Einführung - Mutation, Selektion.....die Werkzeuge der Evolution

Bei Darwins Theorie geht es um die Entstehung der Arten, Mutation, Selektion, Anpassung, ökonomische Ressourcen, Konkurrenz und vieles mehr. Darwin macht vieles auf dieser Welt erklärbar (er) und lässt uns die Welt ein wenig besser verstehen. Oft wurde und wird der Darwinismus von totalitären Regierungen missbraucht um die angebliche Überlegenheit bestimmter Gruppen und um unmenschliches, unmoralisches Verhalten zu rechtfertigen. Sicher wird Darwin auch noch lange Streitpunkte und Zündstoff bieten, wenn gelehrte Geister sich streiten. Wer sich unvoreingenommen mit Darwins Gedankengänge beschäftigt, bei dem könnten schnell Weltbilder ins Wanken geraten.

Die Universalsäure - Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele

Im Grunde ist die Evolutionstheorie eine Säure, die ins Mark und Bein geht. Wer sich nicht scheut in die Abgründe menschlichen Tuns (und vielleicht auch seine eigenen Abgründe) zu schauen, dem möchte ich das Buch von David M. Bus "Der Mörder in uns" empfehlen. Erschienen im Spektrum Akademischer Verlag. Die Literatur ist allerdings nichts für schwache Nerven und zarte Seelen - es sei gewarnt! In diesem Buch zeigt der Autor in schockierender Weise, dass in uns ein potenzieller Mörder steckt. Mord ist kein abnormales Verhalten psychisch gestörter Individuen unter uns. Dies wird in diesem Buch anschaulich und einfach dargestellt. Die verwendete Sprache ist verständlich, ohne komplizierte wissenschaftliche Schnörkel. Die Erklärungen sind keine bloßen Theorien, sondern das Ergebnis jahrelanger Untersuchungen und Forschungen. Anschaulich findet der Leser Erklärungen über die evolutionäre Logik von Mord und welche Vorteile Mord aus evolutionspsychologischer Sicht hat. Die dahinter befindliche Logik ist grausam, aber nachvollziehbar und zeigt, zu welchen Taten wir "Normalen" fähig sein können. Einfach gesagt: Je günstiger, passender die Umstände und je größer der Vorteil, desto wahrscheinlicher ein Mord. 

Partnerwahl und andere Risiken - Welche Gefahren das Leben so mit sich bringt

David M. Bus erläutert in seinem Buch, warum Partnerwahl, Partnerklau, Statuskonkurrenz gefährliche Dinge sein können. Warum Stiefkinder in Partnerschaften, als auch Partnerschaften nicht immer gefahrlose Angelegenheiten sind. Auch findet man in diesem Buch endlich mal eine Erklärung über das gefürchtete Stalking, was immer wieder in den Medien auftaucht. Wer das Buch aufmerksam liest, wird vielleicht ähnliche Fantasien von Befragten, die ausführlich dargestellt sind, bei sich selber wiederfinden.
Hochinteressant sind die Warnsignale, die in jedem von uns aktiviert werden, wenn es gefährlich werden könnte.

Wer von uns kennt nicht die diffusen Ängste nachts durch unbelebte Gassen, oder durch schlecht beleuchtete Wege zu gehen. Bestimmt kennt auch jeder von uns das unerklärliche Gefühl das man eine harmlos erscheinende Situation, zum Beispiel im Bekanntenkreis, doch besser verlassen zu sollen. Alles das können evolutionär ererbte Warnsignale sein, die Gefahren für Leib und Leben vermeiden sollen. Was aber hält uns davon ab, wenn Mord doch so eine effektive Methode sein kann, sich Vorteile zu verschaffen und zu sichern? Auch hier wird man bei Bus fündig. Vielleicht war gerade bei dieser Gelegenheit das Risiko zu hoch erwischt zu werden, um als Mörder tätig zu werden. Im Grunde will ja auch niemand den Rest seines Lebens hinter schwedischen Gardinen verbringen. Eine reine ökonomische Überlegung und der Kosten / Nutzen Effekt hindert uns "Normale" daran, doch nicht zu töten. Schwer verdauliche Kost ist das sicher, aber solche Effekte bekommt man beim Lesen des Buch zwangsläufig. Man sollte sich immer vor Augen halten das Recht, Gesetz und staatliche Strukturen über sehr lange Zeiträume nicht der Normalfall bei der Entwicklung des Menschen waren. Also war erfolgreiches Morden, um das eigene Überleben und die eigenen Reproduktionserfolge zu sichern, eine ungestrafte Strategie des Erfolgs. Durchgesetzt haben sich in der Evolution diejenigen Individuen, die Strategien und Werkzeuge benutzten, um das eigene Überleben zu sichern. Dazu gehörte auch Morden und Plündern. Wir sind die Nachfahren unser erfolgreichen Vorgänger! Schwer zu verdauen, aber beim unvoreingenommen Nachdenken leider nicht von der Hand zu weisen. Der Zeitbegriff in der Evolution ist ja bekanntlich ein anderer als in unserer "modernen Zeit". Was sind schon ein paar hundert Jahre aus Sicht der Evolution?
Auch wer sich schon immer gefragt hat, woher Ausländerfeindlichkeit kommt, wird in diesem Werk fündig. Endlich mal Begründungen, die nicht ausschließlich auf fehlende Arbeitsplätze, mangelnde Betreuung und sozialer Kälte beruhen. Sicher auch nicht das Nonplusultra der Erklärungsansätze, aber sicher nicht unberechtigt.

Erklärungswert der Theorie - David M. Bus Buch ist spannender als jeder Krimi

Der Erklärungswert von Darwins Theorie zusammen mit "Der Mörder in uns" ist zweifelsfrei hoch. Entwicklungsmäßig betrachtet stehen wir wahrscheinlich immer noch auf der Stufe des Urmenschen, der mit Keulen und Speeren auf Jagd geht. Wie viele Diktatoren lassen auf der Welt lassen für den Machterhalt (Status) töten und foltern. Wieso kommt es immer wieder zu Kindstötungen? Welche verborgene Logik können diese Verbrechen haben? Die durch die Medien immer so spektakulär dargestellten psychisch gestörten Serienmörder machen eigentlich nur einen "kleinen Teil" der Morde aus. Wir alle müssen wahrscheinlich mit einem psychischen Programm leben, das uns zu Mördern macht. Das Programm könnte vielleicht bei allen von uns aktiviert werden. Wahrlich kein schöner Gedanke!
Natürlich ist der Mensch auch ein soziales Wesen. Hilfsbereitschaft, Empathie, Mitleid, Moral, Glauben gehören genauso zu unserer Grundausstattung. Das Buch hat vielleicht eine etwas zu einseitige Sichtweise, aber es weckt die Neugier. Lesenswert und bedenkenswert ist das Buch von David M. Bus aber allemal. 

 

Fotos: © Kuscheltier 2012

Kuscheltier, am 16.04.2012
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