Was ist enttäuschender als ein schlechter Film? Ein schlechter Film, der das Potenzial zu einem echten Kracher in sich trug, dieses aber grandios vergeigte! Das Filmjahr 2011 verwöhnte den Kinobesucher mit nur wenigen positiven Überraschungen wie "Final Destination 5", während es allerlei gehypte Blockbuster präsentierte, die den Erwartungen oder Hoffnungen nicht im Geringsten gerecht werden konnten. Die nachfolgenden acht Werke bilden natürlich nur die Speerspitze der Enttäuschungen, verdienen aber dennoch eine besondere Erwähnung.

Der letzte Tempelritter

Cover "Der letzte Tempelritter"Nicolas "Für Geld tu ich alles!" Cage

Es gibt Schauspieler, die sind auf bestimmte Rollen festgelegt. Sylvester Stallone etwa verkörpert den schnörkellosen Actionheld wie kaum ein Zweiter, während Sean Connery untrennbar mit seiner James-Bond-Darstellung verbunden ist. Und dann gibt es noch jene Schauspieler, die mit untrüglicher Sicherheit von einem cineastischen Waterloo ins nächste geraten. Nicolas Cage zählt zu eben dieser seltsamen Spezies hervorragender Mimen, die beim Gedanken an ihre Gage jeglichen qualitativen Anspruch über Bord werfen.

Nicht, dass "Der letzte Tempelritter" in Cages Karriere einen besonders peinlichen Stellenwert einnähme. Aber ist dem immerhin mit einem "Oscar" geehrten Star sein Ruf inzwischen völlig schnuppe? Der durchaus verheißungsvoll beginnende Streifen gerät rasch in Uwe-Boll-Terrain und mündet in einer an Lächerlichkeit nur schwer zu unterbietenden Fantasy-Sequenz. Dies dürfte auch Nicolas Cage erkannt haben, dessen Performance reine Pflicht- und Vertragserfüllung darstellt. Engagierter geht Ron Pearlman zur Sache, der übrigens in einer noch weitaus schlimmeren Gurke im Filmjahr 2011 partizipierte. Immerhin: Mit einem Remake von "Der letzte Tempelritter" ist nicht zu rechnen.

Sucker Punch

Männer sind Schweine!

DVD "Sucker Punch"Ende März 2011 lief jener Film an, auf den der Schreiber dieser Zeilen sehnsüchtig gewartet hatte: "Sucker Punch" von Zack Snyder, der mit "300" und "Watchmen" zwei grandiose Blockbuster abgeliefert hatte. Gut, bereits "Die Legende der Wächter" vermochte besagten Filmfan nicht zu überzeugen, aber angesichts der bestechenden Qualitäten der zuvor genannten Filme sah er darüber hinweg.

Und dann dies: "Sucker Punch" sollte sich als die Enttäuschung des Filmjahrs 2011 entpuppen! Opulente Bilder und ein stimmiger Soundtrack konnten über die lasche Story nicht hinwegtäuschen. Fünf Mädels werden Opfer grausamer männlicher Unterdrücker, die in einer öffentlichen Institution ohne Angst vor irgendwelchen Konsequenzen ihre Gelüste an den wehrlosen Schönheiten ausüben können. Nein, nicht in Afghanistan oder ähnlichen globalisierungskritischen Musterländern, sondern mitten in den USA. Andererseits hielt sich das Mitleid der Zuschauer in Grenzen. Denn an Charakterisierungen herrschte ebenso Mangel, wie originellen Plotwendungen. 

Die Protagonistin flüchtet sich in bizarre Traumwelten, wo sie es dem Mannsvolk heimzahlt, das durchwegs aus pädophilen Vergewaltigern und Sadisten besteht. Ungefähr so dürfte die Welt aus der Sicht einer Frau Schwarzer aussehen. Das ist legitim, aber für den Autor dieser Zeilen ein bisschen arg langweilig und eindimensional.

Angeblich soll Zack Snyder an einem "Superman"-Film sowie einem Sequel zu "300" arbeiten. Damit würde er sich zumindest im angestammten Metier bewegen. Sozialkritische Fantasy-Dramen zählen offensichtlich nicht unbedingt zu seinen Stärken.

"World Invasion: Battle Los Angeles"

UFOs über Los Angeles

Cover "World Invasion: Battle Los Angeles" Jonathan Liebesmans Science-Fiction-Kracher "World Invasion: Battle Los Angeles" sorgte im Vorfeld für Aufsehen, da er auf einem realen Ereignis basieren sollte. In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1942 wurde Los Angeles von einem UFO heimgesucht, das auf die amerikanische Art begrüßt wurde: Mit Bomben und Granaten. Ob es sich nur um einen verirrten Wetterballon handelte, wie die offizielle Darstellung lautet, einen Versuch der Japaner, Unruhe zu stiften, oder vielmehr um eine Stippvisite außerirdischer Touristen, wird wohl nie geklärt werden.

Geklärt wurde hingegen die Frage, ob "World Invasion: Battle Los Angeles" mit dem als "The Battle of Los Angeles" bekannt gewordenen Ereignis irgendetwas zu tun hatte. Nein, hatte es nicht. Stattdessen drehte Liebesman einen unerhört lauten und unerhört doofen Propagandafilm für die US-Armee. Mit ihrer überlegenen Technologie machen die Aliens zunächst alles platt, verstricken sich aber wenig später in Mano-a-Mano-Kämpfe in Los Angeles. Nicht etwa deshalb, weil es Sinn ergäbe, sondern vielmehr aus Höflichkeit gegenüber den Soldaten, damit diese ihre altbackenen Durchhalteparolen ausspucken können. 

Politisch korrekte Soldaten ballern Außerirdische ab, retten Zivilisten und opfern sich selbst, wenn es gar nicht anders geht. Obwohl: Es wäre schon anders gegangen! Lieberman hätte beispielsweise einen spannenden Invasionsfilm inszenieren können...

Transformers 3

Bark at the Moon

Mit "Transformers 3" wurde der Blockbuster-Sommer 2011 eingeläutet, oder vielmehr: Eingescheppert. Denn während der erste Teil zumindest noch ansatzweise ruhigere Passagen und einen rudimentär erkennbaren Plot aufwies, ließ Regisseur Michael Bay bereits beim zweiten Teil jegliche Hemmungen fallen und klatschte alles auf die Leinwand, was Lärm macht, eindrucksvoll detoniert und über Kurven verfügte. In "Transformers 3" perfektioniert Bay seine akustischen und optischen Orgien. Dabei verirrten sich in die ersten Minuten des Films auf mysteriöse Weise gewitzte, ironische Szenen, die freilich ohne weitere Folgen blieben und in Grund und Boden gestampft, gebrüllt, gesprengt wurden. Zugegeben: In einen einzigen Film Mondverschwörungstheorien, Buzz Aldrin, Tschernobyl, homophobe Roboter und unverhohlenen Sexismus zu verpacken, das hat schon was - und sei es Chuze.

Dem Publikum gefiel's, weshalb "Transformers 3" als erster Film 2011 mehr als eine Milliarde Dollar an den Kinokassen einspielte. Es sollte sehr verwundern, würde kein vierter Teil aus dem Ärmel geschüttelt werden. Auf Nebensächlichkeiten wie interessante Plots oder gute Schauspieler legen viele Zuschauer ohnehin keinen Wert - weshalb also die Gelddruckmaschine nicht am Laufen halten?

Nun lässt sich über Geschmack schwerlich streiten. Zu bedenken ist aber, dass es strunzdumme Filme wie dieser sind, die dem Action- und Science-Fiction-Kino seinen verheerenden Ruf bereiten. In diesem Fall leider vollauf zu recht...

Super 8

Spiel mir das Lied vom Berg

Filmplakat "Super 8"Wenn J. J. Abrams und Altmeister Steven Spielberg gemeinsam einen Film produzieren, sollte man nichts Geringeres als einen der Blockbuster des Jahres erwarten dürfen! Oder auch nicht, denn der gehypte "Super 8" gemahnt an Rob Reiners "Stand by me", aufgepeppt mit ein paar visuellen Effekten und einem Monster. Keinesfalls soll der missverständliche Eindruck erweckt werden, bei dem Streifen handle es sich um einen komplett vergurkten Film. Schließlich geht der Plot als akzeptabel durch, die überwiegend jungen Hauptdarsteller legen Talentproben ab und an keiner Stelle des Filmes hält man schützend die Hände vor die Ohren, damit sich das Hirn nicht panisch verflüchtigt.

Nur: Das Ergebnis des gnadenlosen Hypes ist doch reichlich bescheiden. "Super 8" ist ein weiteres sentimentales Steven-Spielberg-Rührstück mit Science-Fiction-Anklängen. Von wegen "Spannung" oder "Nervenkitzel": Aufs Wesentliche konzentriert handelt es sich um ein Jugenddrama, natürlich inklusive Jungen, der erst kürzlich ein Elternteil verlor und deshalb mit dem Schicksal und dem verbliebenen Elternteil hadert. Wovon "Transformers 3" zu viel hat, besitzt "Super 8" zu wenig.

Resturlaub

Don't cry for him, Argentinia!

Cover: Tommy Jauds "Resturlaub"Was ist eigentlich so schwierig daran, einen Bestseller, der sich bereits wie ein Drehbuch liest, zu verfilmen? Dabei hampelte, anders als bei "Vollidiot", kein Oliver Pocher unerträglich kasperhaft herum und verunmöglichte somit jegliches Sehvergnügen. Im Gegenteil: Solide Schauspieler, hübsche Schauplätze und ein Originaldrehbuch von "Resturlaub"-Autor Tommy Jaud persönlich sollten für ein Filmvergnügen garantieren.

Es kam aber wieder einmal anders und prolongiert somit die Endlosserie: "Deutsche Komödien: Ein Missverständnis." Die Verfilmung des Bestsellers "Resturlaub" gerät nicht zur völligen Katastrophe. Sie ist nur leider zäh inszeniert, das Timing der Gags stimmt nicht und das unnötig in die Länge gezogene Ende erfordern Sitzfleisch und sehr viel Toleranz des Zuschauers. Es sollte schon sehr verwundern, falls die Verfilmung von "Hummeldumm" endlich mal ins Zwerchfell treffen würde.

Cowboys & Aliens

Grampa Harrison Ford

Eigentlich ist es fast schon gemein, über "Cowboys & Aliens" abzulästern. Insbesondere über den einst heißgeiiebten Actionstar Harrison Ford, der in diesem Science-Fiction-Spektakel den Eindruck erweckt, nicht auf den Rücken eines Pferdes, sondern ins Bett eines Altenheimes zu gehören. Geradezu respektlos verhält sich das Drehbuch ihm gegenüber: Als ältlicher Rinderbaron grummelt und nörgelt er entweder herum, oder muss von jüngeren Männern gerettet werden, wie noch vor wenigen Jahrzehnten hübsche Haupdarstellerinnen. Hat denn niemand den Mut, Harrison Ford zu überzeugen, in Pension zu gehen, anstatt von einem miesen Film zum nächsten weitergereicht zu werden?

Denn "Cowboys & Aliens" ist einer der schlechtesten Blockbuster des an miesen Machwerken nicht gerade armen Filmjahres 2011: Liebloses, aus zahlreichen Plotlöchern blutendes Script, unglaubliche inszenatorische Anfängerfehler, hanebüchene Plotwendungen - kurzum, ein filmisches Debakel. Aus einem Budget von 170 Millionen Dollar und mit Stars wie Harrison Ford und Danny Craig einen Film auf RTL-Abendfilm-Niveau zu produzieren, ist immerhin auch eine reife Leistung.

Conan 3D

The Age Of Barbarius

Nein, Marcus Nispels "Conan 3D" ist kein Remake des Arnold-Schwarzenegger-Klassikers. Und ja: Der Film ist trotzdem sagenhaft schlecht. Wie schlecht? Man vergegenwärtige sich folgende Szene: Inmitten einer blutigen Schlacht kämpft eine Hochschwangere. Als die Wehen einsetzen, eilt der Liebste (Wiederholungstäter Ron Pearlman aus "Der letzte Tempelritter") zu Hilfe. Er zückt ein Messer und vollzieht binnen einer Sekunde einen Kaiserschnitt. Dann zieht er das Baby heraus und zeigt es seiner sterbenden Mutter. Alles ohne Hingucken, als würde er gedankenverloren Eier in die Pfanne schlagen. Stolz reckt er das Baby in die Höhe. Während um ihn herum gemetztelt wird.

Entweder hasste der deutsche Regisseur Marcus Nispel "Conan" oder er hatte gegen Uwe Boll eine Wette verloren. Rational lässt sich ein dermaßen unterirdisch schlechtes Machwerk jedenfalls nicht erklären. In jeder Szene erwartet man als Zuschauer, dass sich einer der Darsteller als Mel Brooks zu erkennen gibt und in die Kamera zwinkert.

Der enttäuschendste Film des Jahres 2011 war ...
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