Der Tag vor dem Fest - Peter zweifelt: Gibt es den Weihnachtsmann überhaupt?

Peter stand am Fenster und schaute auf die Straße hinaus. Die Schneeflocken tanzten. Schräg gegenüber konnte er erkennen, wie aus dem Einkaufscenter die Menschen kamen, hoch mit Tüten und Schachteln beladen. Schließlich war Weihnachten. Davor stand ein großer Weihnachtsmann aus Plastik, der unermüdlich seine Glocke schwang. Die schwer mit Beuteln und Taschen beladenen Menschen hasteten an ihm vorbei. Peter dachte nach.

Er war heute mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester Gabi ebenfalls dort im Laden gewesen. Überall wurden Weihnachtslieder gespielt und es war voll an den Kassen. Die Menschen waren hektisch und jeder versuchte, so schnell als möglich der Erste beim Bezahlen zu sein. Als er mit der Mutter und Gabi in der Schlange stand und wartete, hörte er, wie hinter ihm eine Frau mit einem anderen Jungen, vielleicht etwas älter als Peter, sprach und ihm erklärte, dass er wohl für einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schon viel zu alt sei. Das wäre doch alles Quatsch, den Weihnachtsmann würde es ja gar nicht geben. Wer würde denn die Geschenke kaufen und einpacken, doch wohl nicht ein Weihnachtsmann.

Peter hörte die Worte an der Kasse und blickte fragend seine Mutter an, doch hatte diese in der Hektik gar nicht wahrgenommen, was hinter ihr passierte. Sie hatte damit zu tun, dass Gabi nicht schon jetzt die vielen Schoko-Weihnachtsmänner verputzte.

Peter schaute gelangweilt um sich herum. Da blitzte etwas am Boden, irgendetwas war da halb unter die Kasse gerollt. Peter bückte sich und hob es auf. Es war eine kleine rote Kugel mit viel Glitzer, ganz so eine, wie man sie an einen Weihnachtsbaum hängt. Er hob sie unbemerkt auf und steckte sie ein.

Weihnachten ohne den Vater - Peter ist traurig

Als er, die Mutter und Gabi schwer bepackt zu Hause ankamen, klingelte das Telefon. Dann, als die Mutter den Hörer abnahm und sich meldete, flüsterte sie nur kurz zu den Kindern herüber, dass der Papa am anderen Ende der Leitung sei.

Als die Augen der Mutter während der Gespräches immer trauriger wurden, konnte sich Peter bereits denken, warum der Vater angerufen hatte. Die kleine Gabi spielte unterdessen mit einer Puppe. Sie war noch zu klein und verstand nicht, warum die Mutter plötzlich Tränen in den Augen hatte.

Der Vater musste vor drei Tagen verreisen. Weit weg. Ganz weit weg. In der Firma, wo der Vater arbeitete, war es nicht ungewöhnlich, dass öfter einmal Geschäftsreisen unternommen werden mussten. Peter kannte das bereits. Sicherlich musste der Papa dieses Mal über Weihnachten arbeiten und konnte am Weihnachtsabend nicht zu Hause sein.

Als die Mutter den Hörer auflegte, nahm sie ihren Sohn in den Arm und erklärte ihm genau das, was er sich schon gedacht hatte. Papa kann nicht dabeisein.

Er muss arbeiten.

Über Weihnachten? Peter konnte das nicht verstehen. Schließlich kam doch dann immer der Weihnachtsmann... oder doch nicht? War es doch wahr, was er da vorhin im Supermarkt gehört hatte und den Weihnachtsmann gab es gar nicht? Peter schniefte ein wenig und zog sich in sein Zimmer zurück.

Peter hat einen Plan - Ob es doch einen Weihnachtsmann gibt?

Peter zweifelte immer mehr. Gab es nun den Weihnachtsmann oder nicht? War es wahr, was er gehört hatte oder stimmte die Geschichte, die ihm die Großmutter erzählt hatte? Danach brauchte man nur einen Wunsch aufzuschreiben und der Weihnachtsmann wüsste schon, was sich Peter von Herzen wünschte. Er überlegte. Was tun? So richtig schreiben konnte er noch nicht. Zwar war Peter in der ersten Klasse und hatte schon viel gelernt, aber um so richtig einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu schreiben, dafür langte es einfach noch nicht.

Dann hatte Peter eine tolle Idee.

Peter und die kleine rote Kugel - Ob ihm der Weihnachtsmann, wenn es ihn gab, seinen Wunsch erfüllen konnte?

Die Mutter packte in der Küche die Einkäufe aus. Gabi spielte noch immer mit ihrer Puppe. Peter huschte heimlich ins Wohnzimmer. Der Tannenbaum war bereits aufgestellt. Peter nahm die kleine rote Kugel, die er im Supermarkt gefunden hatte, und hängte sie an den Baum. Dann stand er davor, schloss die Augen und wünschte sich von Herzen, dass morgen zum Festtag sein Vater da sein könnte. Peter hielt seine Hände vor das Gesicht und wünschte sich das immer mehr. Nach einer Weile öffnete er die Augen. Und was sah er da? Nichts. Die kleine rote Kugel war weg. Einfach weg. Peter kniete sich hin und suchte überall, doch die Weihnachtskugel blieb verschwunden. Peter seufzte.

Er glaubte, sie sei irgendwo heruntergefallen und weggerollt. Vielleicht unter das Sofa. Dann war also alles umsonst. Es gab wohl doch keinen Weihnachtsmann. Die Frau an der Kasse hatte es ja gesagt. Weihnachtsmänner gibt es nicht.

Der Weihnachtstag - Die große Überraschung

Am nächsten Tag freute sich Peter überhaupt nicht auf den Heiligen Abend. Es gab ja doch keinen Weihnachtsmann und der Vater war auch nicht da. Peter war enttäuscht und traurig. Die Mutter rief ihn in die Küche und streichelte ihn am Kopf. Sie wollte ihn trösten, hatte sie sehr wohl bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte und Peter sehr, sehr unglücklich war.

Der Abend brach herein und die Mutter hatte sich alle Mühe gegeben, ein wunderschönes Essen zu kochen. Peters Lieblingsessen. Und danach gab es sogar noch Schokoladenpudding. Doch Peter hatte irgendwie gar keinen Appetit.

Es klopfte an der Tür. Die Mutter bat Peter geheimnisvoll, diese zu öffnen. Er tat wie geheißen und vor ihm stand der Weihnachtsmann. Peter zweifelte und schaute dem Weihnachtsmann fest in die Augen. "Gibt es Dich wirklich?" fragte er recht ungläubig.

Der Weihnachtsmann lächelte ihn nur kurz an und überreichte ihm ein klitzekleines Päckchen. Dann verschwand er. Peter schaute verdutzt zur Tür und auf das winzige Paket in seiner Hand.

Er öffnete es. Drinnen lag die verschwundene kleine rote Kugel mit dem Glitzer drauf, genau die, die Peter vorher an den Baum gehängt hatte. "Wie kann das sein?" fragte er sich.

Aber wenn die Kugel jetzt da ist, wo ist dann Papa? Das war mein eigentlicher Weihnachtswunsch.

Es klingelte erneut. Peter öffnete wiederum die Tür.

Draußen stand sein Vater, noch Schnee in den Haaren und er sah richtig erschöpft aus. Doch alles was zählte war, Peters Wunsch war in Erfüllung gegangen.

Es wurde das schönste Weihnachtsfest für Peter, das er je gefeiert hatte.

Dann musste es den Weihnachtsmann ja wohl doch geben, oder?

Laden ...
Fehler!