Man nehme ein frisches Hähnchen, das vielleicht auch ein Hühnchen ist, denn die Geflügelbranche nennt alle Hühnervögel zwischen 800 g und 1200 g "Hähnchen" und schert sich nicht um das Geschlecht. Meine frischen Hühnchen/Hähnchen beziehe ich aus dem Supermarkt. Sie werden in verschweißten Plastikbehältern angeboten und sind mit einem Gummiband gefesselt, damit sie in der Kühlung nicht randalieren.

Man nehme also ein Hähnchen, entfessele es, wasche es innen und außen und trockne es ab. Zum Abtrocknen nehme ich ein sauberes Handtuch, das mir für die weitere Präparation auch als Unterlage dient und danach sofort in die Wäsche kommt.

Man entferne eventuell vorhandenes Fett und schneide den Bürzel ab. Manche lassen auch alles dran, aber hier soll es ja fettarm zugehen.

Man bestreue das Hähnchen mit einer fertigen Gewürzmischung seiner Wahl.

Das Hähnchen auf seinem Weg in den Backofen

Gleich geht es los

Man setze das Hähnchen auf den Oberspezialsuperduperhähnchenbräter und gebe eine halbe Tasse Wasser hinzu.

Man schiebe den unglaublich tollen, genialen Hähnchenbräter mit samt dem darauf thronenden Hähnchen in den Backofen und schalte 200 Grad ein. Vorheizen nicht nötig.

Man warte 60 bis 70 Minuten je nach Größe des Vogels.

Fertig ist der Sitzhahn.

Man esse.

Pralle Schenkel

Hähnchen vom Küchengrill bei meiner Mama vs. Hähnchen im Backofen bei mir

Drehhuhn

Irgendwann Mitte der 60er Jahre waren meine Eltern vom Hähnchenwahn besessen. Es wurde ein elektrischer Küchengrill angeschafft. Dieses Gerät ähnelte dem heutigen gastronomischen Hähnchengrill, war zwar kleiner als dieser, nahm aber auf der Arbeitsplatte der Küche immer noch reichlich Raum ein.

Ab diesem Zeitpunkt gab es jeden Sonntag Hähnchen. Jeden Sonntag. Meine Mama musste den Vogel auf den Bratspieß schieben und ihm vorne und hinten eine zweizackige Klammer in den Leib rammen, damit er auf dem Spieß fixiert war. Er wurde in den blinkenden Edelstahlgrill eingehängt, die Glasscheibe davor geklappt. Auf Knopfdruck ging es los, das eingeklemmte Hähnchen drehte sich unter rot glühenden Grillstäben. Nach zehn Minuten wurde das Tier zum ersten Mal mit einer Ölmarinade eingepinselt, dann wiederholt alle 10 Minuten, bis es gar war. Das Öl vom Pinsel und das Fett vom Hähnchen tropften nach unten ab in eine Pfanne, spritzten von dort aber gleich wieder hinauf an die glänzenden Wände des Gehäuses sowie an die Glasscheibe. War das Drehhuhn fertig, war der ganze Grill von oben bis unten einges...chmutzt, eine Riesensau...bermachherausforderung, und Mama oder eines von uns Kindern stand nach der Mahlzeit in der Küche und schrubbte. Von der Entfernung der Spießklammern und dem Abstreifen des Vogels vom Spieß will ich nur soviel berichten, dass auch hierfür eine Arbeitsfläche notwendig war, die hinterher gesäubert werden musste. Einmal rutschte das Drehhuhn auch gleich in elegantem Schwung auf den Küchenfußboden.

Sitzhuhn

Völlig anders verhält es sich bei meinem Hähnchen im Backofen, dass sicher und sauber auf seiner Schale sitzt, weshalb ich es auch gerne "Sitzhuhn" oder "Sitzhahn" nenne. Ein paar Handgriffe wie oben beschrieben, schon sitzt es auf seinem Bräter und verlangt nichts weiter, als in den Backofen geschoben zu werden. Dort verharrt es in aller Ruhe und gewinnt an Farbe. Das Fett rinnt in die Auffangschale und sammelt sich dort, kein Spritzen an die Backofenwände, kein Einpinseln zwischendurch. Nichts.

Oder doch, ein gelegentlicher Blick durch die Backofenscheibe, ob die Prozedur dem Vogel gut bekommt, kann nicht schaden. Mit der angegebenen Zeit von 60 bis 70 Minuten je nach Größe des Sitzhuhns und 200 Grad Umluft erzielt man immer ein wunderbares Ergebnis. Der Hähnchenbräter kann mit auf den Tisch gestellt werden, und man kann dort das Sitzhuhn sowohl mit der Geflügelschere als auch mit dem Messer sehr bequem tranchieren. Er ist nach Gebrauch leicht zu reinigen und verträgt auch die Spülmaschine.

Der Hähnchenbräter ist ein schlau ausgedachtes Hähnchen-ohne-Aufwand-braten-und-servieren-System. Die aufrechte Position sorgt für gleichmäßige Hitzeverteilung und damit regelmäßige Bräunung rundum. Die Keramikspitze, über die der Vogel gestülpt wurde, wird heiß und gart von innen. Das Fett unter der Haut schmilzt zuverlässig ab, und die Haut wird kross. Das Sitzhuhn bleibt saftig.

Und weil sich das gegenüber früher alles zum Besten entwickelt hat, habe ich meine distanzierte Haltung gegenüber Geflügelbraterei nicht nur aufgegeben, ich kann sogar sagen, dass ich zur Hähnchen-Liebhaberin geworden bin. Oder habe ich etwa die Hähnchenobsession geerbt?

Öfter mal Hähnchen im Backofen zubereiten - das "Rezept"

Vorausetzung:

Besitz eines Hähnchenbräters wie oben beschrieben

Zutaten:

1 frisches Hähnchen

Brathähnchen-Gewürzmischung oder aus je 1 Teelöffel Salz, Pfeffer und Paprika die Würze selbst basteln

1/2 Tasse Wasser

Zubereitung:

Hähnchen innen und außen waschen;

innen und außen würzen;

auf die Schale setzen;

das Wasser in die Schale geben;

in den Backofen auf den Rost stellen.

Garzeit:

60 bis 70 Minuten bei 200 Grad Umluft

Dazu passen Reis, über den man das ausgebratene Fett träufeln kann (nicht besonders kalorienarm), ein gemischter Salat und ein kühles Bier.

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