Der Urspung geht auf die erfinderischen Römer und Griechen zurück.

Die Enkaustik (griechisch enkauston = einbrennen) ist eine sehr alte Malkunst, weit älter als die Ölmalerei. Spachteln wurden über dem Feuer erhitzt, und aus Ägypten importierte Farbpigmente aufgestrichen, um diese durch Hitze auf Untergründe wie Holz oder Stein aufzubringen.

Die Technik erwies sich zwar als sehr aufwendig, lohnte sich jedoch der Mühe: anders als Ölfarben, die mit dem Alter abplatzen oder verblassen, sieht man Enkaustikbildern ihr Alter nicht an, und sie sind äußerst haltbar. Beweis dafür sind die berühmten Mumienporträts, die größtenteils in dieser Technik angefertigt wurden. Ihren Glanz erhielten die fertigen Gemälde durch in die Farben eingerührtes Bienenwachs und Polieren. Auch einige sehr alte Ikonen sind mit der Enkaustik hergestellt worden. Man kann Enkaustikgemälde u. a. im Britischen Museum in London oder in der Neuen Pinakothek in München besichtigen und bewundern.

Painted and Gilded Mummy Case of Artemidorus with Encaustic Portrait in the Hellenistic Style (Bild: 1350485)

Enkaustik gibt es auch für den Hobbymaler.

Vor einigen Jahren wurde diese antike, "königliche" Kunst für den Freizeitmaler und Kunstversteher neu entdeckt. Im Zeitalter des Stroms muss man nun nicht mehr umständlich Spachteln und Untergründe mittels Feuer erhitzen. Spezielle, wachsbeschichtete Papiere in verschiedenen Größen sorgen für ein gutes Auftragen der Farben, die mit einer Art Reisebügeleisen aufgebracht werden. Doch Vorsicht - kein gewöhnliches Reisebügeleisen! Wer die Enkaustik ausprobieren möchte, sollte in das spezielle Maleisen investieren, da es bei normalen Bügeleisen - auch ausrangierten - rasch zu einem Kurzschluss kommen kann. Dann war das Vergnügen kurz und der Schrecken groß.

Eine Grundausstattung lohnt sich, mit der selbst und gerade Kinder ab etwa acht Jahren (unter Aufsicht eines Erwachsenen!) verblüffende Ergebnisse erzielen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und selbst "verkorkste" Kunstwerke erhalten durch eigenwillige "Saugeffekte" oder "Graslinien" einen ganz eigenen Charme. Ist man dennoch nicht zufrieden mit seinem Werk, lässt sich das Bild dank der fließenden Bienenwachsfarbe auf dem heißen Eisen ganz schnell verändern. Nur nicht zu oft, sonst hat man am Ende eine graue Masse auf dem Untergrund. Für das Zwischenreinigen des Eisens, auf dem die Farbe geschmolzen wird, verwendet man einen klaren, durchsichtigen Bienenwachsstift und Küchenkrepp.

Übung macht den Meister.

Für Einsteiger empfiehlt sich Lektüre, die mit dem Umgang des Maleisens und den Grundeffekten vertraut macht. In wenigen Minuten kann man mit etwas Übung eine Hügellandschaft mit Tiefenwirkung und einem darüber hinwegziehenden Vogelschwarm aufbügeln. Was zu wissen ist bei der Enkaustik: Miniaturen und exakte, naturgetreue Bilder werden dort selten erreicht, doch das ist auch nicht Sinn und Zweck dieses Hobbys. Viel wichtiger ist, die Phantasie spielen zu lassen, abstrakte Muster zu entdecken, in die fantastische Farbenwelt einzutauchen und staunen, was selbst der ungeübte Zeichner mit wenigen Handgriffen bzw. das Enkaustik-Maleisen zustande bringt. Ist man vertrauter mit der Materie, kann man sich an entuelle Feinheiten mithilfe der Kanten und der Spitze des Eisens oder einem speziellen Enkaustik-Pen wagen, der an einen Lötkolben erinnert. Er ist mit verschiedenen Einsätzen erhältlich: eine hohle Zeichenspitze, die das flüssige Wachs aufnimmt, und eine Art Metall-Pinsel. Beides kann nach Belieben ausgewechselt werden.

Auch sollte man sich nicht grämen, wenn die Rückseite des Untergrundes bei der Enkaustik durch das heiße Wachs in "Mit-Leidenschaft" gezogen wird. Wachsreste und -flecke lassen sich nicht vermeiden. Daher immer mit Zeitungspapier und genügend Küchenkrepp arbeiten, nie auf dem ungeschützten Tisch.

Ganz zum Schluss wird das Bild mit einem feinen Strumpfgewebe auf Hochglanz poliert und die Tiefenwirkung verstärkt.

Sehr schön und stimmungsvoll sehen die fertigen Enkaustikbilder gerahmt aus, oder aufgeklebt auf fester Pappe.

Hommage an Chagall

Autor seit 13 Jahren
77 Seiten
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