Kostenloser Podcast aus Münster

Hoaxilla: Das skeptische Interview aus Münster!

Im Web finden sich mittlerweile jede Menge Podcasts zu grenzwissenschaftlichen Themen sowie Urban Legends. Umso wichtiger erscheint es, gewissermaßen auch der Gegenseite Gehör zu schenken. Ein kostenloser Podcast, der sich eine gesunde Portion Skepsis an die Fahnen heftete, nennt sich "Hoaxilla: Der skeptische Podcast aus Münster" und wird von zwei jungen Münsteranern betrieben. Alexa und Alexander standen mir für ein ausführliches Interview zur Verfügung, das einen tiefen und höchst interessanten Einblick hinter die Kulissen einer innovativen Podcast-Sendung bietet.

Urban Legends im Visier

Hoaxilla: Alex und AlexaVielen Dank, Alexa und Alexander, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt.

Ihr betitelt euren Podcast "Hoaxilla" als den "skeptischen Podcast aus Münster". Dies wirft natürlich die Frage auf: Weshalb die Betonung auf eure Heimatstadt? Existieren in Münster besonders viele oder ausgefallene Urban Legends?

Hoaxilla: Hmm, der Titel ist eigentlich eher aus banalen Gründen so, wie er ist. Die Lautmelodie klingt besser, wenn man "aus Münster" anfügt. Da Alexa und ich aber auch ein gewisses Mysterium aus unseren Personen machen, fanden wir es zumindest wichtig, durch die Nennung unserer Wahlheimat ein gewisses Maß an Realität zu vermitteln.

 

Mal abgesehen davon fühlen wir uns sehr wohl in Münster, obwohl wir nur "Zugereiste" sind. Leider hat Münster außer den üblichen dunklen Flecken der Geschichte wenig Mysteriöses zu bieten.

 

 

Eine der SkeptiCats von HoaxillaAuf eurer Homepage wird euer "Team" vorgestellt. Dazu gehören auch die "SkeptiCats". Welchen Beitrag leisten die beiden bei eurer Arbeit?

Hoaxilla: Wir finden, dass Katzen unglaublich skeptisch schauen können, wenn sie wollen. So kamen wir auf die Bezeichnung "SkeptiCats". Sie "helfen" uns übrigens auch bei den Aufnahmen zum Podcast, wie man sicher manchmal hören kann. Außerdem sagte schon Rudi Carrell, dass Kinder und Tiere Sympathieträger sind, und diesen Effekt wollten wir ausnutzen.

 

Urban Legends als Ausgangspunkt

Die HoaxmistressWann und wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, einen skeptischen Podcast zu produzieren?

Hoaxilla: Das Ganze nahm zu Beginn des Jahres 2010 seinen Anfang, als mir (Alexander) eine Arbeitskollegin eine Geschichte erzählte, von der ich sofort den Eindruck hatte, dass es sich um eine Moderne Sage (Urban Legend) handelte.

Nachdem ich mit Alexa gesprochen hatte, teilte sie sofort diese Ansicht. Parallel dazu hatten wir uns seit geraumer Zeit mit den Skeptikern weltweit beschäftigt und dazu passende Podcasts gehört.

Irgendwann sagte ich zu Alexa: "Lass uns doch einen Podcast zu Urban Legends machen!"


Ich (Alexa) habe mich erst ein bisschen gesträubt, aber mittlerweile macht es richtig Spaß und das Lampenfieber hält sich in Grenzen! Es ist schön, auf diese Weise unseren Vorbildern (vornehmlich den Machern von Skeptic´s Guide to the Universe) ein wenig nachzueifern und vielleicht sogar einen (wenn auch bescheidenen) Beitrag zu Aufklärung und Wissenschaftskommunikation zu leisten.

Kritik an der Esoterik-Lobby

Der HoaxmasterIn "Hoaxilla" beschäftigt ihr euch insbesondere mit paranormalen Themen wie UFOs oder Kornkreisen. Seht ihr bei euren Bemühungen, Licht ins Dunkel so vieler vermeintlicher Rätsel zu bringen, Fortschritte oder habt ihr eher den Eindruck, dass beispielsweise Esoteriker ohnehin nicht an der ernüchternden Wahrheit hinter vielen "mysteriösen Phänomenen" interessiert sind?

Hoaxilla: Naja, zunächst müssen wir erwähnen, dass wir uns auch sehr regelmäßig mit Figuren bzw. Ereignissen aus der Historie beschäftigen, von denen man natürlich gehört hat, aber nur eher nebulös die Fakten kennt, zum Beispiel Jack the Ripper.

Aber zur Ausgangsfrage: Wahre Gläubige von esoterischen Phänomenen werden wir mit unseren Sendungen sicherlich nicht davon überzeugen können, nicht an unwissenschaftliches Gewäsch zu glauben, sondern sich auf die wissenschaftliche Evidenz zu konzentrieren. Für diese Gruppe machen wir unsere Sendung aber auch nicht.

 

Uns geht es primär darum, den "Unentschlossenen" die Möglichkeit zu geben, sich in unterhaltsamer Art wissenschaftlich über "paranormale" Phänomene zu informieren und zu entdecken, dass das Aufklären dieser Phänomene genauso spannend sein kann, wie die Phänomene selber.

 

Nebenbei können wir so die "skeptische" Denkweise quasi "subliminal" vermitteln.

Ein kleines Beispiel: Eine Freundin äußerte im Gespräch in etwa folgendes: "Wusstest du, dass die meisten Selbstmörder, die von der Golden Gate Bridge springen, auf die Skyline von San Francisco blicken? Hab‘ ich mal gelesen! [kurze Pause] Moment, woher wollen die das eigentlich wissen? Wenn die erst mal im Wasser liegen, wie will man´s da nachprüfen und beweisen?"

Ein gutes Beispiel für die skeptische Denkweise!

 

 

Ihr bearbeitet ein sehr breites Themenspektrum. Gibt es dennoch Themen, die ihr ganz bewusst ausklammert, da sie euch etwa zu makaber erscheinen oder ihr Angst habt, dass sich manche Menschen gekränkt oder beleidigt fühlen könnten?

Hoaxilla: Nein, eigentlich nicht. Unsere Aufgabe ist es aufzuklären, nicht zu kränken, zu beleidigen oder zu polemisieren. Es gibt allerdings einige Themen, die wir aktuell scheuen, weil die Gefahr bestehen könnte, verklagt zu werden. Da fehlt uns noch ein Rechtsanwalt als Fan, der uns in diesem Fall verteidigen kann! :-)

                       

Die unvermeidliche Gretchenfrage: Hattet ihr selbst schon einmal ein Erlebnis, das man als paranormal bezeichnen könnte und für das ihr keine rationale Erklärung gefunden habt?

Master: Nein, leider nicht! Das einzige, was mich völlig überrascht, ist der Erfolg unseres Podcasts.

Mistress: Ich muss sagen, leider nicht. Ich weiß noch genau, wie ich auf Studienfahrt in Schottland in einem angeblich bespukten Schloss die ganze Nacht auf eine Geistererscheinung gewartet habe … Ich war vornehmlich enttäuscht, dass ich hinterher nix zu erzählen hatte, aber auch ein kleines bisschen erleichtert – ich bin, was solche Dinge angeht, etwas schreckhaft! Das ist natürlich doppelt peinlich, wenn man sich als Skeptikerin bezeichnet! :-)

 

 

Prost: Der Cola-Mythos!Als Betreiber eines skeptischen Podcasts übt ihr zwangsläufig Kritik an popkulturellen Mythen und Ansichten. Habt im Gegenzug ihr bereits Kritik von Hörern einstecken müssen, und falls ja, an welchem Thema entzündete sich diese?

Hoaxilla: Sicherlich wird in unserem Forum auf der Homepage auch mal Kritik geübt, bzw. mal die eine oder andere kritische Mail geschrieben, aber schlimm finden wir das nicht. Einmal ging es zum Beispiel um die Coca- Cola-Mythen. Es wurde im Forum über einzelne Punkte diskutiert, aber sehr konstruktiv. Und genau dafür ist das Forum ja auch da! Wir glauben aber eher, dass die Esoterik-Lobby uns ignoriert bzw. noch nicht zur Kenntnis genommen hat. Grundsätzlich scheuen wir uns natürlich vor keiner Diskussion, zumal man dadurch ja auch eine Menge dazulernen kann.

Ouija-Brett: Harmloses Spielzeug?

Hinter den Kulissen von HoaxillaNach wie vor boomen grenzwissenschaftliche Bücher und Filme. Wo ortet ihr die Wurzeln dieser Faszination für das Übersinnliche? Handelt es sich um eine Flucht aus der tristen Realität, geschickte Manipulation durch jene, die daran verdienen, oder steckt etwas ganz anderes hinter diesem Boom?

Hoaxilla: Der Mensch wird unserer Meinung nach von Mythen magisch angezogen. Das liegt offensichtlich in unserer Natur. Wir sind da sicherlich keine Ausnahme.

 

Es würde den Rahmen sprengen, dieser Faszination auf den Grund zu gehen. Wichtig ist, dass es sich nicht um ein Phänomen unserer Zeit handelt (wir tendieren dazu, solche Dinge nur auf uns und unsere Generation zu beziehen),  sondern sich im Kampf der Aufklärung gegen den Aberglauben im 18. Jahrhundert, in den Séancen der feinen Gesellschaft des 19. Jahrhundert, im UFO-Hype der 40er Jahre des 20. Jahrhundert, etc. widerspiegelt. Man könnte noch viele weitere Beispiele nennen.

 

Ohne jetzt in Plattitüden zu verfallen: Die Geschichte ist durchzogen vom Widerstreit zwischen der wissenschaftlichen Aufklärung und dem menschlichen Bedürfnis nach Nervenkitzel, Unterhaltung und Geheimnissen. Wichtig ist für unsere Arbeit ist allerdings, wie man dann diese Mythen bewertet.

 

Ein zweiter Aspekt ist sicherlich die Tatsache, dass unsere moderne Welt immer komplexer wird und niemand mehr alles erklären kann, was sich in ihr befindet. Wenn nun jemand eine einfache monokausale Erklärung liefert, dann sind viele Personen geneigt, dieser, wenn auch falschen Erklärung, eher Glauben zu schenken, als einer komplexen naturwissenschaftlichen Erklärung, die man vielleicht gar nicht verstehen kann.

Beide Aspekte zusammen können natürlich dazu führen, dass leichtgläubige Personen Scharlatanen auf den Leim gehen, die aus dieser Naivität Profit schlagen. Aber auch das ist (leider) nicht neu.

 

 

Merchandising-ArtikelEines der bekanntesten und populärsten Hilfsmittel, um angeblich mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten, ist das Ouija-Brett. Seht ihr darin lediglich ein unterhaltsames Spielzeug – als das es ursprünglich entwickelt und verkauft wurde – oder können von einem Ouija-Brett Gefahren für psychisch labile Teilnehmer ausgehen?                      

Hoaxilla: Auf Grund der Ausführungen zur vorherigen Frage können wir Folgendes feststellen: Auch wenn das Spiel mit der "Geisterwelt" in erster Linie unterhaltsam zu sein scheint und sicher gerade auf jüngere Menschen eine große Anziehung ausübt, ist es unserer Meinung nach nicht ganz ungefährlich. Wie im Übrigen auch das Tischerücken, Tarotkarten-Legen und ähnliche Dinge.

 

Die meisten Menschen werden da zwar mit einem gewissen Augenzwinkern herangehen. Aber es gibt sicherlich auch Personen, die eine gewisse Prädestination für die Gefahren und das Suchtpotential solcher "Spiele" haben. Allerdings kann niemals nur dieser eine Faktor ausschlaggebend für eine negative Reaktion sein, sondern es spielen noch einige andere Einflüsse aus dem Umfeld eine Rolle. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, zu vermitteln, wie diese Dinge funktionieren oder vielmehr nicht funktionieren.

Kostenloser Podcast ohne Werbung

Das Hoaxilla-TeamIhr produziert eine "Hoaxilla"-Folge pro Woche. Wie lange dauert es, angefangen von der Themenauswahl bis zum Upload der fertigen Episode, bis eine Folge "im Kasten" ist?

Hoaxilla: Also im Prinzip fangen wir mit der Vorbereitung an, wenn die vorherige Folge im Netz ist, sprich montags. Wir besprechen dann, welches Thema wir nehmen, dann beginnen wir mit der Recherche und zuletzt suchen wir dann eine Story der Woche aus.

 

Meistens dauert das die ganze Woche (natürlich nicht rund um die Uhr, wir haben ja auch noch einen Job nebenbei:-) ) bis wir dann am Sonntag wieder aufnehmen, schneiden und ins Netz stellen. Es ist ein ewiger Hoaxilla-Kreislauf. Wenn wir natürlich eine Interview-Folge machen, dann dauert die Vorbereitung wesentlich länger. Dann kommen auch noch Dinge wie Terminabstimmung und Ähnliches hinzu.

 

Kostenloser Podcast

Euer Podcast ist nach wie vor zur Gänze kostenlos und werbefrei. Einige US-Podcaster sind dazu übergegangen, neben der Platzierung von Werbung auch Gebühren für den Download ihrer Sendungen zu verlangen. Ist die Versuchung nicht groß, für euren betriebenen Aufwand eine kleine finanzielle Entschädigung zu erhalten?

Hoaxilla: Eine Werbeplatzierung im Podcast selber kommt für uns nicht in Frage. Wir hätten das Gefühl, dadurch unfrei in unseren Entscheidungen zu sein. Auch hätten wir womöglich keinen Einfluss auf die Anzeigen, die da geschaltet werden. Die Unabhängigkeit, die wir im Augenblick genießen, möchten wir uns gerne erhalten. Um ehrlich zu sein, hegen wir natürlich trotzdem den Traum, von unserem Projekt, in dem ja viel Herzblut steckt, leben zu können. Wenn wir Werbung machen sollten, dann nur für Dinge/Seiten, hinter denen wir stehen. Außerdem darf nie der Eindruck entstehen, dass die Inhalte unserer Sendung "gekauft" sind.

 

Wir nutzen allerdings seit einiger Zeit das Amazon-Partnerprogramm, wenn wir auf Filme oder Bücher zu unseren Sendungen verlinken.

 

 

Hoaxilla empfiehlt!

Welche Podcasts oder Websites empfehlt ihr kritischen Hörern und Lesern?

Hoaxilla: Oha, da gibt es 'ne Menge! Also hier nur mal eine Auswahl:

Der Skeptic's Guide war unsere direkte Inspiration für Hoaxilla. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Podcasts, die wir empfehlen können, zum Beispiel:

 

Mehr dazu und auch die Lieblingspodcasts unserer Hörer gibt's im Hoaxilla-Forum.

 

 

Liebe Alexa, lieber Alexander, ich bedanke mich vielmals für das Interview und wünsche euch mit "Hoaxilla" weiterhin viel Erfolg!

Hoaxilla: Wir danken auch für die Gelegenheit, uns unseren Hörern etwas ausführlicher vorzustellen.

 

Link: Hoaxilla - Der skeptische Podcast aus Münster

 

(c) des Bildmaterials: Hoaxilla

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