Die Charaktere - James, Davy, Bill und Miles.

Aus dem Off-Modus stellt James dem Zuschauer seine familiären Verhältnisse, seine Krankheit und seine Freunde vor, mit denen er vorhat, nach Barafundle Bay in Pembrokeshire/Wales zu reisen, um einen letzten gemeinsamen Urlaub mit ihnen zu verbringen.

Der Film beginnt mit surrealistisch angehauchten Szenen von James Griffiths (Benedict Cumberbatch) neunundzwanzigstem Geburtstag, von dem jeder der Anwesenden weiß, dass es sein letzter sein wird. James leidet an Krebs im Endstadium und ist auf starke Schmerzmittel und häusliche Hilfe selbst bei alltäglichen Dingen angewiesen. Letztere erhält er neben seiner Familie vor allem von Davy (Tom Burke, der Patensohn von Alan Rickman), der seinen Alltag völlig auf James eingestellt hat und fast so etwas wie sein persönlicher Krankenpfleger wurde. Auch unterstützt er James' Eltern, wo er kann und nimmt James' zynische Bemerkungen, verursacht durch ständige Schmerzen, mit einer fast masochistischen Gelassenheit hin.

Bill (Adam Robertson) ist ein Leichtfuß, auf den ersten Blick oberflächlich und verspielt, doch auch er ist für James da und geht mit dessen Krankheit so selbstverständlich um, wie es ihm möglich ist.

Ganz anders Miles (J. J. Feild). Seit James' Krankheit hatten die beiden kaum noch Kontakt, obwohl er eigentlich James' bester Freund ist. Doch ihre Freundschaft ist seit jeher von Rivalität getrübt: James und er schreiben, ohne jedoch etwas veröffentlicht zu haben, wobei James eifersüchtig ist auf Miles' schriftliche Wortgewandtheit und Phantasie. Der Ausbruch der Krankheit entfremdet die beiden jungen Männer.

 

Third Star auf DVD - Bestimmt bald kein Geheimtipp mehr
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Die Handlung

Kurz nach der Geburtstagsfeier verabschiedet sich James von seinen Eltern und seiner Schwester, um mit seinen Freunden nach Barafundle Bay aufzubrechen. Der Weg ist weit und entlang der Küste nach einer kurzen Strecke mit dem Auto unwirtlich und beschwerlich - da James zu schwach ist, um große Strecken zu Fuß zurückzulegen, sind die Freunde mit einem Kart unterwegs. Auf ihrem Trip begegnen sie skurrilen Gestalten, lernen Interessantes über Darth Vader-Sammelfiguren, nächtigen bei Lagerfeuerromantik, reißen derbe Männerwitze und haben das, was man eine gute Zeit nennt, gekrönt von einem Feuerwerk, das die Freunde für den "Sternengucker" James abfackeln. Bis sich die Situation mit dem Verlust des Fortbewegungsmittels, das (glücklicherweise unbemannt) eine Klippe hinabrast, und unter James' Launen und Ratschlägen anspannt. Davy reagiert beschämt, Bill verkündet, dass seine Freundin schwanger ist, von der er sich eigentlich trennen wollte, und Miles wirft James vor, sich "wie eine weiße Oprah" aufzuführen. Er ist der einzige, der James mit den eigenen Waffen schlägt, nämlich mit brutaler Offenheit. Es kommt zu einem Gespräch zwischen ihm und James, das beide miteinander versöhnt, nachdem sie ihre Ängste und Geheimnisse einander anvertraut haben.

Auf dem weiteren Weg verlieren die Freunde das notwenige Morphium durch den nachlässig offengelassenen Reißverschluss eines Rucksacks, und da wird es wirklich dramatisch: Miles und Bill hasten mitten in der Nacht zurück, um die Gegend abzukämmen, während Davy bei einem in Agonie schreienden James im Zelt zurück bleibt. Die Szene ist so beklemmend und schockierend, dass man beinahe physisch mitleidet.

Wie durch ein Wunder sind Miles und Bill erfolgreich bei ihrer Suche.

Doch der Vorfall erschüttert die drei Freunde tief. Am nächsten Abend bittet James sie, ihn sterben zu lassen, wenn er bei Morgengrauen schwimmen geht, und es wird klar, dass er die Reise geplant hat, um den Freitod einem kurzen Leben mit chronischen Schmerzen vorzuziehen. Er begründet seinen Entschluss damit, etwas zu Ende bringen zu wollen, eine Wahl zu haben und dabei tapfer und bei Bewusstsein zu sein. Betroffen von James' Plan lehnen die Freunde ab.

Letztendlich ist es Miles, der James sein Vorhaben erleichtert und seinen Wunsch, in seinen letzten Minuten nicht alleine sein zu wollen, erfüllt, indem er mit ihm am nächsten Tag hinausschwimmt und den leblosen James anschließend wieder zum Ufer zu den wartenden Freunden trägt.

Third Star - Trailer

Meine Meinung:

Aufmerksam geworden bin ich auf den Film natürlich durch "Sherlock" Benedict Cumberbatch. Und ich muss sagen, ich hatte beim Anschauen das Gefühl, "Third Star" sei für mich geschrieben worden. Es war phänomenal, das Spiel der unterschiedlichen, aber doch allesamt sympathischen Protagonisten zu beobachten bzw. dabeizusein auf ihrem Trip nach Wales, denn dieser Eindruck entstand bei mir.

Alle vier Schauspieler kennen sich bereits aus Theatertagen, und die Vertrautheit zwischen ihnen wirkt natürlich und manchmal sogar befremdend liebevoll. Nie driftet der Film in Kitsch ab, nie werden Phrasen gedroschen, und die kleinen symbolischen Szenen wie eine weiße Feder und die Anspielung auf Peter Pan haben mich mehr als einmal zur Kleenexbox greifen lassen. Trotz der eigentlich traurigen Handlung besticht "Third Star" mit einer Sensibilität über das Thema Tod, die ich bei ähnlich aufgebauten Filmen bisher vermisst habe.

Der junge Cast überzeugt, allen voran Benedict Cumberbatch, der dem todgeweihten James eine Palette von sarkastisch, zornig, reizbar, hilflos und rührend kindlich verleiht. Doch auch J. J. Feild als problembeladener Miles hat mich stark beeindruckt. Außerdem gibt es einzigartige Naturbilder der rauen Küste von Wales und passende, melancholische Musik.

"Third Star" bleibt jedem, der den Film gesehen hat, noch lange im Gedächtnis und bringt einen dazu, sich noch längere Zeit mit den Figuren und der Geschichte zu befassen und sich zu fragen, wie man wohl an Stelle der Freunde gehandelt hätte. Ein Geheimtipp, der bislang leider nur Zuschauern mit Englischkenntnissen vorbeihalten ist, da die DVD mit deutscher Tonspur (noch) nicht erhältlich ist.

Am Ende hört man James noch einmal aus dem Off, und spätestens dann verdrückt der größte Klotz ein paar Tränen:

So I raise a morphine toast to you all. And, should you remember that it's the anniversary of my birth, remember that you were loved by me and that you made my life a happy one. And there's no tragedy in that.

 

 

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