Gerhart Polt: Beißend ironische Satire aus Bayern

Manch einer kann mit ihm nichts anfangen. Gerhart Polt: Beißend ironische Satire aus BayernEr ist einfach zu echt. Wenn er mit griesgrämigem Gesicht oder mit selbstgefälligem blödsinnig hohen Gekicher Plattitüden und abgedroschene Lebensweisheiten von sich gibt, macht er dies so überzeugend, dass man zunächst mal erschrocken innehält und sich fragt: "Meint er das jetzt ernst?"

Natürlich meint er es nicht ernst, es handelt sich bei Gerhart Polt schließlich um einen Kabarettisten und Satiriker. Allerdings um einen, der sehr gerne an die Grenzen des Verträglichen stösst. Bei Sprüchen wie: "Man muss im Leben auch mal wegschauen können" und "selbst, wenn da ein Nichtschwimmer am Ersaufen und zehnmal verzweifelt um Hilfe geschrien haben soll - ich bin doch nicht ein Charakter, der da mitzählt" vergeht einem schon das Lachen. Polt will wie jeder Satiriker nicht nur unterhalten und amüsieren, sondern aufrütteln und etwas bewegen.

Sein messerscharfer schwarzer Humor ist ungewöhnlich für Deutschland, der brave Deutsche fragt sich viel zu oft: "Darf man so etwas denn sagen? Geht das nicht zu weit?" Kein Wunder, dass Gerhart Polt für viele eher ein unbequemer Zeitgenosse ist, eben einer, der alle Wahrheiten immer an- und aussprechen muss, statt sie in leicht bekömmlichen Häppchen zu servieren. Ein Paradebeispiel für seine Unerschrockenheit ist seine Dankesrede für den Bayerischen Kabarettpreis 2010, die er als Papst Benedikt mit typisch weinerlicher Stimme in pseudo-italienisch hielt und dabei rücksichtslos mit der katholischen Kirche und ihrem Umgang mit dem Missbrauchsskandal abrechnete. Für viele streng gläubige Katholiken ist das natürlich eindeutig too much.

Nun poltert sich der Polt schon seit bald vierzig Jahren durch Funk und Fernsehen. Die Sketch-Reihe "Fast wia im richtigen Leben" und Filme wie "Man spricht deutsch" haben ihn in Deutschland weit über die bayerischen Grenzen hinaus berühmt gemacht. Zahlreiche Preise und Ehrungen hat er in all den Jahren eingeheimst. Treue Begleiter auf seinem Weg sind ihm seit drei Jahrzehnten die nicht minder sprachgefährlichen Mitglieder der "Biermösl Blosn". Sie verstecken ihre unverschämt dreisten Texte hinter urbayerischer Dimpfel-Musi und traditionellem mehrstimmigem Gesang in schwer verständlichem Dialekt, vielleicht in der Hoffnung, dass manch Zuhörer sich nur an den zünftigen Klängen erfreut und net so gnau hinhört.

Im Mittelpunkt der Sketche und Bühnenprogramme Gerhart Polts steht meist der entsetzlich engstirnige, halbgebildete Spießbürger, der zu allem eine ausgefeilte aber unreflektierte Meinung hat und diese dauernd lauthals kundtun muss. Es finden sich deutsche Kleinbürger, aufgeblasene Vereinsvorsitzende, streng doppelmoralische Biedermänner sowie ewig gestrige grantige Dauermotzer neben selbstgefällig feisten überheblichen Intellektuellen oder phrasenschwingenden Politikern. Meist reden sich seine Figuren nach einer kleinen harmlosen Anlaufphase hoffnungslos in Rage bis dem Zuschauer völlig baff die Kinnlade runterklappt angesichts dieser schamlos bornierten festgefahrenen beschränkten Ansichten, die von Gerhart Polt mit der größten Selbstverständlichkeit und ohne eine Miene zu verziehen regelrecht rausgehauen werden. Beispiel: "Schneebedeckte Berge, grüne Wiesen, Kuhglockengebimmel, ein weißblauer Himmel... ein Neger passt da schon rein ästhetisch nicht rein".

Polts Sketche und Programme sind eben grausamer Realismus, denn wir begegnen alle seinen Figuren immer wieder im täglichen Leben und bestimmt nicht nur in Bayern.

Polt verdingte sich schon einige Jahre allein erfolgreich als Kabarettist und Bühnenschauspieler, bevor er gemeinsam mit Jugendfreund Hans Christian Müller eine sogenannte "Gesellschaft bürgerlichen Rechts zur Erforschung von Angelegenheiten" gründete und Texte, Bücher und Platten verlegte. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft kamen bald Schauspielerin Gisela Schneeberger und die Günzlhofner Kapelle namens "Biermösl Blosn" hinzu.

So, liebe Autoren-Kollegen auf Pagewizz: Ihr werdet es nicht glauben, denn irgendwann früher oder später stieß in diese illustre Gesellschaft auch der euch wohl bekannte Community-Manager der Pagewizz-Seite Achim Thiemermann hinzu. Ja, er hat eifrig in den ersten Fernseh-Sketchen Gerhart Polts mitgewirkt. Einige Ergebnisse dieser schöpferischen Zusammenarbeit könnt ihr in den unten eingestellten Videos sehen. Der Chefkeem spielt in drei Videos mit: In "Fertigschmeck"  als Moderator im Werbespot; in "Im Buchladen" als der Kunde am Anfang und in "Kfz-Werkstatt" als der für Herrn Dr. Zimmermann nachfragende Herr, dem Polt dann "Ja so ein Büffel!" nachruft... Die Sketche aus dieser Zeit sind erstaunlicherweise auch heute noch absolut aktuell und immer noch einfach zum Totlachen. Passend zur Jahreszeit musste noch der Feuerwerk-Sketch hier rein.. The same procedure as every year. Viel Spaß beim Angucken!

Polt-Sketche mit dem Chefkeem und einer aus aktuellem Anlass - Polt-Sketche: Das könnte alles genauso gut heute spielen
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