex-Empörten, dies ist in keiner Weise diskriminierend gedacht) gealterte Schlagerfuzzys und andere Leistungsträger der Nation ein Stelldichein im Insektenhotel. Das war die letzten Jahre so und in dieser Tradition steht auch das RTL-Dschungelcamp 2013, das am 11. Januar bezogen wird. Doch zunächst für all die kulturell weniger gebildeten Arte-Gucker einige wenige einführende Worte:

Was ist das Dschungelcamp 2013?

Das Dschungelcamp heißt Dschungelcamp, weil es alle so nennen. Offiziell hingegen heißt es »Ich bin ein Star - Holt mich hier raus …«. Das Prinzip ist nicht allzu schwer zu verstehen und der Konsum erfordert nicht zwangsläufig einen cum laude Abschluss an der philosophischen Fakultät. Im Gegenteil, dies könnte zu einem ernsthaften Hindernis beim entspannten Fremdschämen sein. Wohl dem, der für die Dauer einer Sendung ganz einfach die entsprechenden Partien des Gehirns wegklappen oder in den Standby-Modus schalten kann. Dies steigert nicht nur das Vergnügen, sondern hat gleichsam therapeutische und das Selbstbewusstsein steigernde Effekte, schließlich werden eigene Peinlichkeiten und Missgriffe deutlich relativiert. D

er Autor schweift ab, er will doch eigentlich nur erklären, was das Dschungelcamp ist. Ein neuer Versuch: Zum ersten Mal lief die Sendung »Ich bin ein Star - Holt mich hier raus …« im Jahre 2004 über die matten Scheiben der Nation. Seither bevölkern in unregelmäßigen Abständen von RTL als »Promis« bezeichnete (nennen wir sie) Menschen den höllisch gefährlichen Dschungel Australiens. Der ist so gefährlich, dass die genaue Lage des Dschungelcamps streng geheim ist, und von ehemaligen Soldaten ebenso streng bewacht wird. Ein Hineinkommen ohne Kakerlaken-Ausweis gänzlich unmöglich. Wer wissen möchte, wo sich der streng geheime total fern jeder menschlichen Zivilisation gelegener Ort befindet, findet in bei Google Earth hier und wer den wild romantischen Eingang mit Mülltonnen und »Privat«-Schild sehen möchte, ziehe das gelbe Männchen von Street View einfach auf die blau markierte Straße …

Wer von RTL das Prädikat »prominent« erhält, auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen hat und dringend Geld benötigt, vielleicht zudem auch noch exhibitionistisch veranlagt ist, der darf gemeinsam mit Artverwandten zwei Wochen lang sich Prüfungen stellen, die möglichst eklig, ziemlich dämlich und ziemlich albern sind und die darauf hoffen lassen, dass auch möglichst viel Haut vom Sofa aus zu sehen ist. Und das Schöne ist, dass der Zuschauer bei Bier und Chips darüber entscheiden darf, wer als nächstes den Krokodilpenis oder die Känguruhoden verspeisen darf. Außerdem darf er mitentscheiden, wer das Dschungelcamp verlassen muss und wer noch einen Tag länger bleiben darf. Nicht immer ist es vielleicht ein Dürfen, schließlich kann man jemanden auch eine besonders widerliche Prüfung wünschen weil er eine besonders große Arschgeige ist. Ja, und wie bei dem alten Kinderlied, das man vermutlich aufgrund »political correctness« so heute nicht mehr singen darf und daher auch hier nicht wörtlich zitiert wird, bleibt am Schluss eben einer oder eine übrig und darf sich »Dschungelkönig« oder »Dschungelkönigin« nennen. Und was gab es da nicht schon für Blaublüter in den letzten Jahren: Costa Cordalis (2004, 1. Staffel), Désirée Nick (2004, 2. Staffel), Ross Antony (2008, 3. Staffel), Ingrid van Bergen (2009, 4. Staffel), Peer Kusmagk (2011, 5. Staffel), Brigitte Nielsen (2012, 6. Staffel). Danach geht es in der Regel dann wieder zurück in die Bedeutungslosigkeit, in der man dann zumindest mit ein paar Tausender in der Tasche versuchen kann, sich irgendwo eine neue Existenz aufzubauen oder seinen Schuldenberg ein Stück abzutragen.

Die Teilnehmer im Dschungelcamp 2013

Wer keinen davon kennt ist nicht zwangsläufig ungebildet

Endlich wurde von RTL die Liste der »Promis« veröffentlicht und die Teilnehmer haben sich bereits auf den Weg gemacht. Beim Blick auf die Liste fällt sofort wieder auf, dass diejenigen, die hinter der Mattscheibe agieren werden ungefähr so bekannt, will sagen »prominent« sind, wie jene vor der Mattscheibe. So gesehen, kann man sich ja gewissermaßen auf Augenhöhe begegnen, macht sich aber, sofern man diesseits der Mattscheibe sitzt, wenigstens nicht schmutzig.

Olivia Jones

Drag Queen darf sogar ihre Brüste mitnehmen…

Olivia Jones gehört vielleicht noch zu den bekanntesten der Staffel, zumindest für ein bestimmtes Klientel.

Eigentlich heißt sie ja Oliver Knöbel und ist Travestiekünstler mit schrillen Kostümen und abgefahrener »Haartracht«. Angeblich soll »er« ziemlich langweilig, schüchtern und spießig sein, weshalb er »sie« ins Dschungelcamp 2013 schickt. Dabei darf er oder sie oder es oder was auch immer, als Luxusartikel sogar seine Brüste mitnehmen, na dann herzlichen Glückwunsch! Ein tolles Spielzeug. Eigenen Angaben zufolge hat Olivia Jones Höhenangst, Platzangst, eine Phobie gegen alles was krabbelt, Angst vor Fröschen … – optimale Voraussetzungen also für das Dschungelcamp 2013. Die einzige Angst die sie vermutlich nicht hat, ist die vor Kameras.

Helmut Berger

Als er Erfolg hatte war die RTL-Zielgruppe noch nicht mal gezeugt

Der geneigte Dschungelcamp-Gucker wird es vermutlich nicht sofort erkennen können, dass der 68 jährige, an dem im Gesicht die Jahre zumindest nicht weniger vorbeigegangen sind, als bei seinen Altersgenossen, einmal zu den schönsten Männern der Welt gehört hatte.

Wie sollte die RTL-Zielgruppe dies auch wissen, schließlich liegt der Höhepunkt seiner Erfolge in einer Zeit, als die meisten RTL-Zuschauer noch nicht einmal gezeugt wurden. Außer man schaut ab und zu Kabel 1, da dürfte bestimmt auch hin und wieder der Visconti-Film »Ludwig II« laufen. Danach kamen eigentlich im Wesentlichen nur noch Schlagzeilen, die sich um Alkohol und Finanznöte drehten. Berger also ganz klar prädestiniert für das Dschungelcamp 2013.

Georgina Fleur

Investition in neue Brüste statt Tilgung alter Schulden

Wer so einen schönen Namen hat, lässt aufhorchen. Doch kaum dass man sich kundig macht, wer um alles in der Welt dieser »Promi« ist, den verlässt sehr schnell wieder die Euphorie. So ein blumiger Name und dann das! Natürlich hätte man sie kennen müssen, schließlich hatte sie ja bereits bei anderen hochkarätigen Fernsehshows mitgemacht. Genau, wir erinnern uns (oder nicht?), sie kämpfte um den schönen, ach so männlichen Bachelor Paul. Kampferfahren. Beste Voraussetzungen also. Außerdem hat sie zwei schlagende Argumente: Die Gage die Sie beim »Bachelor« bekam, nutzte sie für zwei neue Brüste! Der Abbau von Mietschulden muss ja nicht immer im Vordergrund stehen. Da tut es doch richtig gut, zu hören, dass Georgina auf intelligente und erfolgreiche Männer steht …

Fiona Erdmann

Gut gewappnet für den Zickenkrieg

Keine Neuigkeit ist es, dass Verlierer anderer Shows sich offenbar zum Dschungelcamp hingezogen fühlen. Letzter Ausweg?

Naja, gleich von Verlier zu reden, ist vielleicht ein wenig hart. 4. Platz bei »Germany's next Topmodel« ist ja immerhin etwas. Zumindest für den Moment. Dass sie beste Voraussetzungen fürs Dschungelcamp 2013 mitbringt, bewies sie bei unserer Heidi. Zickenkrieg. Keine Frage, ihr Metier, wenngleich sie selbst sich eher als Hausmutti bezeichnet und diese angeblich auch im Dschungelcamp sein möchte. Na dann, hoffentlich gibt es dort genügend Kittelschürzen.

Patrick Nuo

Manche lernen's nie …

…dazu gehört vermutlich auch Patrick Nuo. Er scheint bei derartigen Events zuhause zu sein. Einst spielte er Juror bei DSDS und bewertete mit seinem großen Fachwissen und seiner umfangreichen Kenntnis des Showbusiness hoch motivierte Nachwuchssänger.

Er selbst hatte schließlich auch schon »großen« Erfolg als Musiker. Das liegt zwar schon ein paar Jährchen zurück, genau gesagt 2007 als sein Album »Nuo« erschien, aber zum prominent sein genügt das ja. Ach ja, berühmt wurde er natürlich durch »Stars auf Eis« oder durch das »TV Total Turmspringen«. Hoffentlich verärgert er nicht die weiblichen Zuschauer, denn er verkündete, dass er beim Duschen möglichst wenig zeigen möchte. Was soll das?! Genau darauf kommt es doch an! Egal, der Autor dieses Artikels ist ja männlich und zählt damit auf die Kandidatinnen …

Claudelle Deckert

Vom Playboy ins Dschungelcamp 2013 – ein konsequenter Weg

Wenn sich schon Nuo so bedeckt zeigen möchte, vielleicht ist dann wenigstens was für die Männer dabei! Der Name Claudelle Deckert lässt möglicherweise literweise Adrenalin durch manche Männerherzen pumpen. Manche kennen sie als Schauspielerin, andere hingegen primär aus dem Playboy. Nur konsequent scheint da der Weg direkt ins Dschungelcamp 2013 zu sein. Auf Streitereien hat sie eigenen Angaben zufolge keine Lust. Ach wie schade. Dann also hoffentlich wenigstens etwas Haut fürs Zuschauergemüt.

Allegra Curtis

Wenigstens die Eltern sind prominent

Tony Curtis, Christine Kaufmann – zwei klingende Namen, die jeder kennt und zweifelsohne auch mit dem einen oder anderen Film in Verbindung bringt. Der Name Allegra klingt in der Tat auch gut, doch womit sollte man ihn verbinden? Am einfachsten mit ihren Eltern, wenngleich sie selbst auch Schauspielerin ist. Aber für ihren Auftritt im Dschungelcamp 2013 hat sie ein größeres Vorbild: Brigitte Nielsen. Wir sind gespannt, ob sie diesen »Kämpfergeist« auch mitbringt.

Iris Klein

Mama Katze will auch mal spielen

Wie vererbbar ist Prominenz und in welche Richtung? Als Verwandter eines C-Promis ist man doch eigentlich auch schon ein Promi, oder? Irgendwie schon. Iris Klein, erst 45 und schon Mutter von der Katzenberger…

Doch wie war das gleich mit dem Ei und dem Apfel, Quatsch, mit dem Huhn und dem Ei? Egal, wer wann wen wie beeinflusst hat. Auf jeden Fall ist Iris Klein nicht nur Mami von Daniela Katzenberger sondern selbst ein echter Star, schließlich war sie auch schon im Big Brother Container bei RTL2. Und jetzt im Dschungelcamp 2013 bei RTL »1«, wenn das keine steile Fernsehkarriere ist? Bevor sie sich aber aufmachte, hat sie angeblich noch ein hartes Training absolviert: Sie hat in einer Zoohandlung eine Ratte getreichelt, oaahahah gefäääährlich …

Joey Heindle

Dschungelcamp 2013 ein australischer Kinderhort?

Früher hieß es »Alter schützt vor Torheit nicht«. Für Joey Heindle trifft dies definitiv nicht zu – das Alter. Mit 19 Jahren hat er das Zeug dazu, aus dem knallharten Dschungelcamp einen netten Kinderhort zu machen.

Auch in manchem Kinderhort hat einer der Kleinen schon einmal einen Wurm aus dem Boden gezogen und zum Entsetzen der Erzieherin verspeist. Zumindest kennt jeder solche Geschichten, manche auch von sich selbst. Ja, Joey hat auch schon hart trainiert und angeblich zur Vorbereitung Mehlwürmer verschlungen. Und außerdem möchte auch er lediglich seine Grenzen kennen lernen. Weshalb man dafür aber Fernsehkameras benötigt, bleibt ein Rätsel.

Arno Funke

Knast oder Dschungel. Wo ist es kuscheliger?

 

In den 1990ern erlangte Anrno Funke zweifelhaften Ruhm. Dies gelang ihm durch eine ordentliche Mischung aus Skrupellosigkeit, krimineller Energie und Originalität. Als Dagobert erpresste er mehrere Kaufhäuser, zeitweise erfolgreich, bis dann jedoch die Stahltür einige Jahre hinter ihm ins Schloss viel. Was nun schlimmer sein wird, Gefängnis oder Dschungel, wird sich zeigen. Der Karikaturist hat während seiner Zeit als Dagobert auf der Flucht manchen Weg nehmen müssen, der nicht den hygienischen Bedürfnissen der Durchschnitts-Deutschen entsprochen haben dürfte und so sollte er das Dschungelcamp aus dieser Sicht auch gut überstehen.

Silva Gonzales

Kenn' ich nicht? Macht nichts!

Der Autor gesteht: Von Silva Gonzales hat er zuvor noch nie etwas gehört. Scheint also ganz schön prominent zu sein, der Junge. Aber natürlich ist ein Autor jemand, der sich immer freut, Neues zu entdecken und kennen zu lernen. Also die üblichen verdächtigen Bordmittel genutzt und recherchiert. Da!

Silva Gonzales (derzeit 33 Jahre) einstiges Mitglied der Popgruppe Hot Banditoz, die 2004 einen Sommerhit mit dem Titel »Veo Veo« landeten. Ah ja. Muss ein kurzer Sommer gewesen sein. 2011 sollte es ein Comeback geben, das am »Back« des Autors aber ganz offensichtlich ebenfalls vorbeigegangen sein muss. Eins jedoch scheint ihm wichtig zu sein, nämlich unmissverständlich klarzumachen, dass er momentan Single ist und demnach scharf wie Nachbars Lumpi. Na hoffentlich fällt er nicht über Olivia Jones her, das könnte für ihn eine böse Überraschung geben …

So, am 11. Januar geht's endlich wieder los. All die Hoffnungsträger und Größen des Deutschen Fernsehens werden in den Dschungel ziehen und uns die Abende durch Peinlichkeiten, Zickenkrieg und vielleicht manch blanke Busen versüßen. In diesem Sinne: Die Affen rasen durch den Wald …

Opfer einer Castingshow?

Inzwischen gibt es Hilfe für Kandidaten, die durch Castingshows geschädigt wurden. Lesen sie hier einen interessanten Artikel zum Thema und der Hilfe-Plattform von Gerlinde Ahrend

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