Das Haus Falling Water ist für Besichtigungen geöffnet.

Die Anfänge

Frank Lloyd Wright wurde am 08, Juni 1867 in Richland Center, Wisconsin/U.S.A., geboren. Seine Mutter wünschte sich einen Sohn, der Architekt wird. So war sein Berufsweg wohl keine freie Wahl.

Frank begann ein Studium als Ingenieur, das er jedoch 3 Monate vor dem Abschluss abbrach, um nach Chicago zu gehen und zu ARBEITEN - als Architekt, versteht sich. Er fand seinen ersten Job bei Adler & Sullivan.

Da zu der Zeit, als Frank Kind war, die Industrialisierung in England gerade die Welt auf den den Kopf stellte, hatte er als Architekt dann völlig neue Baustoffe wie Stahl und stabileres Glas zur Verfügung. Hinzu kam, dass die neuen Maschinen auch neue Verarbeitungsmöglichkeiten boten. Der Kreativität der Architekten standen alle Wege offen. 

In Chicago, insbesondere aber im Büro von Adler & Sullivan, begann das Zeitalter der Skyscraper - der Wolkenkratzer. Niemand wusste, wie hoch man wirklich bauen kann, keiner hatte eine Idee, ob und wie lange die Konstruktionen halten würden. Deshalb wurden die ersten Hochhäuser, die natürlich noch keine Wolkenkratzer waren, schachtelartig entworfen. Dabei entsprach eine solche "Schachtel" einem dreistöckigen Gebäude. Die Schachteln setzte man "einfach" aufeinander.

Das Architekturbüro Adler & Sullivan folgte dem Grundsatz "form follows function", die Form folgt der Funktion des Gebäudes. Ein Grundsatz, den die Architekten des Bauhauses später mit "Form gleich Funktion" übernahmen.

Eigensinn oder Genie - oder beides?

Die Hochhäuser nach immer dem selben Muster waren nicht Frank Lloyd Wrights Ideal. Er quittierte seinen Job und suchte selbst nach privaten Auftraggebern. Die organische Architektur interessierte ihn viel mehr als der Kommerz der Hochhäuser, die selbstverständlich von Kritikern und der Presse viel Aufmerksamkeit erhielten. Form folgt der Funktion war ja nicht falsch, doch die Hochhäuser waren für Frank Lloyd Wright unnatürlich. Seine Definition von Architektur war eine ganz andere: "Architektur, die wirklich Architektur ist, geht vom Boden auf dem das Gebäude steht, von der Natur und vom Grundstück aus. Die heimischen Verhältnisse, die natürlichen Baustoffe und der Zweck des Gebäudes sowie die Menschen, die darin leben wollen, müssen bei jedem guten Gebäude die Form und den Charakter bestimmen." 

Das scheint euch lieben Lesern das Natürlichste der Welt? Klar, wir sind heute (im 21. Jahrhundert) noch immer in diesem Zwiespalt zwischen Kommerz (hohe Gebäude bringen mehr Miete auf geringerer Gebäudegrundfläche ein) und organischer Architektur, die sich gemeinsam mit dem Menschen der Natur anpasst und sich unauffällig in die Landschaft einfügt. FLW, wie er unter Fachleuten oftmals genannt wird, sagte selbst in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts, dass die Architekten heute genau das täten, was er tat, und dass er eigentlich nichts Neues entdecken kann.

Das ist beinahe erschreckend. War er so gut? Nun, er wurde im Jahr 1900 33 Jahre alt und hatte bis dahin bereits 52 Projekte erschaffen. Aber auch schon die Nase voll von Hochhäusern, sodass er sich selbständig machte - obwohl das ein finanzielles Risiko war und er auf Aufträge warten musste.

Seine neuartigen Ideen und die Weigerung, sich dem Mainstream anzupassen führten dazu, dass er in seinem langen Leben einige Zeit lang gesellschaftlich isoliert wurde. Seine damalige Lebenssituation ist (so die Legende) in dem Buch "The Fountainhead" von Ayn Rand beschrieben. Das Buch wurde zwei Mal übersetzt und trägt deshalb verschiedene deutsche Titel, nämlich "Der Ursprung" und "Der ewige Quell". Das Original "The Fountainhead" ist in den Vereinigten Staaten ein Klassiker und nach wie vor erhältlich. Ebenso wie die Verfilmung mit Gary Cooper und Patricia Neal, die tatsächlich empfehlenswert ist. In dem Buch hingegen lässt sich die Autorin episch lang über ihre Ideen zu Gesellschaft, Politik und Staatsformen aus.

Die Präriehäuser

Als selbständiger Architekt begann Frank Lloyd Wright vermehrt private Einzelhäuser zu bauen. Seine Häuser wurden später "Präriehäuser" genannt. Häuser auf dem Lande, in gemäßigten Klimazonen, mit horizontaler Ausprägung und meist in die Landschaft so gut integriert, dass sie in der Weite der Umgebung kaum auszumachen waren. Charakteristisch waren auch die stufigen Flachdächer, meistens Spitzwalmdächer mit weiten Dachüberständen.

Frank hatte genug von den "Schachtelbauten". Er vermied nutzlose Höhen und Gauben ebenso wie Kellerräume. Seine Wohnräume entstanden von innen nach außen, von dem was gebraucht wurde und notwendig war hin zu der Form, die sich der Natur anpasst und sie in das Haus integriert. So ließ er der Landschaft stets ihren eigenen Raum und der Natur ihre Würde.

Die Gebäude von Frank Lloyd Wright wurden haltbarer als andere Häuser, weil sie mehr Stabilität durch die Spannungsmöglichkeiten des Stahls und die neuen Verbindungsmöglichkeiten der Materialien hatten. Mithilfe des Stahls konnten weite Räume überspannt werden. Der Architekt selbst nannte seinen Stil "stromlinienförmig". Das war neu.

Wer nun glaubt, seine Häuser bestünden nur aus Stahlkonstrukten, der irrt. Er verwendete hauptsächlich die in der Umgebung vorzufindenden und von der Natur gegebenen Materialien wie Holz, Schiefer und Felsen.

Die Raumaufteilung der Häuser ist oft ähnlich - und doch immer individuell den Wünschen der Bauherren angepasst. Ein offener Raum, die Feuerstelle/Kamin/Kochstelle liegt in der Mitte des Raumes (und des Hauses), ist der Treffpunkt der Bewohner. Durch diese offenen Grundrisse seiner strukturellen Ordnung, entstanden viele Neuerungen. So z. B. die Fußbodenheizung (durch Verlegung der Heizungsrohre im Boden statt entlang der Wände oder im Mauerwerk), Über-Eckfenster, die neuartige Aus- und Einblicke ermöglichten und Licht hereinließen, wo in anderen Gebäuden nie zuvor Licht hereinkam. 

Die Präriehäuser sind deshalb eine Besonderheit, weil sich Bewohner und Gäste in ihnen einfach wohl fühlen. Das Wohnen ist ein Wohnen im Innen und Außen, ein Leben im Einklang mit der Natur.

Die Innovativen Ideen des Frank Lloyd Wright

Es ist schon etwas erschreckend, wie viel dieser Mann in seinem Architektenleben sich hat einfallen lassen. Noch frustrierender ist, dass er offensichtlich auch das meiste davon umgesetzt hat.

In den Vereinigten Staaten ist es üblich, Häuser mit Einbauschränken zu bauen. Das verschafft mehr Raum - und erleichtert übrigens auch die Umzüge. Mr. Wright setzte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die indirekte Beleuchtung ein. Er platzierte Licht hinter Regalen, und ließ flache Lampen sowohl den Boden als auch in die Decke vertieft einsetzen. Beide strahlten die Wände an. Derartige Lichtpositionen lassen den Raum größer wirken.

Energie, Hitze und Wärme sind für jeden Architekten eine Herausforderung. Die an den Präriehäusern typischen großen Dachvorstände, die die horizontale Ausprägung des Gebäudes optisch unterstützen, geben nicht nur Schutz vor Regen oder Schnee. Sie zudem von unten hell gestrichen, sodass sie die Innenräume nicht verdunkelten. Im Gegenteil: Die genaue Berechnung des Dachüberstandes und des Einfallswinkel des Sonnenlichts sorgten für genügend Lichteinfall im Winter und für schattigen Schutz vor der Sommerhitze.

Zudem orientierte sich Frank bereits bei der Grundrissgestaltung am Lauf der Sonne, etwas, was die Architekten des 21. Jahrhunderts teilweise wieder verlernt zu haben scheinen. Die Schlafräume sind also eher im Nordwesten zu finden, der Wohnraum ist eher nach Süden ausgerichtet, um tagsüber die Wärme einzufangen. Wobei der Wohnraum, wie oben geschildert, der zentrale Raum ist, in dessen Mitte die offene Küche des Hauses liegt. Mr. Wrights Küchen haben bereits einen Ventilationsabzug, indem die Decke dort einfach höher angelegt wurde als im restlichen Wohnraum. Lüftungsklappen im ganzen Haus ermöglichten auch im Sommer, die heiße Luft abzuleiten - eine Art Vorgänger der Klimaanlagen.

In Kalifornien hat Frank Lloyd Wright die Außenwände des Hauses oft nur mit eher kleinen, länglichen Fenstern, die quer verlaufen, oder mit Luftschlitzen versehen und dafür große Glasflächen zu einem schattigen Innenhof angelegt. Das Element Wasser hat er, ebenso wie den Wald, gern integriert. Das berühmteste Beispiel dafür ist das Kaufmann-Haus (Name des ursprünglichen Bauherrn), das besser bekannt wurde als: "Fallingwater".

Der Architekt Frank Lloyd Wright entwickelte auch doppelte Wandschichten mit Luftzwischenräumen, die für den Luftaustausch sorgten und die Räume stets gut klimatisierten. Vorreiter war Frank Lloyd Wright zudem in Sachen Fertighaus. Die neuen Produktionsmöglichkeiten brachten ihn auf die Idee, wie sich auch einfache Leute mit wenig Geld eines seiner Häuser leisten konnten. Vorfabrizierte Wände, grundsätzlicher Verzicht auf Kellerräume und eine zentrale Bündelung der Haustechnik ermöglichten diese Bauweise.

 

Zu meinem Architektenporträt #2, das über den spanischen Architekten César Manrique und seine innovativen Ideen berichtet, gelangen Sie hier.

Seltenheitswert: Eines der Präriehäuser stand zum Verkauf
Betty, am 26.12.2013
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Bildquelle:
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