Nylon – Eine Kunstfaser wird zum Patent

Von der Zahnbürste zur Strumpfhose

Mit Nylon wurde 1937 eine Kunstfaser in Amerika patentiert, die insbesondere die Modewelt revolutionieren sollte. Zu verdanken ist dies dem amerikanischen Chemiker Wallace H. Carothers. Die ersten Produkte, die mit aus dem neuen Material hergestellt wurden, waren jedoch keinesfalls Feinstrumpfhosen, sondern Zahnbürsten. Doch seinen echten Durchbruch, der nicht lange auf sich warten ließ, hatte Nylon dann tatsächlich mit der Feinstrumpfhose, bzw. den Nylonstrümpfen, von denen innerhalb von drei Jahren bereits fünf Millionen Exemplare verkauft wurden. Doch auch in Deutschland war man zu jener Zeit intensiv auf der Suche nach einem neuen synthetischen Material, forschte zeitgleich und erhielt das Ergebnis, das als "Perlon" bekannt wurde. Doch der Reiz den, der von den amerikanischen Feinstrumpfhosen aus Nylon ausging, führte wohl dazu, dass auch hierzulande "Perlonstrümpfe" als "Nylonstrümpfe" oder "Nylons" bezeichnet wurden.

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Nylon blieb aber nicht nur den Feinstrümpfen oder Feinstrumpfhosen vorbehalten. Vor allem in den 1950er Jahren wurden aus der pflegeleichten Kunstfaser neben der Feinstrumpfhose noch zahlreiche andere Kleidungsstücke hergestellt wie etwa Unterwäsche, Unterröcke aber auch Petticoats und Oberhemden. Besonders die Oberhemden hatten jedoch, einmal davon abgesehen, dass sie weißer als weiß waren, den großen Nachteil, dass sie nach einmaligem tragen bereits einen äußert strengen Geruch verbreiteten.

Viele erinnern sich auch noch an die traditionelle Hausfrauen-Kleidung, wie sie einst auch Werbeikone "Klementine" trug – die Kittelschürze.

Die Feinstrumpfhose – ein Phänomen

Heiß begehrt, fast vergessen, voll im Trend

Man kann es sich heute fast nicht mehr vorstellen: In den 1940er Jahren standen Frauen Schlange vor den Warenhäusern, um eine der begehrten Nylonstrümpfe zu ergattern. In New York musste die Polizei teilweise eingreifen, damit Kundinnen nicht die Läden stürmten.

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Allerdings währte die Freude an dem neuen Material nur kurze Zeit. Von Kriegsbeginn an wurden Frauenbeine nicht mehr von Nylonstrümpfen umhüllt, das Material wurde anderweitig benötigt – für Fallschirme und andere kriegswichtige Produkte. Eine Ausnahme bildeten hingegen die fotogenen Beine großer Filmstars, wie etwa Marlene Dietrich, die damit zugleich den Männern die Köpfe verdrehte.

In Deutschland wurde ab 1949 wieder Perlon für friedliche Zwecke produziert und verarbeitet und wurde fortan ein wichtiger Bestandteil des so genannten Wirtschaftswunders. In großen Bahnhöfen wurden sogar Strumpfautomaten aufgestellt, an denen sich Frauen bei Tag oder Nacht mit Ersatzstrümpfen eindecken konnten. Ein wichtiges Verkaufsargument der Werbebranche damals war: "Die junge Frau hat nicht mehr so viel zu flicken. Man hat mehr Zeit füreinander." In diesen Jahren kam es zu einem echten Boom und Nylonstrümpfe und Feinstrumpfhosen gingen sprichwörtlich weg wie warme Semmeln.

 

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Doch in den 1970er und 1980er Jahren kam es zu einem schlagartigen Einbruch. Die Umweltbewegung und das wachsende Umweltbewusstsein vieler Teile der Bevölkerung, verpönte Kunststoffe bzw. synthetisch hergestellte Materialien. Parolen wie "Jute statt Plastik" waren in aller Munde und die Kleidung wurde durch selbst gestrickte Norwegerpullis, Schals und Latzhosen geprägt. Schlabberlook statt eng anliegender Feinstrumpfhose war angesagt.

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Doch im längst angebrochenen neuen Jahrtausend, scheint die Feinstrumpfhose und ihre Anverwandten wieder neuen Schwung in die Modewelt zu bringen und Chemiefasern gehören zum Alltag der Textilproduktion. Teilweise ist dies der neuen Vorliebe für Retro-Look zuzuschreiben. Was Jahrelang als billig betrachtet wurde, kommt nun wieder zu neuen Ehren. Auch in der Disco darf es wieder knallig bunt sein und auch Feinstrumpfhosen sind gefragt wie seit langem nicht mehr.

Doch nicht nur Feinstrumpfhosen sonder auch eng anliegende Kleider werden immer öfter aus Nylon gefertigt, wobei es zu originellen aber nicht weniger praktischen Kreationen kommt, wie etwa das Schlauchkleid, das 1998 von Philippe Starck als Kombination von Feinstrumpfhose, Rock und Kleid äußerst wandelbar war.

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