Polit-Gaukler und ihre parteipolitisch motivierten Show-Effekte - Glanz und Gloria der politischen Authenzität

Hier versuchen Polit-Gaukler, sich mit einem Show-Effekt hervor zu tun. Das ist Pressearbeit für die eigene Sache - nicht aber für die Sache der Deutschen Bundesrepublik. Das Strickmuster ist einfach zu durchschauen. Gauck ist Thema. Kommentiert man ihn, wird zugehört. So nutzt man die Gunst der Stunde, um sich selbst hervorzutun. Dabei kann man als oberflächlicher Beobachter leicht übersehen, das ganz offensichtlich einige Politiker diesen Glanz -  den Gauck so plötzlich innehat - als Störfaktor empfinden. Das ist zu viel des Guten. Ein glanzloser - aber würdiger - Bundespräsident reicht völlig aus, denn der Bundespräsident soll die Politiker nicht in den Schatten stellen. Das geht gar nicht.

Das der eine oder andere Politiker sich von einem einzigen Menschen so herausfordern lässt und einige Politiker vielleicht schon geneigt sind, ihr Revier abzustecken, ist ein äußerst unterhaltsamer Gedanke, würde aber, wenn dies in der Realität geschehen würde, wenig erfreulich sein und ganz sicher nicht der Sache Deutschlands dienen. Wenn ein Politiker wegen Joachim Gauck eine Profilneurose erleidet, sollte er sich ernstlich Gedanken um seine eigene Authenzität machen.

Über den richtigen Umgang mit dem Bundespräsidenten - Freiheit kann nicht eindimensional sein

Leider kann man den Eindruck gewinnen, dass die Politiker es verlernt haben, mit einem Bundespräsidenten richtig umzugehen. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man bedenkt, wie Christian Wulff mit allem Nachdruck in sein Amt geschoben wurde.

Dieses Bedürfnis, den Bundespräsidenten vor seiner Wahl schon in den Schatten stellen zu müssen, ist keine Glanzleistung. Es ist oberflächlich und populistisch - und das Säen von Zweifeln lässt ihn nicht kleiner werden, sondern den, der die Zweifel sät.

Es ist nur allzu menschlich, eine gewisse Genugtuung zu empfinden, wenn man diesem lebendig gewordenen Sinnbild eines Gut-Menschen auch mal etwas vorwerfen kann. "Mensch, Herr Gauck, seien Sie nicht so eindimensional. Sprechen Sie auch mal über was anderes!"
Solche oder ähnliche Sätze kann nur jemand äußern, der sich keinen rechten Begriff von der Freiheit und der Unfreiheit macht. Wer die Unfreiheit am eigenen Leben erleiden musste, der kann sich wahrhaftig einen Begriff davon machen, was es heißt, frei zu sein - oder was es heißen könnte, wenn man diese Freiheit nutzen würde, die einem gegeben ist.  

Frei ist ein Mensch nicht, der sich in falschen Sicherheiten wähnt. Frei ist ein Mensch nicht, dem man erfolgreich etwas vorgaukeln kann. Frei ist ein Mensch nicht, der auf die rhetorischen Wortspielereien der Politiker hereinfällt und deren Deutungen für bare Münze nimmt. Frei ist ein Mensch nicht, der seine Freiheit nicht in Anspruch nimmt.

Joachim Gauck und die Freiheit - Joachim Horx Kommentar / Frankfurter Rundschau

Die Freiheit Gaucks wird unbequem, denn Freiheit braucht Empowerment
In seiner Kolumne macht Joachim Horx deutlich, dass Gauck kein bequemer Volksversöhner ist. Dieser Mann wird unbequem sein, denn sein Leben und seine Arbeit wird von seinem Freiheitsverständnis geprägt. Denn zum Freiheitsbegriff gehört Empowerment. Dieses Wort nimmt Gauck jedoch nicht in den Mund. Er wählt einen Begriff, den ein Philosoph geprägt hat. Die Kulumne "Gauck und die Freiheit" von Joachim Horx ist witzig, bissig und voller klarsichtiger und realistischer Voraussicht. Empfehlenswert.

Die Freiheit des Menschen ist ein weites Feld - Der Umgang mit dem Freiheitsbegriff

Die Freiheit des Menschen ist ein weites Feld. Es betrifft jede gesellschaftliche Ebene und jeden Wirkungsbereich unseres Lebens. Es betrifft uns nicht, wenn wir schlafen oder passiv sind. Wer passiv ist, hat schon die Unfreiheit gewählt.

Über die Freiheit und ihr Gegenstück - die Unfreiheit - kann man viele Bücher schreiben. Es ist immer aktuell. Ein thematischer Dauerbrenner, aber leider kein Bestseller. Wie viele Bücher stürmen die Bestsellerlisten, in denen Menschenrechtsverletzungen angeprangert werden und die Freiheit als höchstes Gut gefeiert und gefordert wird?

Die Antwort ist ernüchternd. Der Buchabsatz folgt den Gesetzen der freien Marktwirtschaft. Das Interesse an der Freiheit ist begrenzt. Das Interesse an der Unfreiheit der anderen ist es leider auch.

Freiheit ist gerade deshalb auch ein Thema, das in unserer Republik angesprochen werden muss. Wie wird mit diesem wertvollem Gut in unserem Land umgegangen? Wie geht jeder Einzelne damit um? Im Blick auf Christian Wulff wissen wir, welche Freiheiten man sich nicht nehmen sollte, wenn man das höchste Amt im Land bekleidet.

In der Diskussion um Wullfs Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit hat sich herauskristallisiert, dass die deutsche Gesellschaft einen Bundespräsidenten haben will, der Sinnbild des Guten und des Wahrhaftigen ist. Die Messlatte wird viel zu hoch angesetzt.
Vielleicht reagieren wir Deutschen kollektiv auf diese Weise, weil uns Christian Wulff immer undurchsichtiger und unwahrhaftiger erschien, je länger die Affäre um ihn anhielt. Nun ist sein Gegenpol gefunden und dieser muss automatisch ein beinahe perfekter Gut-Mensch sein.

Wir täten gut daran, uns nicht selber vorzugaukeln, es könnte einen Menschen geben, der zum Hoffnungsträger wird. Joachim Gauck tritt nicht als Messias der Deutschen an, sondern als Repräsentant der Bundesrepublik. Es ist ihm zu wünschen, dass er es schafft, sowohl die Stimme der Gesellschaft zu sein als auch dem Gewissen, der Lauterkeit und Wahrhaftigkeit eine laute Stimme zu verleihen. Die Hoffnung und das Heil, das sollte man weiterhin bei Gott suchen und nicht bei Joachim Gauck.

Sind wir so frei, uns auf die Multi-Dimensionalität des Freiheitsbegriffes einzulassen oder werden wir nach persönlichen Unzulänglichkeiten im Leben Joachim Gaucks graben, weil wir es verlernt haben, diesem Amt die nötige Achtung entgegen zu bringen?


Autor seit 12 Jahren
2 Seiten
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