Ein Politiker wird durch Gerüchte schnell zum schwarzen Schaf

Wussten Sie schon, dass Osama bin Laden einen winzigen Penis gehabt haben soll und dass Adolf Hitler angeblich ein vegetarisch lebender Jude war? Nein? Glückwunsch! Bitte glauben Sie solche Dinge auch weiterhin nicht!

Die Verbreitung falscher Gerüchte hat in der Politik eine lange Tradition. Bereits die zahllosen Konflikte des Mittelalters zwischen geistlichen und weltlichen Herrschern weisen entsprechende Attribute auf. Nicht selten hatten entsprechend forcierte Verleumdungskampagnen sogar Erfolg. Das verdeckte Ziel vieler Urheber war, das Ansehen des Gegners herabzusetzen, um selbst eine bessere Reputation zu erreichen.

In heutiger Zeit haben Gerüchte gegen politische Gegner übrigens noch viel bessere Chancen, dauerhaft verbreitet zu werden. Die modernen Medien machen es möglich. So behauptete der kommunistische Demagoge Oskar Lafontaine 2008 in der Sendung "Anne Will", Bundeskanzlerin Angela Merkel habe in Moskau studiert und sei "FDJ-Sekretärin für Propaganda und Agitation" gewesen. Wahr ist: Die Bundeskanzlerin war wie die meisten Jugendlichen in der DDR Mitglied der FDJ. Wie fast alle Schüler musste sie daher gelegentlich eine Wandzeitung gestalten – also ein paar Zeitungsbilder ausschneiden und anpinnen. Angela Merkel studierte auch nicht in Moskau, sondern in Leipzig.

Dennoch geistert Lafontaines dreiste Lüge seitdem durch das Internet. Wer sie verbreitet, tut es oft wider besseren Wissens, wie man am fehlenden Impressum solcher Webseiten erkennen kann. Selbst Uwe Steimle, ein der Linken nahestehender Kabarettist aus Sachsen, der gern die Ostalgie beschwört, erzählte dem Publikum in seinem Programm "Heimatstunde" ungeniert die Fabel von der Kanzlerin und ihrem Moskau-Studium. *

Gerüchte über unmenschliche Verbrechen

Ein bis heute gern verbreitetes Gerücht betrifft beispielsweise den Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250): Angeblich wollte der Herrscher die so genannte Ursprache herausfinden und machte ein Experiment mit mehreren Neugeborenen. Die Babys wurden bestens versorgt. Nur gesprochen werden durfte mit ihnen nicht. Zur Durchsetzung dieser Bedingung entfernte man den Ammen die Zunge. Doch alle Kinder starben, weil ihnen die verbale Zuwendung fehlte.

Allerdings ist der weltoffene Kaiser lediglich die prominenteste Zielperson dieser uralten Mär, welche sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Doch auch in neuerer Zeit greift man offenbar gern auf Babys als angebliche Opfer zurück, um einen Gegner besonders abscheulich erscheinen zu lassen:

In Vorbereitung des Zweiten Irakkrieges kam es im Oktober 1990 zu einem dramatischen Fernsehauftritt: Eine "Krankenschwester" berichtete unter Tränen, irakische Soldaten hätten kuwaitische Säuglinge aus den Brutkästen gerissen und getötet. Peinlicherweise stellte sich heraus, dass die angebliche Zeugin in Wahrheit die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA war...

Stalins wenig zimperlicher Umgang mit anderen Menschen ist hingegen allgemein bekannt. Dennoch gab es auch in dieser Hinsicht erfundene Geschichten über den Diktator. Man behauptete beispielsweise, Stalin ließe denjenigen erschießen, der bei seinen Auftritten zuerst mit dem Beifall aufhöre. Die Folge: Stundenlanger, für den Staatschef äußerst ermüdender Applaus. Der genervte Diktator ging schließlich sogar dazu über, mit einer Glocke das Ende des bestellten Jubels anzuzeigen... Noch beliebter als angebliche Gräueltaten ist jedoch seit Jahrhunderten die sexuelle Herabwürdigung des Gegners:

Sexuelle Schmähungen

Die großen und erfolgreichen Frauengestalten der Weltpolitik konnte über Mangel an Gegnern meist nicht klagen. Auch der deutschstämmigen Zarin Katharina II. (1729-1796) erging es so. Doch die engagierte Herrscherin sorgte teilweise selbst dafür, dass ihr Ruf erheblich litt. Ihr ausgeprägtes Liebesleben steigerte die Glaubhaftigkeit eines typischen Standardvorwurfs: Sexuelle Abartigkeit. Unter anderem ist bis heute das Gerücht anzutreffen, die Zarin habe Sex mit einem Pferd gehabt. Die anatomischen Schwierigkeiten der Angelegenheit werden dabei geflissentlich übergangen...

Selbst im 20. Jahrhundert dienten sensationelle "Sex-Enthüllungen" noch als politisches Propagandamittel. So löste der Publizist Maximilian Harden die Eulenburg-Affäre aus, indem er Freunde von Kaiser Wilhelm II. der Homosexualität bezichtigte. Der große britische Staatsmann Winston Churchill wiederum steht bis heute unter dem "Verdacht" der Bisexualität, weil er sich zu einigen unvorsichtigen Äußerungen hinreißen ließ. Somit verwundert es wahrscheinlich wenig, dass auch die große Hassfigur der Geschichte, Adolf Hitler, zum Ziel sexueller Herabwürdigung wurde:

 

Sexuelle Gerüchte über Hitler hatten bei seinen Gegnern Hochkonjunktur

Gerüchte über Adolf und Co.

Über Adolf und seinen kleinen Freund gibt es zahlreiche Geschichten, obwohl keine davon jemals von kompetenter Seite bestätigt wurde. Man bezichtigte den Diktator der Impotenz. Ach ja, schwul oder mindestens bi soll er natürlich auch noch gewesen sein...

Das bekannteste Gerücht über Hitlers Männlichkeit bezieht sich allerdings auf einen fehlenden Hoden und bewirkte sogar, dass die Überreste des Führers von den Sowjets gerichtsmedizinisch entsprechend untersucht wurden. Nach einem Bericht aus dem Jahr 1968 konnte der linke Hoden tatsächlich nicht aufgefunden werden, was eine amerikanische Universität (wie auch immer) 1972 bestätigte. Die Wahrheit des Gerüchts ist durch eine bloße Unauffindbarkeit natürlich keineswegs bewiesen. Dennoch existiert in Großbritannien bis heute folgender Reim: "Hitler hatte nur ein Ei, Göring hatte deren drei. Himmler hatte nur ganz kleine, und der Goebbels hatte keine!" Na ja, deftig und reichlich seltsam war der britische "Humor" eben schon immer...

 

*Auftritt am 25. 03. 2016 in der Stadthalle Limbach-Oberfrohna

 

Donky, am 28.11.2011
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