Ronda - mehr als nur Stierkampf

Von der Autopista del Mediterráneo führt eine gut ausgebaute Straße hierher. Mehr als 30 km winden sich die Serpentinen durch die Berge. Nebelbänke ziehen ihre Bahnen und je näher wir unserem Ziel kommen, desto atemberaubender ist der Ausblick.
Uns erwartet ein Pueblo Blanco, das so ganz anders wirkt als Mijas oder Cesares. Ein Dorf, geteilt in zwei Hälften, die durch eine monumentale Brücke verbunden werden. Steht der staunende Besucher auf deren Mitte, so blickt er mehr als 120 m in die Tiefe, wo sich ein kleiner Bach seinen Weg bahnt.
Ronda bietet seinen Gästen jedoch noch mehr als nur diese Brücke. Kleine Gassen, Kirchen an Plätzen, wo in vergangenen Zeiten Moscheen standen, urige Gaststätten und die Plaza de Toros de Ronda, eine der ältesten und am besten erhaltenen Stierkampfarenen Spaniens. Bereits 1785 wurde sie erbaut. Die umfangreiche Ausstellung über die Geschichte dieses Spektakels ist unbedingt sehenswert. Außerdem beinhaltet die Stierkampfarena eine große Sammlung von Waffen aus vergangenen Jahrhunderten. Noch heute finden hier dreimal im Jahr Stierkämpfe statt. Gegen Gebühr ist die Arena zu besichtigen. Wir gehen den Weg, den so mancher Stier als letzten seines Lebens gegangen ist, und betreten die Arena mit einem mulmigen Gefühl. Die Vorstellung, hier sitzen Menschen, die deinen Tod erwarten, ist beängstigend.

Auch als wir selber auf der Tribüne Platz nehmen und die beeindruckende Architektur bestaunen, will dieses Gefühl nicht weichen.

Ausblick, Geschichte und Erlebnis

Was mich fasziniert hat, war die Weite des Ausblicks, die sich von Ronda aus über Täler, auf denen das Vieh weidet, bietet. Kleine weiße Häuser wirken wie zufällig in die üppige Vegetation gesetzt. Die Straßen ziehen sich wie dünne schwarze Striche durch die Landschaft.
Ronda liegt in mehr als 700 m Höhe auf einem Hochplateau und wird wegen seines kühlen Klimas gern vom Jetset aus Marbella als Zweitwohnsitz gewählt. Hier findet der Besucher während seiner Wanderung durch die Gassen nicht nur alte Paläste, sondern auch viele Shops und Boutiquen mit regionalen Produkten.

Zahlreiche Cafes und Restaurants werben um die Touristen, ein 3-Gang-Menü aus der andalusischen Küche ist bereits für 10-12 Euro erhältlich.

Touristenführer empfehlen, das Auto am Stadtrand stehen zu lassen. Eine Empfehlung, der nur folgen sollte, wer dieses Gefühl, wie die Einheimischen zu fahren, nicht auch einmal erleben möchte. Durch die schmalen Gassen manövrieren und die in Andalusien allgegenwärtigen Kreisverkehre ohne Kollision mit anderen Fahrzeugen wieder zu verlassen, auf dieses Erlebnis wollten wir nicht verzichten.

Auf der Rücktour schlängeln sich die Serpentinen abwärts und der Blick möchte am liebsten an den Wolken hängen bleiben, die wie dahin getupft zwischen den Bergen hängen.

 

Fotos: der Autor

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