Facebook-Gebrauch und Depression

Erst einmal die nüchternen Zahlen: Mehr als sieben Milliarden Menschen gibt es, von denen 85 Prozent einen Internetzugang haben. 93 Prozent aller Marketingleute benutzen das Internet, um den Umsatz zu steigern. Die Nummer-Eins-Aktivität im Netz ist immer noch das Herunterladen von Pornographie-Seiten, man stelle sich vor!

Die unglückliche Mode der Selfies

Es war zunächst eine Untersuchung der Universität von Michigan, die herausfand, dass sich Leute umso schlechter fühlten, je länger sie Zeit in und mit Facebook verbrachten. Ja, je mehr sie es mochten, andere Leute Urlaube am Strand verbringen, dicke Luxusautos fahren und ihre Zeit genussvoll mit ihrem Nachwuchs verbringen zu sehen, umso depressiver wurden sie. Eine schwedische Untersuchung der Universität von Göteburg und jüngst eine österreichische Studie kamen zu ähnlichen Ergebnissen: Häufiger Facebook-Gebrauch führt zu einer auffälligen Verschlechterung der eigenen Wertschätzung. Parallel zu Traurigkeit und Unsicherheit sagen aber auch die Forscher, dass Social Networks Narzißmus fördere, je mehr Selfies man veröffentliche, sein Image damit formen und "Gefällt mir" und Komplimente von seinen "Freunden" erzielen wolle.

Klar, wenn man unvorsichtig ist und zu viel von sich preisgibt, so kann man schon in Schwierigkeiten geraten, vom Einbruch in der Wohnung während der geposteten Abwesenheit durch Urlaub und Shitstorms wegen unvorsichtiger Äußerungen oder freizügiger Fotos. Aber das hat man eben selbst in der Hand: die Informationen, die man selbst weiter gibt.

Ein Click verbindet uns mit der Welt

Ein Bildschirm immer reserviert für Facebook? (Bild: Reinhard Hefele)

Die positive Macht der Social Networks

Ohne Zweifel gibt es viele Beiträge, die wir ohne Facebook, Instagram, Pinterest, LinkeIn und Twitter nicht leisten würden und könnten. Von erfolgreichen Aufrufen zur Knochenmarksspende bis zur Adoption ausgesetzter Tiere, von Tipps wo der nächste Marathon stattfinde bis zu einem sinnvollen Tagesausflug. Und auch wenige tatsächliche Freunde, die wir darüber fanden. Verursachten beeindruckende Liebesstorys (allerdings gibt es auch negative Meldungen, wenn Trennungen per Twitter ausgesprochen werden etwa), weltweite Loyalität und politischen Einfluss durch weltweite Petitionen . Manch Autor verdankt seine Buchidee dem Ideenaustausch per Netz, so wie die Autorin darüber zur Mitarbeit bei einem Fotoband zum Beispiel fand. Die Aufklärung über das Down Syndrom oder den Autismus und die dadurch hervorgerufene Toleranz diesen gegenüber verdanken wir den Social Networks ebenso. Manch eine sinnvolle Homepage hätten wir sonst nicht entdeckt.

Von alldem konnten wir vor 15 Jahren noch nicht einmal träumen! Und, ehrlich gesagt, macht es nicht doch Spaß, am Ende eines arbeitsreichen Tages nette Kommentare zu unseren Kinderbildern zu erhalten - und das von Fremden? Einladungen zu erhalten, lustige und verrückte Sinnsprüche zu entdecken, die uns zum Lachen bringen, auch wenn sie nicht unsere Meinung ausdrücken? Verbunden zu sein auch mit unseren Verwandten und Freunden bei aller Entfernung?

Es gibt keinen Zweifel: Der Weg, die ganze Welt zu erreichen, beginnt mit nur einem Klick.

Arlequina, am 15.08.2014
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Bildquelle:
Langenscheidt KG (Böse Wörter und verbotene Gesten)

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