So fangen die Fasnachtstage an

Die Fasnacht in Luzern beginnt mit einem sogenannten Urknall. Gegen fünf Uhr morgens versammeln sich etwa zehntausend Menschen auf einem relativ kleinen Kapellplatz. Oberhalb des Platzes hängen große Taschen, gefüllt mit Konfetti. Genau um fünf Uhr morgens  erscheint ein heller Blitz über dem Vierwaldstättersee. Sofort danach erschallt der ohrenbetäubende Knall. Zur gleichen Zeit springen die großen schwarzen Taschen auf. Der ganze Platz ist dann in kürzester Zeit mit buntem Konfetti bedeckt. So fangen die Fasnachtstage an. Übrigens sagt ein Luzerner, dass man nicht über Fasnacht sprechen, sondern die Tage einfach erfahren sollte.

Guggenmusik (Bild: Andre Dierick)

Platz-Konzert (Bild: Andre Dierick)

Guggenmusik in der ganzen Stadt

Was danach passiert ist wirklich unvorstellbar. Plötzlich kommen von überall viele Musikgruppen zu Vorschein. Sie haben in den Seitenstraßen gewartet auf den Urknall. Dann kommt erst eine Gruppe zum überfüllten Kapellplatz und trotz des großen Gedränges weichen die Leute zurück. Ein Teil der Menschen folgt der Musikgruppe. Aber etwas später erscheint wieder eine andere Gruppe aus einer Seitenstraße. Und so sind innerhalb kurzer Zeit alle Straßen des ganzen Zentrums voller Menschen und immer neuer Gruppen.

Instrumente auf Karren

Bei jeder Musikgruppe laufen sechs bis zehn Schlagzeuger mit. Einige sind Trommler,  andere haben eine ganze Menge Becken, Tamburins und Kuhglocken bei sich, die auf einer Art Karren befestigt sind und die man mit dem Bauch vorwärts schiebt. Währenddessen bewegen sich die Hände von links nach rechts über die Instrumente. Die faszinierende Musik inspiriert die Menschen im Takt der Musik herumzuspringen. Hinter diesen Trommlern kommt die Blasmusik die auf den Rhythmus der Trommler eine schräge Melodie spielt.

Auf Karren

Auf Karren (Bild: Andre Dierick)

Rezept von Josef Ebinger

Im Jahre 1947 hat Josef Ebinger das Rezept für die erste Gruppe, wie hierunter vermeldet, beschrieben (Zitat aus dem Buch: "Luzerner Fasnachtsbuch"): 

 

Luzerner Fasnachtsbuch

"Guugger-Rezept"

Man nehme dreißig bis vierzig Menschen beiderlei Geschlechts, drücke ihnen ebenso viele verbeulte Instrumente aus den abgetakelten Beständen der Feldmusik Ebersecken in die Hand, versichere sich der Tatsache, dass allerhöchstens zehn Prozent der Mitwirkenden des Musizierens wirklich kundig sind und nenne das Thema, beispielsweise das Lied : "Wer hat dich, du schöner Wald". Das übrige ergibt sich von selbst: eine wilde Orgie verirrter Melodien; wenn etwas stimmt dran, dann höchstens der Takt, skandiert von leidgewohnten Trommeln, lebenslang misshandelten Pauken und schicksalsergebenen Schellenbäumen."

 

Monster-Konzert

Monster-Konzert (Bild: Andre Dierick)

Ungefähr hundert Gruppen

Mit diesem Rezept war, während der Fasnacht von 1947, innerhalb weniger Stunden eine Musikgruppe gebildet. Ihr erster Auftritt war nicht in Luzern, sondern in Zürich.

In den Jahren danach entstanden mehr Gruppen, eine nach der anderen. Während eines Monster-Konzerts, in der letzten Nacht der Fasnacht, ziehen jedes Jahr ungefähr hundert Gruppen durch die Straßen von Luzern. Der Umzug dauert fast drei Stunden. In bunten Kostümen und mit seltsamen Masken musizieren sie für das Publikum. Die große Menge Zuschauer umfasst mindestens 30.000 Menschen.

 

Monster-Konzert

Monster-Konzert (Bild: Andre Dierick)

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