1) Das Ei, vom biologischen Standpunkt aus betrachtet

Beginnen wir ganz ernsthaft. Das Ei (Ovum) ist für viele Tiergruppen der Beginn des neuen Lebens. Als ovipar (=eigeboren) bezeichnet man Tiere, die als Fortpflanzungsform das befruchtete Ei nutzen. Vögel, Reptilien, Fische, Schnecken oder Würmer, sie alle bringen das neue Leben im Ei zur Welt. Nur die Säugetiere, die lebend gebären, scheren aus.

Halt - das stimmt so nicht. Es gibt auch Eier legende Säugetiere,

Aber das ist wirklich eine ganz andere und einzigartige Geschichte.

 

(Bild: a.sansone)

2) Vom Mini-Ei bis zum Maxi-Ei. Vom Goldhähnchen bis zum Strauß

Je nach Größe des Eier legenden Tieres kann die Eigröße stark variieren. Bei Vögeln beginnt das kleinste Ei beim Kolibri.

  • Das Ei der Bienenelfe Mellisuga helenae ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze, 
  • das Ei vom Sommergoldhähnchen ein wenig größer (13x10 mm),
  • das größte Vogelei jedoch legt der Strauß (160x130 mm). (Für Quizfans: Mehrzahl von Strauß=Strauße; Sträuße sind Gebinde aus Blumen!)
  • Das spitzeste Ei legt die Trottellumme, die in Felswänden brütet. Falls die Eier in Bewegung geraten, rollen sie so nicht die Klippe hinunter, sondern drehen sich im Kreis.
  • Das rundeste Ei hingegen legen die Eulen als Höhlenbrüter.
  • Bodenbrüter tarnen ihre Eier durch Flecken und Färbung und
  • der schlaue Kuckuck legt je nach Wirtsvogel, dem er seine Eier unterjubelt, mal grau, mal braun oder braungefärbte Eier.

Tipp: Eine schöne interaktive Vogeleierübersicht zum Anklicken. www.ornithologe.ch/ornithologie/vogeleierkunde/

(Bild: wikicommons)

3) Das kostbarste Ei - Ein Ei von Fabergé

Diese Eier hat kein noch so seltenes Tier gelegt, sondern quasi ein Mensch. Denn als Fabergé-Eier werden die in Form von Ostereiern kunstvoll angefertigten Kostbarkeiten des russischen Juweliers Carl Peter Fabergé in St. Petersburg zwischen 1885 und 1917 bezeichnet.

Es gibt eigens für den Zaren hergestellte Prunkeier und jene, die im Auftrag von reichen Privatpersonen in Auftrag gegeben wurden. Heute sind die Fabergé-Eier ein Inbegriff höchster Goldschmiedekunst und ein Symbol für Luxus. 24 Millionen Dollar ist laut Sotheby's das Teuerste unter ihnen wert. Ein wahres Schnäppchen.

Juwelierkunst des russischen Zarenjuweliers Peter Carl Fabergé

Kein Wunder, dass es nun sogar ein Fabergé-Museum gibt.

 

 

 

 

Fabergé-Eier für Ihren Osterstrauß

 

 

 

 

 

 

 

 

 

gibt es (etwas preiswerter)

etwa bei Hagen Grote Exklusiv

 

Eines der Eier enthält ein Modell des Kreuzers "Pamjat Asowa", ein anderes die Transsibirische Eisenbahn. Dabei waren nur zehn der 50 Ostergeschenke, die Peter Carl Faberge ab 1885 für die Zarenfamilie anfertigte, als Überraschungsei mit anderen Objekten befüllt. Das dritte dem Kreml-Museum entstammende Ei der Ausstellung ruht auf einer Miniaturvariante des Moskauer Zarensitzes.

4) Pischanka, Piyssanka - die Ostereier und ihre Bedeutung in Osteuropa

Die Fabergé-Eier hätten nicht so einen hohen Stellenwert, wenn nicht das Osterei mit seinen Bräuchen in den slawischen Ländern und im orthodoxen Glauben so fest verankert wäre.

Pischanka/Pyssanka nennt sich das Osterei, was soviel wie "beschriebenes Ei" heißt. Das Ei, in allen Kulturen als Sinnbild des Lebens verehrt, wird besonders reich mit Symbolen und Zeichen verziert: Dabei wird immer in Betracht gezogen, wer es an wen verschenkt. Fast schon eine eigene Wissenschaft. Dementsprechend gibt es sogar ein Museum für Ostereibemalung. www.karpaty.info/de/uk/if/km/kolomyja/museums/pysanka/

5) Woher kommt das Wort "Ei"?

Vom Prunk, Luxus und Verzierung kehren wir retour zu den Ursprüngen.

Das Wort "Ei" ist nämlich in ähnlicher Form in fast allen indogermanischen Sprachen verankert.

Die idg. Urform lautet o(u)i-om (gr. oion, lat. ovum). Dieses idg. Wort ist eine Bildung zu idg. auei=Vogel und bedeutete demnach ursprünglich: "das zum Vogel Gehörige".

Vom Vogelei wurde der Begriff dann zusätzlich auf alle Eier der Tiere, wie Reptilien oder auch Insekten angewendet.

Oval, nämlich eiförmig, leitet sich ebenfalls von ovum ab.

 

6) Wer war zuerst, das Huhn/die Henne oder das Ei?

Jetzt wird es wieder total spannend. Denn diese Frage beschäftigt seit Jahrhunderten nicht nur die Wissenschaft, sondern auch zahlreiche private Diskussionsrunden.

Aber auch diese Frage hat nun die Wissenschaft mit neuen Methoden beantwortet:

Es war das Huhn! Britische Forscher der Universität Warwick und der Universität Sheffield kamen dem Rätsel mit einer neuen Computertechnologie auf die Spur. Mittels einer Metadynamik-Simulation, simulierten sie das Entstehen eines Eis. Bei der Simulation stellte sich heraus: "Entscheidend für die Schalenbildung ist das Protein Ovocledidin-17 (OC-17). Dieses Eiweiß wird in den Eierstöcken der Henne produziert. Es macht die Schale hart und widerstandsfähig. Das OC-17-Eiweiß löst die rasante Entwicklung von Kristallen aus. Diese Kristalle hängen sich an Kalkpartikel und bilden so die harte und widerstandsfähige Schale."

Also ohne Henne und deren Eierstöcken gibt es kein Ei mit harter Schale. Punkt - Ende der Diskussion.

Quelle: The egg shell problem

(Bild: a.sansone)

7) Das Ei als wichtiges Lebensmittel

Nun wisssen wir, dass die brave Henne für das Ei verantwortlich ist. Demgemäß kommt nun das Produkt=das Ei, mal unter die Lupe.

Hühnereier sind ein wichtiges Nahrungsmittel. Das Ei liefert hochwertiges und leicht verdauliches Protein. Ein Ei alleine deckt bereits 15 Prozent des täglichen Eiweißbedarfs. Besteht das Eiweiß (Eiklar) aus Wasser und etwa 11 Prozent Protein, ist das Eigelb hingegen reich an Eiweiß-Phosphor-Verbindungen, Fett, Mineralstoffen und Vitaminen. Die Vitamine A, D, E, sowie Calcium, Phosphor und Eisen sind im Eigelb enthalten.

Wie viele Kalorien hat ein Ei? Darüber hat sich eine Schreib-Kollegin Gedanken gemacht.

Ein wenig Statistik:

  • Eiklar 57 %,
  • Dotter 33%,
  • Schale 10%. Das einzig Bedenkliche am Ei(-gelb) ist der relativ hohe Cholesteringehalt. Aber auch über dessen Gefahr oder Nutzen streiten sich die Geister der Wissenschaft.

Rezepttipp: Tiramisu

8) Wie viele Eier legt ein Huhn? Oder, ich möchte nicht als Hahn geboren werden.

Ein sogenanntes Hochleistungshuhn (schreckliche Bezeichnung für ein Lebewesen) legt an die 300 Eier pro Jahr. Nachdem die Legeleistung rasch nachlässt, werden die meisten Legehühner nach 1,5 Jahren geschlachtet. Alte Hühnerrassen, wie das Sulmtalerhuhn sind sowohl als Legehuhn als auch als Masthuhn geeignet, legen aber nur etwa 150 Eier im Jahr.

Weiße Hühnereier sind am häufigsten, unterscheiden sich aber weder im Nährwert noch im Geschmack vom braunen Hühnerei.

Männlichen Küken ist so gut wie nie echtes Leben beschieden, weil sie bereits frisch geschlüpft aussortiert und getötet werden. Da das männliche Huhn kaum Fleisch ansetzt, ist es auch als Masthuhn nicht geeignet. Armer Gockel!

Hühnerei (Bild: a.sansone)

8) Den Eier-Code lesen

In Deutschland und Österreich gibt es vier verschiedene Haltungsformen:

  • Bio-Haltung (Eiercode 0)
  • Freilandhaltung (Eiercode 1)
  • Bodenhaltung (Eiercode 2)
  • ausgestaltete Käfighaltung mit Einstreu und Sitzstangen (Eiercode 3)

Ei ist eben nicht gleich Ei.

 

Wie kann man nun den Eier-Code lesen?

Zahl - Buchstaben - Zahl • MHD Datumsangabe

Die erste Ziffer beschreibt die Haltungsform, die beiden folgenden Großbuchstaben geben Hinweis auf das Herkunftsland, die lange Ziffer ist die Betriebsnummer des Betriebs, wo das Ei herstammt. MHD ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, davon 28 Tage abgerechnet und Sie wissen, wann das Ei gelegt wurde. Mahlzeit!

9) Der Osterhase und das Ei

Geht die Ostergabe "Ei" auf die germanische Gottheit Ostara und deren Symbole Ei und Hase zurück? Oder weisen die Wurzeln auf Südosteuropa hin? Da scheiden sich die Geister. Das Ur-Osterei, das Vorbild für unsere heutigen Ostereier, war Symbol für die Auferstehung Jesu. Es war hart gekocht und einfarbig rot.

Das kalte Ei symbolisierte den Tod, die Farbe Rot stand für das Leben.

Erste Belege für diese "Ostereier" in Deutschland finden sich bereits im 13. Jahrhundert. Der Osterhase allerdings als Eierbringer wird erstmals 1682 von Georg Franck von Frankenau erwähnt.

Der (Alpen-) Schneehase, der wahre Osterhase?

Glaubt man der launigen Erklärung vom ehemaligen Direktor des Tiergartens Schönbrunn, Helmut Pechlaner, so könnte der Schneehase für den Osterhasen Modell gestanden haben.

"Der Farbwechsel der Schneehasen vom graubraunen Sommer- zum weißen Winterkleid galt als Metapher für den Übergang des Erdgebundenen (braun) zum Himmlischen (weiß), als Symbol der Auferstehung.

Wer allerdings erlebt hat, wie gut Helmut Pechlaner "G'schichten erzählen" kann, der verbeisst sich lieber nicht allzu fest in diese Theorie. Aber möglich ist vieles.

gefilzte Ostereier (Bild: adele sansone)

10) Hübsche Ostereier filzen

Wer nun angespornt ist, selber hübsche farbige Ostereier zu gestalten, kann aus vielen Möglichkeiten wählen. Simpel gefärbte Hühnereier, kunstvoll bemalte ausgeblasene Natureier oder gänzlich kalorien- und cholesterinfreie gefilzte Styroporeier. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Anleitung zum Filzen von Ostereiern.

Passend dazu kann man auch gleich Eierbecher aus Tontöpfen gestalten.

11) Kolumbus und das vermaledeite Ei

Das Ei des Kolumbus ist eigentlich eine Metapher, denn Kolumbus ging es nicht um das Ei an sich, sondern um zu zeigen, dass man Probleme handfest angehen muss, um sie zu lösen.

Er forderte seine Kritiker in Spanien auf, ein Ei auf dessen Spitze zu stellen. Es wurden viele Versuche unternommen, aber das ei blieb nicht stehen, sondern fiel immer um. Davon überzeugt, dass es eine unlösbare Aufgabe sei, wurde Kolumbus aufgefordert, es selbst zu versuchen.

Dieser schlug sein Ei mit der Spitze so fest auf den Tisch, sodass es leicht eingedrückt wurde und das Ei schließlich stehen blieb. Als die Anwesenden protestierten, dass sie das auch gekonnt hätten, antwortete Kolumbus: "Der Unterschied ist, meine Herren, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan!"

12) Nette Ostereierbräuche

Um das Dutzend an Eiern vollzumachen, hier sind einige alte Bräuche - manche noch erhalten, viele bereits vergessen - rund um kindliche Spiele um das Osterei. Alle werden mit hart gekochten Eiern gespielt.

  • Eierrollen: Man könnte es auch spöttisch "Bauern-Osterngolf" benennen. Dazu werden Löcher in die Wiese gegraben und die Spieler versuchen ihre Ostereier hineinzurollen. Wer die meisten "einlochen" kann, gewinnt.
  • Eierpecken: Dazu mit dem eigenen Ei auf das Ei des Gegners in dessen Faust schlagen. Das Ei, das eingedellt wird (wie bei Kolumbus), gehört dem Sieger.
  • Eierlesen: Dutzende Eier werden auf einer Wiese verstreut ausgelegt. Zwei Spieler treten gegeneinander an. Während der eine Spieler eine abgemessene Strecke laufend zurücklegt, sammelt der andere Eier ein. Dann wird getauscht. Wer die meisten Eier eingesammelt hat, bekommt auch noch die vom Gegner dazu. Hoffentlich liegen diese ihm dann nicht wochenlang steinhart im Magen.

Mehr über das österliche Brauchtum

Ostern und der Palmsonntag in Deutschland

Erklärung was Ostern und der Palmsonntag für Christen bedeutet.

Ostereier erfolgreich verstecken und suchen

 

Adele_Sansone, am 26.01.2014
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Bildquelle:
Kerstin Schuster (Oster Gedichte, Oster Geschichte, Oster Reim - Der Osterhase verste...)
Foto Kerstin Schuster (Für Ostern etwas Schönes basteln - selbst gemachte Ostergeschenke)

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